190 Schafe leben im Stall der Familie Zimmermann in Buochs NW. Der Stall steht gleich neben dem Wohnhaus der Familie und ist dazu nur 100 Laufmeter von der Käserei Langentannen entfernt. Doch trotz dieser Nähe zur Zivilisation sprang in der Nacht von Sonntag auf Montag mutmasslich ein Wolf in den Auslauf des Schafstalles und riss ein Tier. Der Wildhüter habe dies anhand der Rissspuren bestätigt.
«Bei diesem Anblick lief es mir kalt über den Rücken runter»
Gefunden wurden die wenigen Überreste des Tieres von Schäfer Bruno Zimmermann. Als er am Montag um sechs Uhr morgens vier seiner Schlachtlämmer verladen wollte, bemerkte er, dass sich die Tiere nicht mehr getrauten, in den frei zugänglichen Auslauf zu gehen. Auf diesem Auslauf fand Bruno Zimmermann dann in der Dunkelheit die Überreste eines seiner Jungschafe.
«Bei diesem Anblick lief es mir kalt über den Rücken runter», erinnert sich der Nidwaldner Schafbauer zurück. Seine Tiere seien zwar aktuell immer noch angespannt, hätten sich aber glücklicherweise mehrheitlich wieder beruhigt. «Der Wolf muss während der Nacht über eine Erhöhung in den Auslauf reingesprungen sein. Ich vermute, dass die anderen Schafe vor Schreck sofort durch den Streifenvorhang in den Stall rannten», so Bruno Zimmermann weiter.
Der Wolf habe wohl vor diesem Streifenvorhang Respekt gehabt. «Ich will mir lieber nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn das Raubtier auch in den Stall eingedrungen wäre.»
Tiere dürfen über Nacht nicht mehr ins Freie
Dass er sich als Tierhalter bei einem direkten Kontakt laut der aktuellen Rechtslage nicht einmal gegen den Wolf hätte wehren können, gebe ihm zu denken. Ein Verteidigungsschuss sollte in solchen Situationen möglich sein, so der Landwirt. Als Sofortmassnahme stellte Bruno Zimmermann rings um den Auslauf noch ein stromführendes Weidenetz auf. Zudem wird nun den Tieren über die Nacht der Zutritt in den Auslauf verwehrt. Der Tierverlust auf dem Hof der Familie Zimmermann war das zweite Ereignis innerhalb von zwei Tagen in der Region. Am vergangenen Samstag wurden auf einer Weide in Beckenried bereits zwei tote Schafe aufgefunden.
Nachgefragt: «Es war nicht die Frage ob, sondern nur wann und wo»
BauernZeitung: In Buochs wurde ein Schaf in einem Stallauslauf gerissen. Waren sie von dieser Meldung überrascht?
[IMG 2] Miriam Grab-Iten: Dass ein Tier in einem Tierauslauf gerissen wird, überraschte mich nicht. Es war nicht die Frage ob, sondern nur wann und wo. Es gab im vergangenen Jahr auch in der Westschweiz ein ähnliches Ereignis. Unschön ist es, dass sich Betroffene in so einer Situation nach der aktuellen Gesetzeslage nicht einmal für ihre Tiere wehren dürften. In solchen Konstellationen müsste ein Verteidigungsschuss möglich sein. Dazu kommt, dass nach Gesetz Nutztiere, die sich in Ställen oder auf befestigten Auslaufflächen befinden, als geschützt gelten.
Der Wolf drückt ins Tal. Der betroffene Nidwaldner Landwirt hat nun aus Sorge um seine Tiere die Stallumgebung noch zusätzlich mit einem Weidezaunnetz gesichert. Das erscheint sinnvoll?
Verantwortungsvolle Tierhalter wollen ihr Vieh möglichst schützen. Dass aber nun Ställe im Tal wegen eines Raubtieres eingezäunt werden müssen, ist aus Sicht des Initiativkomitees «Nationale Wolfsinitiative» eine fatale Tendenz. Es wird immer erzählt, wie scheu die Wölfe sind und dass sie die Nähe zum Menschen meiden.
Wölfe können neu präventiv reguliert werden, im Wallis wurden im vergangenen Winter gegen 30 Tiere geschossen. Braucht es ihre Initiative noch?
Es wurden in der Schweiz im vergangenen Jahr mehr Jungtiere geboren, als Wölfe abgeschossen wurden. Somit steigt die gesamte Wolfspopulation weiter an. Zudem fordern wir vom Initiativkomitee, dass auffällige Wölfe von Betroffenen situativ entnommen werden können und nicht nur über den Winter. Älpler oder der jetzt betroffene Nidwaldner Landwirt müssten bei Kontakt mit Wölfen schnell reagieren können.

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