Wer seine Kühe kennt, weiss, welche Tiere vor, während oder nach dem Abkalben zusätzliche Unterstützung durch Boli brauchen. Jetzt, im Frühjahr, wenn durch das schnelle Wachstum wenig Magnesium in der Pflanze vorhanden ist, steigt beispielsweise die Gefahr eines Magnesiummangels.
Im Herbst entsteht erneut ein Risiko, weil der hohe Kaliumgehalt die Magnesiumaufnahme hemmt. Auch ein hoher Anteil an Zwischenfutter in der Ration kann aufgrund des tiefen Magnesiumgehalts zu einem entsprechenden Defizit führen. Deshalb ergebe der Einsatz von magnesiumreichen Mineralstoffen und Produkten zur Kontrolle der Passagerate sowohl im Frühjahr als auch im Herbst Sinn, erklärt Jonas Salzmann, Agronom und Bereichsleiter Marketing bei der UFA AG.
Den Mängeln vorbeugen
Mittels Rationsberechnung und Futtermittelanalyse können Betriebsleitende die Mineralstoffversorgung genau überprüfen. In der Praxis zeige sich, dass Mängeln so effektiv vorgebeugt werden könne, sagt Salzmann. Kommt es dennoch zu einem Defizit, gibt es eine breite Palette von Produkten, welche das Ungleichgewicht ausgleichen. Meist seien dies Mineralstoffe (vor allem bei Magnesiummangel im Frühling und Herbst) oder Spurenelement- und Vitaminkonzentrate, erklärt der Agronom.
Auslöser ist Kalziummangel
Am verbreitetsten sind wohl die Kalzium-Boli (Ca-Boli), welche direkt vor – und je nach Bedarf – nach der Abkalbung verabreicht werden. «Wichtig bei den Ca-Boli ist die schnelle Auflösung in der Kuh, damit das benötigte Kalzium schnell verfügbar ist. Viele Ca-Boli enthalten ebenfalls Phosphor. Das ist aus meiner Sicht ein wichtiger Zusatznutzen.
Leidet eine Kuh an Kalziummangel, so frisst und wiederkäut sie weniger», weiss Jonas Salzmann. Da ungefähr 50 Prozent des pansenverfügbaren Phosphors aus dem Speichel kommen, wirkt sich eine verringerte Wiederkautätigkeit direkt auf die P-Versorgung aus. «Rund 85 Prozent der Kühe, die klinisches Milchfieber haben, weisen auch einen P-Mangel im Blut auf. Der Auslöser ist jedoch in jedem Fall der Ca-Mangel. Diese Abkalbe-Boli mit Kalzium und Phosphor sind auch die einzigen, die eine Versorgung mit Mengenelementen sicherstellen, allerdings nur für eine kurze Zeit», erklärt er.
Boli, die über einen längeren Zeitraum wirken, würden lediglich die Spurenelement- und Vitaminversorgung sichern, nicht aber die Versorgung mit Mengenelementen.
Ersetzt Grundversorgung nicht
Neben den Boli, die Landwirt(innen) vor und nach dem Abkalben einsetzen, existieren auch Produkte für die Galtphase mit einer Wirkungsdauer von 60 Tagen. «Diese Boli ergeben Sinn, wenn eine spezifische Versorgung mit zusätzlich benötigten Spurenelementen und Vitaminen aufgrund des Fütterungssystems, der Weidehaltung oder der Alpung beispielsweise nicht umgesetzt werden kann.» Jonas Salzmann betont aber: «Der Bolus ersetzt eine regelmässige Versorgung mit Mengenelementen wie Kalzium, Phosphor, Magnesium und Natrium nicht.»
Auf die Frage, ob Boli auch eine Lösung sind, wenn ein Grossteil der Herde einen Mangel aufweist, antwortet Salzmann: «Boli werden vor allem vorsorglich verabreicht. Sehr beliebt sind Spurenelement-Boli für die Weide- und Alpsaison bei Rindern.» Weiter gibt es auch Boli, die ungefähr zwei bis drei Wochen vor dem Abkalben zu verabreichen sind. «Ein solcher Bolus verbessert die Vitamin-D3-Versorgung und kann die D3-Spritze ersetzen», so Jonas Salzmann.
Die UFA kündigt in diesem Zusammenhang an, dass ein entsprechender Bolus zeitnah auf dem Markt verfügbar sei. Dieser enthalte eine Abbauform von Vitamin D3, wie sie in der Kuh nach der Verarbeitung in der Leber entsteht. «Weil wir wissen, dass die Leber einer Kuh oft belastet ist und nicht mehr die volle Leistung erbringen kann, können wir die Vitamin-D3-Versorgung bzw. die Milchfieberprävention auch bei diesen Kühen verbessern, da die Leber keinen Flaschenhals darstellt», wie es Salzmann beschreibt.
Es braucht ein Konzept
Zusammenfassend schliesst der Fachmann: «Ein Bolus rund um die Abkalbung empfiehlt sich dann, wenn ein Betrieb nicht alle Massnahmen für eine optimale Galtphasenfütterung umsetzen kann oder will.» Betriebe, die ein Galtphasenkonzept konsequent umsetzten, könnten grundsätzlich auf Boli verzichten.
Grundsätzlich stelle eine ausgewogene Fütterung (Energie-Protein-Mineralstoff) die beste Variante dar, um die Immunität zu stärken, so Jonas Salzmann. Zusätzliche Massnahmen, wie der gezielte Einsatz von organisch geschützten Spurenelementen oder die Verabreichung von natürlichen Antioxidantien im Futter, können das Immunsystem unterstützten und eine entzündungshemmende Wirkung aufweisen