Biosec, so heisst das von der Suisag initiierte Programm zur Biosicherheit mit Zertifikat. Gestartet wurde Anfang Jahr. Gut ein Dutzend Betriebe haben seither die Vereinbarung abgeschlossen bzw. sind zertifiziert. Es gibt auch Betriebe, die sich so gründlich checken lassen wollen von Beratern des SGD, jedoch ohne Aussicht auf ein Zertifikat. So etwa, weil die strengen baulichen Massnahmen aufgrund der Situation vor Ort nicht realistisch sind.
Bei Biosicherheit besser vorbeugen
Biosicherheit kann als die Anwendung von Massnahmen definiert werden, die darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit der Einführung (externe Biosicherheit) und der weiteren Verbreitung von Krankheitserregern innerhalb des Betriebs (interne Biosicherheit) zu verringern. Dazu gehören beispielsweise Zäune, Arbeitskleider, Tierverkehr, Arbeitsabläufe, Aufzeichnungen, Ausbildung Personal usw. «Das Gesetz macht in der Schweiz grundsätzlich wenig Vorgaben beim Thema Biosicherheit», erklärt Tierärztin Nadine von Büren von der Suisag die Ausgangslage. Seit die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Nachbarländern grassiert, sei zwar die Sensibilität gestiegen. Jedes Mal, wenn ein neuer Fall auftrete, schnellen die Benutzerzahlen beim Online-Angebot der ASP-Risikoampel wieder nach oben.
Fokus auf Biosicherheit setzen
Aktuell sind wir in der Schweiz in der angenehmen Situation, von vielen Tierseuchen verschont zu sein. Das wirke sich auf die Biosicherheit auf vielen Höfen aus, sagen Fachleute. Wegen des laufend zunehmenden internationalen Waren-, Personen- und Tierverkehrs nimmt das Risiko eines Seucheneintrags in der Schweiz tendenziell zu. Bewusst seien die Kriterien für das Suisag-Biosec hoch und das Zertifikat anspruchsvoll. Nur so könne eine gewisse Sicherheit des Betriebes attestiert werden. Selbst SGD-AR-Betriebe, diejenigen also mit dem höchsten Gesundheitsstatus aufgrund ihres Platzes in der Zuchtpyramide mit entsprechendem Tierverkehr, müssen teilweise nachbessern.
Sehr guter Gesundheitsstatus in der Schweiz
Biosec werde also heute und morgen nicht der neue Standard werden auf den Schweizer Schweinebetrieben, entgegnet Nadine von Büren Befürchtungen von Produzenten. «Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass es für viele Betriebe mittelfristig umzusetzen ist.» Biosicherheit lohne sich auf jeden Fall für den Einzelbetrieb, so von Büren weiter. Man spreche oft über ASP, es gebe aber viele weitere Seuchen wie die Maul- und Klauenseuche und Erreger wie etwa Brachyspiren, die man lieber nicht im Stall hat und wo eine gute Biosicherheit hilft. Die Schweiz habe sich einen sehr guten Gesundheitsstatus erarbeitet und gehe damit ab und zu ein wenig fahrlässig um. Auch aus diesem Grund habe die Suisag das neue Biosec-Programm entwickelt und stelle damit Biosicherheit wieder in den Fokus.
Kosten und Rabatte
Die Kosten für das Suisag-Biosec betragen im ersten Jahr Fr. 550.–, ab dem zweiten Jahr noch Fr. 450.–. Darin enthalten sind nebst der Zertifizierung ein jährlicher Weiterbildungskurs, ein Beratungsbesuch durch einen SGD-Tierarzt und zehn Prozent Rabatt auf das Material beim Zaun-Team und ebenfalls zehn Prozent Rabatt auf die Prämie der Epidemieversicherung bei Schweizer Hagel. Allein Letzteres kann sich für grosse Betriebe bereits lohnen. Zusätzlich belohnen zwei Kantone die Anstrengungen ihrer Schweineproduzenten. Zug finanziert über das Nachhaltigkeits- und Innovationsprojekt KERB 300 Franken jährlich und der Thurgau unterstützt Betriebe durch die Übernahme des ersten Jahresbeitrags.
Die Anforderungen
Grundanforderungen (müssen zwingend alle vollständig erfüllt werden):
- Sofern Auslauf vorhanden: wildschweinsicher umzäunt (kein Nase-Nase-Kontakt möglich; kein Durchschlupf von Frischlingen möglich; wenn doppelte Umzäunung nötig, dann mind. 1,20 m hoch (empfohlen 1,50 m), Maschendraht oder ähnliches; kein Elektrozaun)
- Silos, Futterlager, Mistplatte und Verladerampe umzäunt (kein Nase-Nase-Kontakt möglich; kein Durchschlupf von Frischlingen möglich)
- Schleuse vorhanden (baulich vor jedem Stalleingang; klarer Schwarz-Weiss-Bereich)
- Zugang zu Schweinen findet nur durch Schleuse statt
- Handwaschgelegenheit vorhanden (Lavabo)
Zu den Grundanforderungen kommen viele Biosicherheitspunkte zu den Bereichen Betriebsstrukturen, Schädlinge, Kadavermanagement, Zutritt zum Stall, Reinigung und Desinfektion oder Umgang mit kranken Tieren.