Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat sich vor allem in Osteuropa verbreitet. Am 10. September 2020 wurde an der deutsch-polnischen Grenze die erste Infektion eines Wildschweins in Deutschland bestätigt. Bis Ende des Jahres konnten in der Folge in den beiden deutschen Bundesländern Brandenburg und Sachsen über 320 Fälle von ASP nachgewiesen werden. Experten gehen von einer natürlichen jährlichen Ausbreitungsrate von rund 20 Kilometern aus.
Extrem widerstandsfähig
Der Ausbruch der ASP vor zwei Jahren in Belgien bestätigte jedoch, dass das Virus vom Menschen verschleppt wird und jederzeit mehrere hundert Kilometer von den Seuchenherden entfernt auftreten kann. Das extrem widerstandsfähige Virus bleibt lange ansteckend und kann durch Essensreste, kontaminierte Kleidung und Gerätschaften über grosse Distanzen übertragen werden. Deshalb droht bereits heute die Gefahr, dass sich die Afrikanische Schweinepest auch in der Schweiz ausbreitet. Obwohl noch keine Fälle bekannt sind, wurden im Kanton Schaffhausen Vorkehrungen getroffen. Der Grenzübergang Thayngen könnte zum Hotspot werden. Ein Zaun soll diese verhindern.
Aus ASP-betroffenen Ländern
Am Ende der Autobahn A81 reisen zahlreiche Fernfahrer, Saisonarbeiterinnen und Reisende aus ASP-betroffenen Ländern über den Grenzübergang Thayngen/Bietingen in die Schweiz ein. Dabei werden häufig Lebensmittel aus den Herkunftsländern mitgeführt und unsachgemäss entsorgt. Der LKW- und Autorastplatz in Thayngen liegt direkt am Waldrand und wird nicht überwacht. Bisher wurde auf die Errichtung eines Zauns verzichtet, weil befürchtet wurde, dass durch über den Zaun geworfene Abfälle die Reinigungsarbeiten wesentlich erschwert würden.
Flyer liegen auf
Im Herbst 2020 errichtete das Tiefbauamt des Kantons Schaffhausen etwa 30 Meter versetzt im Wald einen 385 Meter langen und 1,20 Meter hohen Zaun. Dieser soll verhindern, dass die Wildschweine an die Abfälle auf dem Parkplatz kommen und sich auf diesem Weg möglicherweise infizieren. Die Kosten belaufen sich inklusive Rodung und Vorarbeiten auf 25 000 Franken und werden vom Bundesamt für Strassen als Eigentümerin des Rastplatzes übernommen. Der Kanton informierte kürzlich, dass vom Tiefbauamt keine weiteren Präventivmassnahmen geplant sind. Der Schaffhauser Kantonstierarzt Peter Uehlinger erwähnte an dieser Orientierung, dass am Zoll Plakate angebracht und Flyer ausgelegt werden, auf denen darauf hingewiesen wird, dass Speisereste nur in verschlossenen Müllbehältern entsorgt werden dürfen. Uehlinger bemerkte zudem, dass von einer Abgabe von Flyern an alle LKW-Fahrer bisher abgesehen wurde, um die nötige Sensibilität über lange Zeit aufrecht zu erhalten.
«Obwohl die Jägerschaft auf das Früherkennungssystem aufmerksam gemacht wurde, konnten bis jetzt nur vereinzelt Wildschweine untersucht werden», sagte Peter Uehlinger. Er hat den Jagdaufsehern seine Erwartungen mitgeteilt, die er bei einem möglichen Ausbruch der ASP an die Jäger stellen wird. Als erste Massnahme wurde ein spezieller Suchtrupp mit zwölf Jägern entsprechend ausgebildet.
Einsatzkonzept steht bereit
Tierhaltende wurden zudem über die verschiedene Kanäle sensibilisiert, über die sich die ASP ausbreiten kann. «Da geht es vor allem um die Biosicherheitsmassnahmen in den Schweinehaltungsbetrieben, um bei einem ASP-Ausbruch den Eintrag in die Hausschweine-Population zu verhindern», betonte der Kantonstierarzt. Schweizweit wurde in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Zollverwaltung, dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen und den Kantonen 2018 eine Präventionskampagne durchgeführt und 2020 wiederholt. Die Zivilschutzorganisation des Kantons Schaffhausen hat bereits im Jahr 2017 im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt ein Ausbildungs- und Einsatzkonzept zur Tierseuchenbekämpfung aufgebaut und eine Seuchenbekämpfungseinheit zusammengestellt.
Wirtschaftliche Folgen
Die ASP ist zwar für den Menschen ungefährlich, hätte aber massive wirtschaftliche Folgen für die Landwirtschaft, insbesondere für Schweinehaltungsbetriebe. Die Schweizer Tierseuchenverordnung und inter-nationale Verpflichtungen verlangen, dass beim Ausbruch der ASP der ganze Bestand getötet werden. In Polen mussten bereits in über 100 Schweinezuchtbetrieben mehr als 55 000 Hausschweine notgeschlachtet werden. Deutschland verlor durch den Ausbruch der Seuche den Status «ASP-frei», worauf bedeutende Abnehmer ein Importverbot für Schweinefleisch aus Deutschland erlassen haben. Der wirtschaftliche Schaden wird in Deutschland auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt. «Wir müssen jeden Tag mit einem Auftreten der ASP in der Schweiz rechnen», sagte Peter Uehlinger.