Anfang März publizierte Mutterkuh Schweiz den Index Beef on Beef IBB. Besonders von Züchtenden wurde der Gesamtzuchtwert bereits erwartet. Sowohl für Zucht- als auch Produktionsbetriebe stelle der IBB ein interessantes Selektionsinstrument dar, so Luana Speiser vom Herdebuch Mutterkuh Schweiz.

Mithilfe des Index soll es möglich sein, nach der Maximierung des wirtschaftlichen Gewinnes zu selektionieren. Was hinter dem neuen Gesamtzuchtwert steckt, erklärte Luana Speiser in einem Webinar.

Einzel- und Gesamtzuchtwert

Ein Einzelzuchtwert beschreibt das genetische Potenzial eines Tieres, um ein einzelnes Merkmal, wie beispielsweise das Geburtsgewicht, an seine Nachkommen zu vererben. In einem Gesamtzuchtwert werden mehrere Merkmale zusammengefasst, was eine effiziente Selektion ermöglicht.

Ob mit dem Einsatz eines bestimmten Stieres mehr, weniger oder durchschnittlich verdient werden kann, soll nun mithilfe des Index Beef on Beef leichter abgeschätzt werden können. Dazu werden Geburts-, Absetz- und Schlachtmerkmale nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet. Je stärker der Einfluss eines Merkmals auf die Veränderung des Gewinns, desto höher ist die ökonomische Bedeutung. Dieser Aspekt wurde bei der Gewichtung der unterschiedlichen Merkmale des IBB berücksichtigt.

Gewichtung Geburtsablauf

In eine komplikationslose Geburt wird Zeit, jedoch kaum Geld investiert. Wird aber der Tierarzt zur Unterstützung benötigt oder kommt es gar zum Kaiserschnitt, so schnellen die Kosten in die Höhe. Eine Totgeburt bedeutet einen Totalverlust.

Wie eine Geburt also abläuft, hat einen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit. Diese Theorie ist nichts Neues. Mutterkuhhaltende wissen, wie zentral eine einfache Geburt für ihre Tiere und ihr Einkommen ist. Neu ist nur die genaue Berechnung, wie viel eine schwere respektive leichte Geburt kostet. Aus diesem Grund wird das Einzelmerkmal Geburtsablauf im IBB mit über 30 % gewichtet.

Berechnet wurde der Gesamtzuchtwert für die Rassen Angus, Limousin, Simmental und Original Braunvieh. Die Gewichtung der Einzelmerkmale erfolgte rassenspezifisch. Luana Speiser erläutert, dass sich die wirtschaftliche Bedeutung einzelner Merkmale zwischen den Rassen unterscheidet.

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Jede Rasse hat andere Schwerpunkte, die verbessert werden müssen. So wird zum Beispiel bei der Rasse Angus die Fettabdeckung nicht gleich gewichtet, da der Rassendurchschnitt bereits im Optimum der Fettklasse 3 liegt. Um den Gewinn zu maximieren, muss dieses Merkmal bei der Rasse Angus züchterisch nicht bearbeitet werden. Hingegen ist bei Limousin-Tieren die Fettabdeckung mit einer Gewichtung von 18 % wirtschaftlich wichtig.

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Umsetzung auf Betrieben

Marco Staub vertritt die Rasse Angus im Fleischrinderherdebuch von Mutterkuh Schweiz. Der passionierte Angus-Züchter bezeichnet Zuchtwerte als zweitrangig, Faktoren wie Charakter und Umgänglichkeit sind für ihn wichtiger: «Zuchtwerte zeigen die Richtung, in welche es gehen kann. Für mich ist aber entscheidend, wie meine Tiere im Stall vor mir stehen.»

Gleichzeitig betont er, dass der IBB gute Anhaltspunkte für Betriebe liefert, die den wirtschaftlichen Aspekt in den Vordergrund stellen. So können sich Produktionsbetriebe, die weniger mit der Zucht vertraut sind, mithilfe des IBB einen guten Überblick verschaffen und müssen sich nicht mit Einzelzuchtwerten herumschlagen.

Online-Veranstaltungen: 

Seit Februar führt Mutterkuh Schweiz in regelmässigen Abständen Webinare für interessierte Mutterkuhhaltende durch. Laut Luana Speiser möchte der Verband mit dem neuen Medium Hemmschwellen abbauen und ihre Betriebsleitenden dazu ermutigen, sich mit der Zucht vermehrt auseinanderzusetzen: «Wir stecken viele Ressourcen in die Zuchtwertschätzung.
Beschäftigt man sich nicht intensiv damit, wirkt das Thema einschüchternd und komplex.» Behandelt werden an den Webinaren verschiedene Aspekte im Bereich Herdebuch. Zwischen 25 und 35 Teilnehmende schalteten sich laut Verein an den bisherigen Veranstaltungen jeweils dazu. Ab Herbst sollen vor allem Genfehler im Fokus stehen, verrät Luana Speiser. Vor der Sommerpause wurde der neue Gesamtzuchtwert Beef on Beef genauer vorgestellt.