Mit viel Herzblut bewirtschaftet Familie Bieli den Hof Ebnet oberhalb von Mümliswil im Kanton Solothurn. Stand früher die Milchwirtschaft im Fokus, bilden heute die Vertragsaufzucht von Jungvieh, die Haltung von Mastschweinen sowie die Pferdezucht die Betriebsstandbeine auf dem 20 ha grossen Betrieb.

30 Rinder auf dem Betrieb

30 Rinder der Familie Minder vom Oberhof im solothurnischen Gunzgen sind zur Ganzjahresaufzucht auf dem Hof Ebnet. «Sie kommen im Alter von vier Monaten zu uns, und wenn sie bereit sind zum Kalben, verlassen sie uns wieder. Es ist ein ständiger Turnus, und so sind immer um die 30 Rinder hier», erklärt Gerhard Bieli, der selbst zwei Mutterkühe sein Eigen nennt.

Ein Kalb wird jeweils im Herbst geschlachtet, das andere verkauft oder aufgezogen. Aktuell werden auf dem Hof Ebnet 94 Mastschweine gehalten. Alle Tiere werden durch die Schweinevermarktung Anicom AG abgeholt und geschlachtet. Ein Teil des Fleisches wird anschliessend als sogenannte «Thaler-Schweine» in der Thaler Metzg in Matzendorf SO angeboten. Die Thaler Metzg legt grossen Wert auf regionales Fleisch, ist ein Ausbildungsbetrieb und beteiligt sich an der Ausbildung von Lernenden der Firma Bell.

Eine Familiensache

Zum Ackerbau gehören 1 ha IP-Suisse Winterweizen und 2 ha Kunstwiese. «Die restlichen 17 ha sind Dauergrünland», ergänzt der 61-Jährige. Seine Frau Antoinette ist die gute Seele des Betriebs. Zu ihrem Business gehören die Hühner. Auch Katzen, ein Jack-Russel-Terrier sowie ein Schäferhund gehören zur Familie.

Tochter Géraldine ist 28 Jahre alt und zieht im Herbst ins Stöckli auf dem Hof Ebnet. 2028 wird sie den Betrieb übernehmen. Géraldine hat eine Ausbildung als Detailhandelsfachfrau, die Berufsmatur, die landwirtschaftliche Lehre sowie das Studium zur Agrotechnikerin HF erfolgreich abgeschlossen. Aktuell arbeitet sie zu 80 % bei IP-Suisse in Zollikofen BE und zu 20 % auf dem Betrieb. Schwester Carol führt mit ihrem Ehemann einen landwirtschaftlichen Betrieb im solothurnischen Egerkingen.

Betriebsspiegel Hof Ebnet

Gerhard und Antoinette Bieli

Ort: Mümliswil SO
LN: 20 ha
Ackerbau: 1 ha Winterweizen, 2 ha Kunstwiesen, 17 ha Dauergrünland
Viehbestand: 30 Rinder in Vertragsaufzucht, 6 Pferde (Warmblut und Freiberger), darunter 2 Zuchtstuten, 2 Mutterkühe, 94 Mastschweine
Betriebszweige: Rinderaufzucht, Schweinemast, Pferdezucht und -ausbildung

Alles begann mit der Stute Lotti

Gerhard Bieli ist im solothurnischen Oberdorf aufgewachsen und war von klein auf bei der Feldarbeit mit den Pferden dabei. So erstaunt es nicht, dass die Zucht von Freibergerpferden zu seiner grossen Passion wurde. Seine Stammstute Lotti (Edmond / Deli) kaufte sein Vater als Eineinhalbjährige im Emmental. Die Anpaarung mit dem damaligen Genossenschaftshengst Cabaret war erfolgreich, und der Mümliswiler hatte daraus fünf Fohlen.

In spezieller Erinnerung bleibt das erste Fohlen, eine Stute namens Carmen. Zu ihr hatte der Züchter eine innige Beziehung. Carmen wurde später als Fahrpferd nach Deutschland verkauft, und auch zur nächsten Besitzerin hatte Gerhard Bieli Kontakt und blieb so stets auf dem Laufenden über den Werdegang seiner Carmen. Lotti schenkte insgesamt elf Fohlen das Leben. Zweimal wurde die Stute mit Nagano gedeckt. Daraus gingen die Fohlen Luna und Laguna hervor. Als Dreijährige wurde Luna zur Siegerin Elitejungstute und Sport-Siegerin gekürt. Laguna konnte zahlreiche Erfolge im Fahrsport verzeichnen, war unter anderem an der Schweizermeisterschaft im Gespannfahren der Kategorie S am Start.

