Seit einigen Jahren bereits ist klar, die Afrikanische Schweinepest (ASP) rückt immer näher an die Schweiz. Professionelle Schweinehalter wappnen sich, denn das Einschleppen in den Betrieb kann vermieden werden. Biosicherheit heisst das Zauberwort.
Zugängliche Schweineställe
Einige Hundert Betriebe haben die ASP-Risikoampel von Suisag und der Uni Vechta (D) online ausgefüllt und haben nun mehr Klarheit über die betrieblichen Stärken und Schwächen. Eine Schwäche bezüglich Biosicherheit – aber wohl eine Stärke, wenn es um Öffentlichkeitsarbeit und Image geht – ist in der Schweiz häufig die Zugänglichkeit. Das Betriebsgelände ist in den meisten Fällen für Spaziergänger und nachts für Wildtiere offen. Und zwar vom Stutzen des Futtersilos bis hin zur Mistplatte. Bei Rindviehbetrieben mag dies kein Problem sein. Wer aber Schweine hat, sollte die neuralgischen Punkte – wenn auf das komplette Umzäunen des Betriebs verzichtet werden will – absichern. Dies sind nebst dem Auslauf auch die Mistplatte, Futtersilos und die Verladerampe.
Zur Abschirmung des Schweinestalls gehört auch eine Hygieneschleuse, das Anziehen von Schutzkleidung und ein Pausenraum. Gemäss einer ASP-Ampel-Auswertung von Suisag-SGD hat ein Grossteil der Betriebe das Thema Schutzkleidung recht gut im Griff. Verbesserungspotenziale gibt es hingegen beim Pausenraum (Ort, Zugänglichkeit) und zum Teil bei der strikten Einhaltung der Hygienezonen.
Dass der Zugang zum Betrieb zu einfach ist, bestätigt die Auswertung. Auf über der Hälfte der Betriebe stellt sie gemäss der ASP-Ampel ein hohes Risiko dar. Und nur gerade auf 10 Prozent der Betriebe wird das Risiko als gering beurteilt. Als geringes Risiko hingegen wird auf über 80 Prozent der Höfe die Betriebsorganisation, vor allem auch das Personal, beurteilt. Die kleinen Strukturen auf den Schweizer Betrieben mit meist ein bis zwei, häufig betriebseigenen Arbeitskräften, ist hier ein Vorteil. Gut im Griff hat das Gros der Schweizer «Söieler» die Risiken Verkehr auf dem Gelände, Tiertransporte und das Handling des Futters. Hausaufgaben verbleiben mancherorts rund um Reinigung, Desinfektion und auch die Schädlingsbekämpfung.
Vorsicht Wildschweine
Nebst dem Mensch (Unachtsamkeit) stellen Wildschweine die grosse Gefahr bei der Einschleppung von ASP dar. Die Hausschweinpopulation vor dem Kontakt mit Wildschweinen zu schützen, ergibt aber auch sonst Sinn. Bei Untersuchungen im In- und Ausland wurden bei Wildschweinen folgende Krankheiten nachgewiesen: EP, Clostridium perfringens (Saugferkeldurchfall), Räudemilben, Circoviren, Aujeszky-Viren, Brucellen, PRRS, Schweinepest-Viren, Maul- und Klauenseuche-Viren.
«Jeder hat ein gewisses Risiko»
Stefanie Klausmann, haben die Schweizer Schweinehalter die Bio-sicherheit wegen ASP entsprechend hochgefahren?
Stefanie Klausmann: Viele Betriebsleiter sehen der ASP mit grosser Sorge entgegen und haben auch reagiert. Dennoch haben wir bezüglich Biosicherheit immer noch viel Luft nach oben.
Sie beraten viele Schweinehalter: Welche Art von Betrieben sind gefährdet?
Im Prinzip hat jeder Betrieb ein gewisses Risiko ASP einzutragen. Sicher sind Freilandhaltungen und Betriebe mit Auslauf mehr gefährdet als Betriebe, bei denen kein direkter Kontakt mit Passanten/Spaziergängern – bis hin zum Füttern der Schweine – oder Wildschweinen möglich ist. Aber das ASP-Virus kann auch über Vektoren in den Stall gelangen. Solche Vektoren können Menschen, Schadnager, Vögel, Katzen, Hunde usw. sein. Ein weiterer kritischer Punkt ist die Kadaverentsorgung – wird Extrakleidung und Schuhwerk benutzt? Oder werden die Kadaver in den Stallkleidern und vor allem Stallstiefeln entsorgt?
Wo sehen Sie noch am meisten Potenzial?
Wenn möglich sollte das ganze Betriebsgelände oder zumindest die sensiblen Bereiche wie Auslauf, Futtersilos, Miststock und Verladerampe eingezäunt werden. Mitarbeiter aus ASP-Gebieten sollten darüber informiert werden, dass sie nach der Rückkehr aus ihrem Heimatland keine Fleisch-produkte mit auf den Betrieb nehmen. Extrakleidung und Schuhwerk für Kadaverentsorgung. Bei Ausläufen mit viel Publikumsverkehr Hinweisschild «Bitte nicht füttern» anbringen. Zumindest sollte ein Stiefelwechsel stattfinden, wenn man über den Hof zu unterschiedlichen Stallbereichen geht und das Betriebsgelände nicht eingezäunt ist. Wer weitere Tipps oder gerne eine Risikoeinschätzung für den Eintrag von ASP auf dem eigenen Betrieb haben möchte, sollte die ASP-Risikoampel-Schweiz ausfüllen. Kunden von Suisag über die Website oder sonst über uni-vechta.de. [IMG 2]