Wenn eine Zuchtfamilie 90 Punkte erreicht, ist das schon aussergewöhnlich, wenn sie aber 93 Punkte erhält, ist das schon rekordverdächtig. Markus und Daniela Rauber aus Frutigen BE haben diesen Rekord erreicht, mit ihrer Stammkuh Tiffany und deren Nachkommen. Mit 93 Punkten erzielt Rauber dieses Jahr die höchste Zuchtfamilienschau bei Swissherdbook. Die BauernZeitung hat den Reinzuchtbetrieb besucht, wollte wissen, was das Geheimrezept von Rauber ist. Angetroffen hat sie einen aussergewöhnlichen Betrieb, eine aussergewöhnliche Simmentalerherde und einen aussergewöhnlichen Betriebsleiter, der weiss, was er will und was er nicht will.
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Setzt auf den Natursprung
Beim Besuch in Frutigen auf dem Heimbetrieb war die Simmentalerherde gerade auf der Weide. In den Sommermonaten sind die Galtkühe auf verschiedenen Alpen verteilt, die Melkkühe sind in dieser Zeit in Kandergrund auf der Sommerweide von Raubers. Im Sommer besteht der Rindviehbestand aus ungefähr 26 Kühen, im Winter wächst er auf 36 heran. «Komm, wir schauen uns gleich den Grosssohn von Tiffany an», schlägt Markus Rauber vor. Mit seinen zwei Jahren ist der Cyrill-Sohn Tornado ein Prachtexemplar. Stark im Fundament, stark in der Lende und stark im Becken. «Den setzen wir zünftig ein», sagt der Reinzüchter überzeugt. Rauber setzt seit Jahren auf den Natursprung, der Erfolg gibt ihm recht. Überzeugt ist er von seinem Tornado, überzeugt von dessen Mutter Balu Tina (55 55 98/EX 93). Dahinter kommt keine Geringere als seine Stammkuh Tiffany. «Tina wurde als Rind mit VG 87 beschrieben, und ich glaube, Tina war seinerzeit die höchstbeschriebene Simmentaler-Erstlingskuh», weiss Rauber noch.
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Eine bekannte Kuhfamilie
Nun machen wir einen Abstecher zu den Kühen. Das heisst, wir verweilen stundenlang bei ihnen. Es war nicht nur ein Genuss, sondern es war schon aussergewöhnlich, was man da auf der Weide antreffen konnte. Jede einzelne Kuh sticht heraus, jede Kuh hat ein einzigartiges Exterieur zu bieten. Dazu beigetragen hat vor allem Raubers Stammkuh Tiffany. Diese Rex-Tochter mit ihren 13 Jahren ist immer noch top zwäg, präsentiert auf eindrückliche Art und Weise das Zuchtziel der reinen Simmentalerkuh. Leistungen von fast 9000 kg Milch, hohe Inhalts-stoffe und ein Exterieur, dass mit 55 55 98 belohnt wurde.
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Aber nicht nur das: Diesen Frühling wurde Tiffany mit ihren 13 Jahren mit EX 93 beschrieben, im Euter sogar mit EX 96. Swissgenetics hat von Tiffany den Unetto-Sohn Teo im Angebot. «Sie hat einfach ein grossartiges Hintereuter», sagt Rauber bescheiden. Dieses Hintereuter gibt sie an ihre Nachkommen weiter. Vor allem die Paarung mit Raubers Natursprungstier Balu hat voll ins Schwarze getroffen. Balu ist ein Unic-Sohn von ihrer Selmo Blüemi. Drei Vollschwestern gibt es daraus, eine schöner als die andere. Neben Tina ist auch noch die Kuh Toscana (54 55) im Stall. Tina wurde 2019 an der Frutigtaler Eliteschau Schöneuter und 2021 Miss. An der VSA 2023 in Thun holte die Schönheit einen Klassensieg.
Auch Swissgenetics hat in die Familie investiert: Aus der Tochter von Tina, Timon Tatjana (44 44 94/VG 85 erste Laktation) haben sie den Cyrill-Sohn Toni angekauft. Wer noch mehr Rauber-Blut im Stall haben will, setzt auf den solid nachzuchtgeprüften Stier Fabbio Mauro. «Entweder passt es, oder es passt nicht», sagt Markus Rauber klar und deutlich. Damit ein Stier zum Einsatz kommt, steht für ihn vor allem die Kuhfamilie im Mittelpunkt. Da er schon viel verwandtes Blut in seinem Stall hat, kauft er ab und zu auch auswärts einen jungen Stier ein. Während des Melkens habe er dann Zeit zu überlegen, welcher Stier zu welcher Kuh passen könnte.
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Zweimal im Jahr abkalben
Damit man 93 Punkte an einer Zuchtfamilienschau erreicht, trägt nicht nur das Exterieur der Stammkuh und deren Nachkommen bei. Auch die Milchleistung, die Gehalte, die Zellzahl oder die Fruchtbarkeit, sind wichtige Elemente dabei. Die Stammkuh Tiffany hat zum Beispiel im Januar 2014 zum ersten Mal abgekalbt und seither wie ein Uhrwerk jedes Jahr ein Kalb auf die Welt gebracht, das letzte Mal im Dezember 2022. Und man höre und staune: In den Jahren 2020 und 2022 hat Tiffany sogar zweimal in einem Jahr, jeweils im Januar und im Dezember abgekalbt. Aber auch die Eutergesundheit von Tiffany ist bewundernswert. In der laufenden Laktation, mit ihren 13 Jahren, hat die Ausnahmekuh nie mehr als 28 (1000/ml) Zellen gehabt. «Ja, so eine Kuh hat man nur einmal im Leben», hält der Züchter fest. Schon im Jahr 2021 konnte er deshalb mit seiner Tiffany eine Zuchtfamilie mit 92 Punkten stellen, dieses Jahr konnte er sie wie erwähnt mit mehr Nachkommen um einen Punkt noch übertrumpfen.
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Drei Zuchtfamilien
Und als ob das noch nicht genug wäre, Markus Rauber konnte diesen Frühling neben Tiffany zwei weitere Zuchtfamilien präsentieren, eine mit 85 und eine mit 86 Punkten. Drei Zuchtfamilien in der Klasse A, drei Familien mit insgesamt 17 Tieren. Alle Tiere selbst gezüchtet, wie das üblich ist bei der Familie Rauber, und das schon seit mehr als 20 Jahren. Ein Reinzuchtbetrieb, der einen schaudern lässt, ein Reinzuchtbetrieb, den es nur selten gibt in dieser Qualität.
Betriebsspiegel Familie Rauber
Name: Markus und Daniela Rauber
Ort: Frutigen BE, Bergzone II
Fläche: 39 ha LN, dazu kommen noch Kuhrechte auf der Alp
Tierbestand: Im Sommer 26 Kühe, im Winter 36. Jungvieh zirka 50 Stück. Die Milch geht zur Aaremilch