Seit dem 11. Dezember des letzten Jahres leben und arbeiten Giorgi Aslamazashvili und Ilja Devnozashvili auf dem Plantahof in Landquart. Die beiden Georgier bleiben noch bis Ende März in der Schweiz. Danach kehren sie in ihr Heimatland zurück, genauer nach Sarkinetti. Dort werden sie ab April ihre Arbeit als Angestellte des Gutsbetriebs der «Swiss Agricultural School Caucasus» aufnehmen, die sich gegenwärtig im Aufbau befindet. Treibende Kraft hinter diesem landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum ist Miho Svimonishvili. Mit dieser Institution möchte der georgische Investor und Unternehmer in seinem Heimatland zusammen mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ein Beispiel für die duale landwirtschaftliche Berufsausbildung nach Schweizer Muster aufbauen. Und weil Svimonishvili im Rahmen einer Weiterbildung vor Jahren Kontakt zum Plantahof hatte, soll die Swiss Agricultural School nach dem Muster und den Grundsätzen des Plantahof funktionieren.
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So präsentiert sich das Schulgebäude und Internat an der Swiss Agricultural School Caucasus. (Bild Swiss Agricultural School Caucasus)
Ein Auge auf das Alltägliche haben
Im Laufe ihres Praktikums am Plantahof werden Giorgi Aslamazashvili und Ilja Devnozashvili auf ihre bevorstehende Aufgabe vorbereitet. Beide sind mit einem landwirtschaftlichen Hintergrund aufgewachsen. Der 25-jährige Giorgi Aslamazashvili arbeitet in Georgien als Besamungstechniker. Der 31-jährige Ilja Devnozashvili ist auf einem kleinen Bauernhof gross geworden. Der Milchviehstall des Plantahof ist für die beiden der Hauptarbeitsort in der Schweiz. Melken, Misten, Kälber tränken, Füttern, Kühe putzen, Klauen schneiden – das sind Arbeiten, mit welchen sie betraut sind und so den Schweizer Standard kennenlernen. «Das sind zwar Routinearbeiten. Sie sind nicht besonders spannend, aber es ist wichtig, dass sie gewissenhaft verrichtet werden», sagt Rolf Hug, der Leiter des Plantahof-Gutsbetriebs.
Die beiden Praktikanten sollen sehen, dass diese Arbeiten hier am Plantahof Tag für Tag mit Aufmerksamkeit und Gewissenhaftigkeit verrichtet werden, weil sie die Basis für eine erfolgreiche Tierhaltung sind. Sie sollen diese relativ starren Abläufe im Verlauf eines Tages verinnerlichen, denn an der Swiss Agricultural School in Sarkinetti sollen genau diese «Schweizer Verhältnisse» als Markenzeichen der Schule etabliert werden. Und sie sollen lernen, dass die aufmerksame und stete Tierbeobachtung wichtiger Bestandteil dieses Berufsalltags und Grundlage für eine gesunde und leistungsfähige Herde ist. Etwa das Erkennen einer Euterentzündung im Melkstand oder das Entdecken von Krankheiten. Und selbstverständlich gehört auch ein respektvoller und artgerechter Umgang mit den Tieren zum Ausbildungsziel.
Praktikum in einer schwieriger Zeit
Die beiden Georgier sind beeindruckt vom Plantahof. Der hohe technische Standard und die Sauberkeit des Betriebs faszinieren sie. Sie hätten es hier nur mit freundlichen und hilfsbereiten Leuten zu tun, betonen sie. Ihr Stage in der Schweiz ist in eine schwierige Zeit gefallen. Mitten in den Corona-Lockdown. Die Familie und der gewohnte Freundeskreis sind weit weg, Kontakte und Zerstreuung ausserhalb der Arbeitszeit kaum möglich, zumal die Deutschkenntnisse der beiden noch ausbaufähig sind. Ihre Freizeit nutzen Giorgi Aslamazashvili und Ilja Devnozahvili, um Deutsch zu lernen. Ihre Betreuer in der Schweiz haben für die beiden aber auch ein Sonntagsprogramm auf die Beine gestellt. Etwa ein Besuch in den Stallungen von Swissgenetics, die Besichtigung einer Käserei oder einen Schneeschuh-Ausflug.
Milchviehherde besteht aus Braunen Kühen
Bald werden Giorgi Aslamazashvili und Ilja Devnozashvili ihre tägliche Arbeit auf dem Gut der Swiss Agricultural School aufnehmen. Carl Brandenburger, der frühere Stellvertretende Direkter des Plantahof, gehört zum Team, das die Lehrpläne der zukünftigen Landwirtschaftsschule ausgearbeitet hat. Er war und ist auch an den Vorbereitungen zum Start des Gutsbetriebs beteiligt und stellt diesen vor:
- Da zur Swiss Agricultural School auch eine Käserei gehört, wird die Milch auf dem Guts- und Ausbildungsbetrieb silofrei produziert.
- Der Betrieb verfügt über 17 Hektaren Weideland, eine neue Weidemischung ist bereits ausgesät worden.
- Weiter gehören zum Betrieb 40 Hektaren ackerfähiges Land. Die Fruchtfolge für diese Fläche ist ebenfalls bereits bestimmt: Kunstwiese, Triticale, Futterkartoffeln und Mais zur Produktion von Maiskolbenschrot als Futtermittel.
- Die Eröffnung der Schule ist auf den Sommer 2021 geplant. Das hängt aber von der weiteren Entwicklung der Corona-Situation in Georgien ab.
- Die Herde des Gutsbetriebs, die bereits nach Georgien transportiert wurde und dort wohlbehalten angekommen ist, besteht aus zwölf OB- und 17 Brown-Swiss-Rindern. Sie sind alle trächtig und werden bis Ende August eine nach der andern kalben. Bis die betriebseigene Futterbasis steht, werden sie mit Heu gefüttert.
Bereit für den Start
Markus Racine ist Leiter und Ausbildner der zur Swiss Agricultural School Caucasus gehörenden Käserei. Diese wird den Betrieb im Laufe des Aprils aufnehmen. Ab Anfang April wird Daniel Fehlmann die Leitung des Gutsbetriebs vor Ort übernehmen. Er hat während 20 Jahren in Hünikon bei Winterthur als Pächter einen Biobetrieb geführt, muss diesen aber aufgeben, weil der Besitzer Eigenbedarf angemeldet hat. Giorgi Aslamazashvili und Ilja Devnozashvili haben ihren zukünftigen Chef bereits auf einer Exkursion kennengelernt. Sie freuen sich auf die Zusammenarbeit.
Namhafte Bündner am Aufbau beteiligt
Zur Swiss Agricultural School Caucasus in Georgien gehören ein Schul- und Gutsbetrieb, ein Schulgebäude und Internat sowie eine Alpkäserei. Initiator und Hauptinvestor dieses Projekts ist der georgische Unternehmer Miho Svimonishvili. In einer Public Private Partnership beteiligt sich die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit am Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Vor Ort wird das Projekt durch ein UN-Entwicklungsprogramm umgesetzt. Bei der Umsetzung dieses Projekts – etwa bei der Ausarbeitung von Lehrplänen und des Betriebskonzepts – waren und sind auch Bündner beteiligt. Der Projektgruppe Swiss Agricultural School Caucasus, die in einem regen Austausch zum Plantahof steht, gehören an: der ehemalige Kantonstierarzt Rolf Hanimann, der ehemalige Plantahof-Vizedirektor Carl Brandenburger sowie Curdin Foppa, der ehemalige Leiter Beratung am Plantahof.