«Wir haben im Moment eher zu wenig Eier», lacht Fritz Stettler am Telefon. Er habe sogar ein paar junge Hennen dazu genommen, um mit der Produktion nachzukommen. Diese legen zwar erst kleine Eier, weg gehen sie trotzdem problemlos. Die Frage, was er nun mit den Eiern mache, welche ihm normalerweise das Kemmeriboden-Bad abkauft, ist schnell beantwortet: «Viele Leute sind zuhause und haben nun offenbar mehr Zeit zum Backen, Kochen und Eierfärben. Jedenfalls brauchen wir im Vergleich zu anderen Jahren Eier wie verrückt».

25 Jahre Eier lang geliefert

Rund 180 Hennen halten Käthi und Fritz Stettler. Traditionell in einem Hühnerstall mit Hof, wie es der landläufigen Vorstellung entspricht. Der Betrieb liegt direkt neben dem Räbloch im Schangnau. Der Hühnerstall wurde damals beim Unwetter überschwemmt, die Hühner ertranken. Seit 25 Jahren beliefern Stettlers ansonsten ohne Unterbrechung das Kemmeriboden-Bad mit Eiern. Fritz Stettler ist einer der vielen lokalen Lieferanten, auf den der Landgasthof setzt und die er auf seiner Homepage den Gästen vorstellt – inklusive der kurzen Transportwege für ihre Produkte. Doch nun mussten wegen des Coronavirus alle Restaurants schliessen, auch der Gasthof Löwen in Schangnau, den Stettlers ebenfalls mit Eiern beliefern und so müssen sie ihre Eier anderweitig verkaufen. Doch gegessen wird trotzdem und offenbar werden beim Kochen auch besonders viele Eier verwendet. Fritz Stettler hofft, dass der Trend auch nach Corona anhält, der Konsument wieder etwas bewusster lernt, mit Lebensmitteln umzugehen, jetzt wo viele zuhause sind und selbst kochen und backen.

Die Nachfrage ist gross

Rund 300 Eier wöchentlich verkaufen Stettlers ans Kemmeriboden-Bad, 22 000 Stück im Jahr. Ausserdem beliefern sie den Gasthof Löwen, einen Volg-Laden und eine Bäckerei. Neu ist nun ein zweiter Volg dazu gekommen. In den Läden ist die Nachfrage nach Eiern stark gestiegen. Allem Anschein nach gehören diese vielerorts in den Notvorrat und zu einer vollwertigen Ernährung. Viele Private kommen direkt ins Schächli und holen ihre Eier persönlich ab. Langjährige Kundschaft, die bewusst Eier von Stettlers Hennen will, Beziehungen, die von gegenseitiger Dankbarkeit geprägt sind, betont Fritz Stettler: «Wir sind froh, können wir so Eier produzieren und an Kunden verkaufen, die ihre Lebensmittel bewusst konsumieren». Vor Ostern war er froh, legen die Hennen weisse Eier, denn zum Färben sind die natürlich besser geeignet und beliebt.

Hennen werden geschlachtet

Einmal im Jahr wechselt Fritz Stettler seine Hennen aus. Auch er muss mindestens 53 Gramm schwere, genormte Eier liefern. Ausserdem seien die Hühner heute so gezüchtet, dass die Produktivität nach einem Jahr stark nachlasse. Die ausgedienten Hennen werden in der Geflügelschlachterei Kopp in Heimisbach geschlachtet. Das Fleisch verkaufen Stettlers teils ab Hof, den Rest isst die Familie.