Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren einen neuen Rindviehstall planen, Bauen und einziehen? Das ist machbar, aber auch herausfordernd.
Familie Blaser und Markus Schafroth, beide Parteien aus Schüpbach BE, halten heute ihre aktuell 69 Kühe in einer Betriebszweiggemeinschaft (BZG). Die beiden Parteien haben schon seit mehreren Jahren durch die Landwirtschaft Kontakt. Die Idee, den Betriebszweig Milchwirtschaft zusammenzulegen, stand bereits vor einigen Jahren im Raum. Im Frühling 2023 wurde aus der Idee ein Bauplan für den neuen gemeinsamen Laufstall. Da der Angestellte von Markus Schafroth kurz vor der Pension stand und Martin Blasers Eltern und Vorgänger auch nicht mehr jünger werden, kam die Realisierung des Projekts gelegen. Beide Parteien legten sich ins Zeug, sodass das Projekt baldmöglichst umgesetzt werden konnte. «Ich sagte einfach: Bevor wir etwas mit dem Bagger machen, will ich das Rechtliche geklärt habe. Das sah Markus Schafroth genau so», betont Martin Blaser. Mitte November 2024 durften die Kühe bereits in den neu gebauten Laufstall einziehen.
Die Hausaufgaben erledigen
Um einen Stall in dieser Zeitspanne Bauen zu können, ist viel Selbstdisziplin erforderlich. «In der Schule hat man manchmal die Lehrer belächelt, wenn sie von der Zielsetzung und Deadlines sprachen. Genau das haben wir uns dann aber zu Herzen genommen und uns gesagt, bis zum Datum XY wollen wir so und so weit sein. Auch wenn wir nicht ganz jedes Ziel erreichen konnten – dies hat uns einen gewissen Druck aufgesetzt, dass wir drangeblieben sind, und hat uns auch geholfen, den Zeitplan einzuhalten. Im Nachhinein würde ich behaupten, diese eigenen Fristen waren das Wichtigste, um das ganze Projekt in einer sehr kurzen Zeit realisieren zu können», erzählt Martin Blaser.
Betriebsspiegel BZG Blaser/Schafroth
Martin und Andrea Blaser mit Kindern Linus, Niklas und Magnus; Markus Schafroth; Eltern von Martin Blaser; ein Lehrling; diverse Helfer, um Spitzen zu brechen
Ort: Schüpbach BE
Viehbestand: Platz für 86 Kühe in neuem Stall, Galtkühe und rund 60 Aufzuchttiere in alten Gebäuden
LN: Blaser und Schafroth total: 73 ha LN (davon sind 46ha ackerfähig) und 30 ha Wald
Blasers und Markus Schafroth haben sich viele Betriebe angeschaut. Auch beim Entscheid für ein gewisses System hielten sie sich an ihre gesetzte Frist. «Das war auch gut so, denn wenn man immer wieder weitere Betriebe anschaut, weiss man irgendwann nicht mehr, was einem am meisten zusagt, und man studiert sich zu Tode», begründet Martin Blaser.
Um mit der Stallplanung zügig voranzukommen, war es ausserdem wichtig, dass man «die eigenen Hausaufgaben erledigt», erklärt der Meisterlandwirt weiter: «Wenn man diese konsequent erledigt, ist auch mit den Behörden sehr viel möglich. Es war sicher von Vorteil, dass wir selbst das Projekt nicht liegengelassen haben. Man kann nicht nur von den Behörden erwarten, dass sie vorwärtsmachen, sondern muss auch die eigenen Hausaufgaben gut und zügig erledigen.»
Von Silofrei zu Silofütterung
Die anfängliche Idee von einem Anbau an den bestehenden Anbindestall musste schon bald verworfen werden. Dass eine automatisierte Fütterung eingebaut werden sollte, war für Martin Blaser aber von Anfang an klar. Etwas länger zur Diskussion stand, ob ein Melkstand oder Roboter eingebaut werden soll. Doch auch da wurde auf die Automatisierung gesetzt. Aufgrund der Anzahl Kühe wurden zwei Melkroboter der Marke GEA eingebaut. GEA wählten Blasers und Schafroth aus Gründen wie Distanz zu der Vertretung, benötigter Platz und Einzelviertelabscheidung. Die bestehenden beiden Anbindeställe werden heute für die Aufzucht und das Galtvieh genutzt. Auch alles Dürrfutter wird dort gelagert. Zuvor fütterten die beiden Betriebe silofrei. Mit der Realisation des neuen Stalls entschied sich die BZG aber, auf Silofütterung umzustellen. Der Hauptgrund dabei war die zunehmende Schwierigkeit, nur Dürrfutter zu produzieren. «Aber auch für den Mais, den wir nun als Silage verfüttern können, bin ich sehr dankbar. Dieser hat mir zuvor für unsere doch je länger, je mehr Holstein-betonte Herde ein bisschen gefehlt», ergänzt Martin Blaser.