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Ein eingespieltes Team

Stute Lotti war nicht nur die Zucht-Begründerin – der Ausnahme-Stute verdankt Bieli auch den Einstieg in den Turniersport. Als eingespieltes Team durften sie in verschiedenen Disziplinen Schleifen sammeln.

Der bekannte Fahrer Daniel Würgler meldete Gerhard Bieli im Jahr 1992 kurzerhand für das Schänzli-Fahrturnier an, und so nahm der Mümliswiler ohne grosse Vorbereitung mit der damals tragenden Lotti die Herausforderung an. Doch es schien zu wirken: Mit seinen selbst gezogenen Stuten Ramona (Cabaret) und Laguna (Nagano) gewann Gerhard Bieli später etliche FM-Finals sowie Promotionsfahren. Er schaffte sogar das Kunststück, am FM-National mit Laurel bei den 4- und 5-Jährigen sowie mit Ramona bei den 6-Jährigen zu gewinnen – womit er an einem Tag mit den beiden Vollgeschwistern siegreich war. Für Bieli macht das Teamwork den Reiz am Fahren aus: «Teil eines schönen Sports zu sein und die Kameradschaft auf den Turnierplätzen zu geniessen.»

50- jährige Zuchtgeschichte

Neben Lottis Nachkommen kamen 1991 mit der Stute Nicole auch Warmblüter auf den Hof Ebnet. Gesamthaft kamen in der 50-jährigen Zuchtgeschichte wohl knapp 90 Fohlen auf dem Hof der Familie Bieli zur Welt. Heute steht die selbst gezogene, 14-jährige Dunkelfuchs-Stute Lagoya vom Ebnet (Nejack) im Stall. Als Dreijährige erhielt sie das Prädikat Elitejungstute und Elitejungstute Sport. 2015 siegte sie im Promotion-Final Fahren mit Gerhard Bieli an den Fahrleinen.

2017 bekam Lagoya vom Ebnet ein Hengstfohlen, und nun wird sie von Géraldine Bieli zum Fahren eingesetzt. An der ersten Vollprüfung im Juni dieses Jahres in Frauenfeld holte das Dreamteam mit Fahrerin Géraldine, Groom Enya Dessibourg und Pferd Lagoya vom Ebnet den dritten Rang. Als Ziel hat sich Géraldine Bieli die Schweizermeisterschaft 2025 gesetzt.

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Erfolge bei den Warmblütern

Lagoya vom Ebnet ist, nachdem die andere Stute diesen Frühling verstarb, zurzeit die einzige Freiberger Zuchtstute bei Bielis. Gerhard Bieli ist nun bemüht, wieder eine Stute aus dieser Linie in den Stall zu holen. Zwei Jährlinge – ein Warmblut und ein Freiberger – sind zur Aufzucht auf dem Hof, dazu kommt ein eigener Warmblut-Jährling.

Fortissimo vom Ebnet (For Romance) ist ein fünfjähriger Warmblüter, der am Feldtest mit den Traumnoten 9/8/9 glänzte und vierjährig mit Géraldine Bieli an der Schweizermeisterschaft für Junge Pferde in der Kategorie Springen teilnahm. Er ist das erste Fohlen aus der Prämienzuchtstute Donna Luna vom Ebnet (Johnson), die von Bielis zur Zucht eingesetzt wird und letztes Jahr das Stutfohlen Dark Rose vom Ebnet (AirKing) bei Fuss hatte.

Einen soliden Grundstein legen

Gerhard Bieli hat sich der Ausbildung von Jungpferden verschrieben und bildet pro Jahr fünf bis sechs Pferde für den Feldtest aus. Er nimmt immer maximal zwei Pferde gleichzeitig in die Ausbildung, um diese gewissenhaft und seriös auszubilden und möglichst täglich mit ihnen zu arbeiten: «Absolviert ein Dreijähriger den Feldtest, vergleiche ich das gerne mit der Fahrprüfung von Autolenkern. Sie haben zwar die Prüfung abgelegt, aber noch keine Routine. Deshalb ist es unerlässlich, den Jungpferden eine solide Basis anzueignen, auf der weiter aufgebaut werden kann».

Gerhard Bieli sieht die Jungpferde aber auch vom Boden aus – amtet er doch für den Schweizerischen Freibergerverband als Fahrrichter, was ihm viel Freude bereitet. «Beim Richten lernt man vieles, kann Vergleiche anstellen, Blender und Talente erkennen und vor allem Erfahrungen sammeln», sinniert der Rösseler. Ihm ist wichtig, dass die Lockerheit des Ganges nicht verloren geht. Der Schritt sei in seinen Augen die wichtigste Gangart: «Wenn Pferde über einen guten Schritt verfügen, fällt ihnen meistens auch der Galopp leicht.»