«Will der Bauer eine neue Türe an sein Hühnerhaus machen, muss er unzählige Stellen fragen, ob er das darf, und dann sagt man ihm auch noch, wie die auszusehen hat», sagt Beat Wampfler. Der Tierarzt ist Leiter der «Kuri» am Nationalen Pferdezentrum (NPZ) in Bern. Diese Kuranstalt hat sich in den vergangenen Jahren des Privatisierungsprozesses zum wichtigen veterinärmedizinischen Kompetenzzentrum entwickelt und ist damit ein Herzstück des NPZ geworden, das sich auch in der Ausbildung und Weiterbildung von Reitern, Fahrern und natürlich Pferden spezialisiert hat.
Hohe Biodiversität auf dem Gelände
Einzigartig am NPZ ist sicherlich sein Springgarten. Er dient als Weide und Trainingsort für die rund 140 Pferde, die in der historischen Anlage zu Hause sind. Aber nicht nur, wie Vogelexperte Martin Leuenberger an der Generalversammlung der Vereinigung Pferd im NPZ in Bern jüngst ausführte. Der Wert der Biodiversität des uralten Springgartens, der zweifelsohne eine grüne Lunge der Bundeshauptstadt ist, sei enorm hoch, pflichtet auch Rebekka Gerber von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE bei. [IMG 2]
Sogar ein Spital ist geplant
Und genau hier hat die Stadt Bern, genauer gesagt die Besitzerin des Areals – die Burgergemeinde Bern – Baupläne. Neben Wohnungen und Angeboten für Dienstleister wird aktuell auch über den Bau eines Spitals debattiert. Das, nachdem jüngst in den Berner Zeitungen über die Schliessung von Berner Spitälern berichtet wurde. «Wer soll denn da genau arbeiten?», fragt Tierarzt Beat Wampfler und Präsident der Vereinigung Pferd mit zynischem Unterton. Er ist sicher, wären das Pläne der Landwirtschaft oder von Privaten – es ginge nichts. Wolle aber die Stadt Bern, mit notabene links-grüner Mehrheit, entgegen allen Biodiversitätsgedanken und historischem Gedankengut, ein solches Vorhaben durchboxen, sei weitaus mehr möglich.
«Wir verlumpen vorher»
[IMG 3]Christoph Saner, Präsident des Eidgenössischen Verbandes des reinrassigen Freibergerpferdes (RRFB), ist an der Generalversammlung der Vereinigung Pferd anwesend. Für ihn steht fest: «Hier wird nie gebaut.» Die Gründe dafür sieht der Solothurner Landwirt allerdings nicht etwa darin, dass die «städtische grün angehauchte Regierung» irgendwann zur Vernunft komme und den Wert solcher Flächen erkenne. «Wir verlumpen vorher, bevor wir solche Bauvorhaben noch umsetzen können», sagt Saner mit Blick auf die Bundeskasse und die internationale Entwicklung.
Dranbleiben ist wichtig
Die Vereinigung Pferd unter Präsident Beat Wampfler will weiterkämpfen. In den letzten Jahren habe man sich in erster Linie für die Pferdehaltung in der Landwirtschaftszone im Rahmen der neuen Gesetzgebung rund um die Raumplanung starkgemacht und auch Erfolg gehabt. «Wir bleiben dran», sagt der Tierarzt.