Keine Tenne, nur der Futtertisch
Die Fütterung der Herde erfolgt heute nicht mehr per Heugabel. Das Futterband, das je länger, je mehr Aufschwung erhält, hat nicht nur den Vorteil der Zeiteinsparung bei der Fütterung. Ein grosses Plus dieser Automatisierung sind der eingesparte Platz und damit einhergehende Baukosten. Die Futterachse im neuen Stall ist knapp 50 m lang, jedoch nur 65 cm breit. Da dabei der Futtermischwagen einen festen Standort hat und nicht von einem Traktor täglich durch die Futtertenne gezogen werden muss, wird nur ein Futtertisch benötigt, was sehr viel Platz einspart.
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«Wir haben eine grobe ‹Milchbüchlirechnung› gemacht: Für die automatische Fütterung berechneten wir die Kosten für das Futterband, Zuführband, Stationärmischer und die Softwaresteuerung. Für die Fütterung in der Tenne hätten wir hingegen einen Mischwagen mit Traktor, den wir angehängt lassen können, und einen Futterzuschieber benötigt. Hinzu kommt, dass die Tenne nicht nur breiter, sondern auch länger geworden wäre und dementsprechend teurer», erklärt Martin Blaser. Es wäre eine rund 20 m längere Fressachse nötig gewesen. Denn bei nur zweimaligem Futtervorlegen pro Tag durch den Mischwagen hätte ein Fressgitter mit Fixierung eingebaut werden müssen. Ansonsten könnten rangniedrigere Tiere nicht in Ruhe fressen.
Die Milchbüchlirechung musste nicht bis ins Detail durchgerechnet werden, um zu erkennen, dass für die BZG Blaser/Schafroth das Futterband preislich interessanter ist.
Die nächste Frage war: Welche Art von Futterband? Das untenliegende Band überzeugte die BZG nicht, da damit meist nur zwei bis drei Mal pro Tag frisches Futter vorgelegt wird und das Sauberhalten des Futtertischs mühsamer zu sein scheint. So war klar, dass Blaser und Schafroth ein obenliegendes Band einbauen.
Die BZG hat sich für das Fütterungssystem Autofeed von Kurmann entschieden. Ausschlaggebend war das inkludierte Notfallsystem, oder in anderen Worten, die Unabhängigkeit der Software: «Wenn mir die Software über den Haufen fällt, kann ich trotzdem füttern und dem System manuell das Kommando geben», erklärt Martin Blaser.
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Das nun montierte Band legt den Kühen zehnmal pro Tag frisches Futter vor. Futterreste bleiben dabei fast keine mehr übrig. Gefüttert wird vor allem Silage. Dies setzt aber auch voraus, dass das Futter möglichst sauber und ohne Schimmel in den Stationärmischer gelangt, denn «alles, was in der Totalmischration landet, geht auch durch den Magen der Kuh», erklärt Martin Blaser.
BZG bringt viele Vorteile
Obwohl die Betriebszweiggemeinschaft von Blasers und Schafroth noch jung ist, scheinen die beiden auf einem guten Weg zu sein. «Ich behaupte, eine solche Zusammenarbeit bringt viele Vorteile mit sich. Sofern die Chemie untereinander stimmt, kann ich sie empfehlen. Sie ist eine Entlastung in der Organisation und Verantwortung», erwähnt Martin Blaser.
Dank der neuen, automatisierten Systeme im Laufstall habe die körperliche Belastung stark abgenommen, bestätigen beide Landwirte. «Präsenzzeit haben wir sicher nicht weniger als zuvor. Aber beim Melken müssen wir nicht mehr unter jede Kuh kriechen, beim Füttern nicht mehr jedes Kilo hochheben, und das Misten erledigt jetzt der Mistroboter. Diese körperliche Entlastung ist gewaltig: Es klemmt nicht mehr irgendwo im Rücken, Knien oder Schultern.» Der Weg zum neuen Stall war aber nicht immer einfach. Doch Martin Blaser ist zuversichtlich: «Das Wichtigste ist, dass du das baust, was für dich selbst stimmt. Es braucht viel Zeit, Energie und Selbstdisziplin, einfach ins Büro zu sitzen und sich Gedanken über den Stallbau zu machen. Aber ich glaube, es zahlt sich auch sehr aus.»
Tag der offenen Stalltüre der BZG Blaser/Schafroth und Sterchi Landtechnik
Am 17. und 18. Mai 2025 finden auf dem Hof der BZG Blaser/Schafroth die Tage der offenen Türe statt. Alle Besucher sind am Samstag von 11 bis 20 Uhr sowie am Sonntag von 10 bis 16 Uhr herzlich zu einer Stallbesichtigung sowie zum Besuch der Festwirtschaft eingeladen. Am Samstagabend ist ausserdem Barbetrieb bis 24 Uhr.
Organisiert wird der Anlass durch die BZG Blaser/Schafroth und das GEA Solution Center von Sterchi Landtechnik.
Zu sehen gibt es:
- Zwei Melkroboter GEA Dairy Robot R9500
- Stationärmischer und Futterband
- Japy Milchtank
- Royal de Boer Stalleinrichtung
- Joz Mistroboter
Adresse
BZG Blaser/Schafroth
Bubenei 104
3535 Schüpbach