Je weniger Stickstoff in den Kreislauf kommt, desto kleiner sind automatisch die Verluste. Durch eine Absenkung des Rohproteingehalts in der Schweinefütterung lassen sich, so will es auch die Politik mit dem Absenkpfad, Stickstoffverluste reduzieren. Doch in welchem Ausmass wurden die Proteingehalte im Schweinefutter bislang reduziert? Beachtlich, sagt nun eine Arbeit der HAFL von Absolvent Heinrich von Wyl und einem Team um die Tierernährungsspezialisten Tobias Küng, Thomas Kupper und Peter Spring.

2008 und 2021 das Futter analysiert

Peter Spring hat 2008 nämlich die Gehalte von Durchmastfutter, Vormastfutter, Ausmastfutter, Ferkelfutter, Galtfutter und Säugendfutter für verdauliche Energie (VES), Rohprotein (RP), Lysin und Phosphor erhoben. Die Futtermühlen haben ihre Rezepturen zwischen 2008 und 2021 angepasst. Am deutlichsten dort, wo es am einfachsten und sinnvollsten ist, und zwar bei Ausmast, Durchmast und Galtsauenfutter.

Doch der Reihe nach. «Tiefe Rohproteine sind anzustreben, jedoch lässt sich der Rohproteingehalt nicht beliebig senken», schreiben die Autoren der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften. Für eine optimale Leistung brauchen die Tiere Aminosäuren. Aminosäuren sind die Bausteine des Proteins und kommen vor allem in Form von Gerste oder Soja in den Futtertrog. Ein Teil der essenziellen Aminosäuren, etwa Lysin, kann in reiner Form ergänzt werden. So lässt sich auch bei tiefen RP-Gehalten die notwendige Menge an Aminosäuren zuführen. Andere essenzielle Aminosäuren seien kommerziell noch nicht verfügbar und müssten wie nicht essenzielle über das Futterprotein in die Ration gelangen.

Durchmastgfutter nicht mehr zeitgemäss

Um aktuelle Daten mit 2008 vergleichen zu können, wurden von der HAFL elf Futtermühlen angefragt, welche gegen 90 Prozent des Futters für die Schweizer Schweineproduktion herstellen und vertreiben. Nebst den Gehalten konnte basierend auf Angaben für Vormast-, Ausmast- und Durchmastfutter der Anteil Phasenfütterung in der Mast geschätzt werden. Die Gehalte von Phasenfütterungsprogrammen mit einem Vormast-und Ausmastfutter erfüllen die Vorgaben des Ressourceneffizienzbeitrag-Programmes des Bundes. «Unverständlicherweise arbeiten heute noch immer die Hälfte der Betriebe mit Durchmastfutter», schreibt das HAFL-Team in einem Artikel in der aktuellen «Suisseporcs Information». Der Einsatz solcher Durchmastfutter sei schlicht nicht mehr zeitgemäss. Mit 15 g/kg höherem RP-Gehalt als Ausmastfutter verursachen Durchmastfutter in der Endmast zünftige Proteinüberschüsse.

Zurück zu erfreulichen Zahlen. Vergleicht man aktuelle Werte mit den Gehalten für NPr-Futter von 2008, stellt man fest, dass die durchschnittlichen RP-Gehalte in allen Kategorien bei leicht steigenden Energiegehalten gesunken sind. Standardfutter ohne Rohproteinabsenkung sind gänzlich vom Markt verschwunden. In der Schweinemast wurden die Gehalte der Ausmastfutter im Vergleich zu den anderen Futtertypen am stärksten abgesenkt. Und zwar minus 19 g RP/kg seit 2008. Phosphor wurde in der Vormast leicht erhöht, da eine gute Versorgung entscheidend ist für den Knochenaufbau. Auch beim Galtfutter wurde der RP-Gehalt im vergangenen Jahrzehnt deutlich heruntergefahren. Heutige Galtsauenfutter weisen im Durchschnitt einen RP-Gehalt von noch 128 g auf. Die Branche habe Bereiche, in denen grössere Absenkungen gut umsetzbar sind, erkannt und zügig umgesetzt, loben die Wissenschaftler.

Weiteres Potenzial vorhanden

Nebst der Umstellung auf Phasenfütterung gäbe es künftig Potenzial, sobald weitere Aminosäuren auf dem Markt erhältlich sind. Damit könnten RP-Gehalte nochmals gesenkt und die Effizienz gesteigert werden. Schwieriger werde es bei Bio. Dort ist die Verwendung von essenziellen Aminosäuren untersagt. Im Biolandbau gelte es, verstärkt das Potenzial emissionsmindernder Techniken auszuschöpfen. Ein interessantes Forschungsgebiet bleibe weiterhin die Galtphase.