An den Tierspitälern in Bern und Zürich gibt es je eine Schweineklinik. Dort werden angehende Tierärztinnen und Tierärzte ausgebildet und es wird geforscht. Entsprechend wichtig sind diese den jeweiligen Universitäten angegliederten Abteilungen für die Schweizer Schweineproduktion.[IMG 2]

Kein Unbekannter

Denn Veterinärmediziner, die sich mit Schweinen auskennen, gibt es hierzulande nicht unendlich viele. Umso erfreulicher die Nachricht, dass die Nachfolge von Xaver Sidler, Leiter Abteilung Schweinemedizin an der Uni Zürich, geregelt ist. Der Luzerner Tierarzt und Schweinespezialist führt die Klinik seit 2005, hatte davor eine eigene Nutztierpraxis und geht im August in Pension. Als sein Nachfolger wurde nach einem internationalen Auswahlverfahren Dolf Kümmerlen gewählt.

Der 47-jährige Deutsche ist kein Unbekannter, arbeitet seit 20 Jahren in der Schweizer Schweinebranche und seit 2015 als Stellvertreter von Sidler an der Schweineklinik Zürich. Kümmerlen, bereits sein Vater war Grosstierarzt, setzte von Anfang an auf das Schwein und doktorierte an der Schweineklinik in München. Das Vorstandsmitglied der Schweizer Vereinigung für Schweinemedizin, eine Fachsektion der Gesellschaft Schweizerischer Tierärztinnen und Tierärzte (GST), absolvierte später seine Fachtierarztausbildug an der Schweineklinik der Uni Bern, arbeitet dann für den Schweinegesundheitsdienst SGD und war Mitinhaber einer Grosstierpraxis.

«Die Schweineproduktion der Schweiz ist in Bezug auf Tiergesundheit und Tierwohl international führend, ich möchte dazu beitragen, dass dieser Status erhalten oder sogar ausgebaut wird», begründet der mit seiner Familie im Thurgau wohnhafte Veterinär seine Motivation. Als Abteilungsleiter die Schweinemedizin in Forschung undLehre weiterzuentwickeln und zukünftige Tierärzte in Schweinemedizin auszubilden, sei eine spannende Herausforderung.

Forschung und Lehre

Herausforderungen gibt esgenügend. «Ein Forschungsschwerpunkt liegt derzeit auf der Senkung des Antibiotikaverbrauchs», sagt Xaver Sidler. Und zwar eine Senkung, ohne Tier-gesundheit, Tierwohl oder Lebensmittelsicherheit negativ zubeeinflussen. Dazu gehörten Tierversuche bei der Erforschung von neuen Impfstoffen, Testen von Alternativen als Antibiotikaersatz, Erforschen der Übertragung von Resistenzgenen aus der Gülle auf Boden- und Pflanzenbakterien, Suchen und Austesten von Parametern zur Beurteilung des Tierwohls und der Tiergesundheit, um einige zu nennen.

Studierende begeistern

Der Praxisbezug der Tierspitäler ist gross. Dienstleistungen werden für die gesamte Schweinebranche erbracht. Gesundheitliche Fragestellungen in der Schweizer Schweineproduktion werden komplexer und führen wegen der zunehmenden Betriebsgrösse auch zu grösseren wirtschaftlichen Verlusten. «Wir werden immer wieder von Tierärzten zur Lösungen von komplexen Bestandsproblemen beigezogen», spricht Xaver Sidler ein interessantes Gebiet an. Spannende Projekte an den Schweinekliniken braucht es. Denn angehende Tierärztinnen und Tierärzte sollen im Fach Schweinemedizin «begeistert» und für Herausforderungen der Praxis vorbereitet werden, nennt der neue Leiter Dolf Kümmerlen eines seiner Ziele.