«Essig wirkt antibakteriell und führt zu einer gesunden Verdauung. Allerdings ist es wichtig, dass reiner Apfelessig verwendet wird», erklärt der Schwyzer Alfred Ulrich neben den friedlich fressenden Mutterkühen. Man merkt dem 69-Jährigen seine Leidenschaft für Apfelessig an. Er setzt schon seit Jahrzehnten in Haus und Stall auf dieses Naturprodukt, welches er selber herstellt. Was für den Mensch gut sei, gelte auch für das Vieh im Stall. Die positive Wirkung auf die Verdauung führe dazu, dass das ganze Immunsystem gestärkt werde.

Apfelessig wird mit Kleie vermischt

Apfelessig hat im neuen Laufstall im Obdorf ob Schwyz eine ganz besondere Bedeutung. Er wird täglich eingesetzt. «Wir mischen jeweils einen Liter Apfelessig mit fünf Kilogramm Kleie, ergänzen dies noch mit Mineralstoffen und verfüttern das den rund 20 Mutterkühen inklusiv Nachwuchs am Futtertisch», erklärt Fredy Auf der Maur, der Schwiegersohn von Alfred Ulrich. Neben dem betriebseigenen Heu, Grassilage, Weidegras und etwas gekaufter Maissilage sind das die einzigen Futterkomponenten, welche auf dem Original-Braunvieh-Mutterkuhbetrieb eingesetzt werden.

Tägliche Einnahme für die Gesundheitsprävention

2018 übernahmen Priska und Fredy Auf der Maur mit den Kindern Nicole, Remo und Lukas den rund zehn Hektaren grossen Betrieb. Auch das junge Betriebsleiterpaar ist überzeugt von der positiven Wirkung des Apfelessigs. «Ich nehme selber jeden Morgen ein wenig mit Wasser verdünnten Apfelessig für meine Gesundheitsprävention», so der gelernte LKW-Mechaniker Fredy Auf der Maur. Essig wirke zudem sofort schmerzlindernd. Schon manche schmerzhafte Quetschung an Fingern konnte er mit Essig schnell lindern.

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Positiv für Gebärmutterreinigung

Der reine Apfelessig wird im Stall nicht nur prophylaktisch täglich am Futtertisch verabreicht. Nach dem Kalben erhält zum Beispiel jede Kuh über mehrere Tage noch zusätzlich rund drei Deziliter zusammen mit Kleie. «Dies unterstützt die Reinigung der Gebärmutter positiv und hemmt Entzündungen», so Alfred Ulrich. Bei Euterentzündungen könne Apfelessig mit Salz gemischt und der betroffene Viertel eingerieben werden. Der Einsatz von Apfelessig führe zu einem glänzenden, glatten Fell und wirke sich auch positiv auf die Fleischqualität aus, so eine weitere seiner Beobachtungen. Der reine Apfelessig habe noch weitere Einsatzmöglichkeiten: Sei sich eine Mutterkuh an diesen gewöhnt, könne damit nach einer Totgeburt das zugekaufte Kalb vor dem erstmaligen Ansetzen eingerieben werden. Dadurch würde dieses von der Kuh besser angenommen.

Natürliche Hilfsmittel werden eingesetzt

Alfred Ulrich hat ein grosses Wissen über gesundheitsfördernde natürliche Mittel. So kennt er viele Heilmittel, welche aus Naturprodukten wie zum Beispiel Tannenreisig oder Kräuter hergestellt werden. «Meine beiden wichtigsten Hilfsmittel waren aber immer Apfelessig und Kleie. Wüssten die Bauern heute noch von deren positiven Wirkungen, würde die Nachfrage nach diesen beiden Produkten stark ansteigen», ist der leidenschaftliche Küher sicher.

Apfelessig selber herstellen
Seit über 30 Jahren stellt Alfred Ulrich, besser bekannt als «s’Thedoris Fredl», seinen Apfelessig selber her. Dieses Jahr produzierte er 500 Liter. «Essig ist lange haltbar. Wenn es wieder einmal ein schlechteres Obstjahr gibt, kann ich auf meine Reserven zurückgreifen», so Ulrich. Der Prozess vom Apfel zu reinem Apfelessig dauere rund ein Jahr. Ähnlich wie auch bei Most- und Brennprodukten sei die Qualität des Rohstoffes entscheidend, erklärt der begeisterte Brenner von sortenreinen Schnäpsen.
Den selbst gepressten Apfelsaft lässt Alfred Ulrich in einem Holzfass je nach Umgebungstemperatur rund vier Monate gären. An einem klaren Januartag wird der Gärmost mittels Schlauch in ein Kunststofffass abgesaugt. Der Most müsse trotz Alkohol fruchtig und rein sein, so Ulrich. In den Fässern fügt er dann dem Most eine sogenannte Essigmutter zu. Diese gallertartige Masse aus Essigsäurebakterien nimmt er immer selber nach. Nach rund einem halben Jahr ist dann die Fermentation abgeschlossen und die Essigsäurebakterien haben den Alkohol zu Essig umgewandelt. Die für Haus und Stall benötigte Menge an Apfelessig entnimmt er dann laufend direkt aus dem Fass. reb [IMG 2]