Wie hat sich die Demeter-Landwirtschaft in den letzten Jahren entwickelt?
Verena Wahl: Die Anzahl der Demeter-Betriebe steigt seit einiger Zeit jährlich um zirka 10 % und es gibt immer mehr Demeter-Lizenznehmende aus Verarbeitung und Handel. Wir freuen uns, dass zunehmend mehr Land biodynamisch bewirtschaftet wird und viele Menschen Zugang zu Demeter-Lebensmitteln haben.
Wie viele Betriebe im Jahr steigen von Bio auf Demeter um und wie viele Demeter-Betriebe gibt es aktuell in der Schweiz?
Zurzeit haben wir etwas über 400 Betriebe, die eine Fläche von über 8000 ha bewirtschaften. Im Schnitt stellen jährlich zirka 30 Betriebe um, mit einer Spitze von 49 neuen Betrieben im 2021.
Was sind die Hauptgründe, dass Landwirte auf Demeter umsteigen wollen?
Für viele Betriebe ist der Schritt in die biodynamische Landwirtschaft das Resultat eines langen Prozesses im Kopf und auf dem Betrieb. Dahinter steht die Überzeugung, dass das Wohl der Tiere an erster Stelle steht, dass die Bodenfruchtbarkeit unglaublich wertvoll ist und dass chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel keine nachhaltige Option sind. Diese Überzeugung sehen sie bei Demeter abgebildet.
Was sind bei einer Umstellung die grössten Herausforderungen für die Betriebe?
Wenn Betriebe bisher genetisch hornlose Rinder hatten, so ist die Umstellung ein grosser Schritt – allenfalls sind sogar bauliche Massnahmen nötig. Und Landwirt(innen) mit Legehennen müssen beispielsweise sicherstellen, dass auch die männlichen Küken aufgezogen werden. Auch der Einstieg in die Arbeit mit biodynamischen Präparaten ist eine Herausforderung. Demgegenüber stehen oft sehr zufriedene Kundinnen und Kunden und damit gute Marktchancen und ein zunehmend gesünderer Hof.
Wie sieht es auf dem Absatzmarkt aus, welche Demeter-Produkte werden stark nachgefragt und wo besteht noch Potenzial?
Das Demeter-Marktvolumen ist auch 2021 gut gewachsen – auf knapp 100 Millionen und hat sich damit in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt. Besonders im Bereich Früchte und Gemüse steigt der Absatz schnell, aber auch andere Produktkategorien entwickeln sich gut. Grundsätzlich haben wir auf der Produktionsseite noch einiges an Potenzial.
Wie sieht es den bei der Produktionsseite aus, wo ist eine Sättigung bemerkbar, wo ist die Nachfrage höher als das Angebot?
Ob es genug Absatz für die produzierten Mengen gibt, kommt sehr stark auf die einzelnen Projekte an. Da wir immer noch von verhältnismässig kleinen Mengen sprechen, kann die Lancierung von einem Produkt bereits die ganze aktuelle Produktion abdecken. Wir spüren noch keine Sättigung.
Kommen wir zur Milch. Welche Anforderungen müssen hier die Produzenten für Demeter-Milch erfüllen?
Ein besonders wichtiger Grundsatz ist für uns, dass die Tiere unversehrt bleiben und ihre Hörner behalten. Das Futter ist zu 100 % biologisch und stammt, wenn möglich, vom eigenen Hof. Bei den Wiederkäuern müssen mindestens 80 % des Futters vom eigenen Betrieb kommen. Die BTS- und RAUS-Verordnungen des Bundes sind Pflicht. Damit die gute Qualität der biodynamischen Milch erhalten bleibt, regeln die Demeter-Richtlinien zudem die Verarbeitung streng. Demeter-Milch wird nicht homogenisiert oder standardisiert. Auch ultrahoch erhitzen und ESL-Milch sind verboten.
Wie sehen Sie die Zukunft von Demeter?
Die Art und Weise unserer Landwirtschaft beeinflusst das Klima unserer Erde. Dadurch kommt ihr eine entscheidende Bedeutung zu bei der Frage, ob auch kommende Generationen eine Lebensgrundlage haben. Demeter-Produzentinnen und -Produzenten haben viele Jahrzehnte Erfahrung in klimaschonender Landwirtschaft. Sie sind bei Themen wie artgerechter Tierhaltung, der Züchtung von Zweinutzungsrassen bei Hühnern, regional angepasster Pflanzenzüchtung, Hofkreisläufen und innovativen Wirtschaftsformen immer wieder Pioniere. Den Erfolg davon sehen wir an einem international schnell wachsenden Markt und daran, dass viele der im Demeter-Umfeld entwickelten Methoden von anderen Landwirt(innen), Winzer(innen) und Gärtner(innen) übernommen werden.
