«Manchmal bin ich fast selber verblüfft, dass unsere Kühe so lange leben und so gut wachsen», meint Toni Stalder schmunzelnd. Dem Demeter-Landwirt und seiner Familie ist heuer etwas bisher noch nie Dagewesenes gelungen: Sage und schreibe sieben Braunvieh-Generationen einer einzigen Familie stehen in ihrem Stall im luzernischen Sempach.
Entscheidende Faktoren für ein langes Leben
«Damit Kühe lange leben, müssen verschiedene Dinge stimmen. Entscheidend sind die Genetik und die Ernährung, aber auch die Haltung – und ein Quäntchen Glück», betont Toni Stalder. Und er fügt an, dass die Balance zwischen Leistung und Leben stimmen müsse, «wie bei uns Menschen auch.»
Gemeinsam mit seiner Frau Monika und seinen drei Kindern führt Stalder den vielseitigen Demeter-Biohof Trutigen in Sempach. Stalders halten Braunviehkühe; in ihrem Stall stehen 40 Tiere, allesamt behornt. Unter den Kühen findet sich auch Juso BV Juta, die 1999 geborene Stammkuh einer stolzen Kuhfamilie mit insgesamt sieben Generationen.
Die Kuh steht im Zentrum des Betriebs
Die Kuh nehme auf dem Biohof Trutigen eine zentrale Stellung ein, betont Toni Stalder. Er und seine Familie betreuten ihre Kühe intensiv: «Die Nähe zum Tier ist uns wichtig. Die Betreuung bedeutet zwar einen hohen Zeit- und Arbeitsaufwand, sorgt aber im Laufstall für die nötige Ruhe und Ordnung unter den behornten Kühen. So haben wir eigentlich nie Probleme.»
Familie Stalder füttert ihren Tieren nur betriebseigenes Futter und achtet dem Demeter-Prinzip gemäss auf geschlossene Kreisläufe. Toni Stalder ist überzeugt von diesem Ansatz: «Der Boden ist immer die Basis allen Erfolgs. Die Tiere fressen im Sommer Gras und Heu von unseren Wiesen, im Winter reichern wir die Ration mit Gras- und Maiswürfeln an. So stellen sich die Tiere mit der Zeit auf die ihnen zur Verfügung gestellten Pflanzen ein – und umgekehrt. Dadurch sind unsere Kühe nicht nur gesund und langlebig, sondern auch bis ins hohe Alter sehr produktiv.» Kraftfutter komme auf dem Biohof Trutigen nicht zum Einsatz, betont Stalder: «Zu viel Kraftfutter kann zu Übersäuerungen führen, was sich wiederum negativ auf die Lebensdauer der Tiere auswirken kann.»
Gezielte Zucht auf Langlebigkeit
Bei der Nachzucht setzt Toni Stalder auf langlebige Original-Braunvieh-Genetik. Die liefert ihm ein Muni, den er in der Herde mitlaufen lässt. Seine Stiere bringe er möglichst früh auf den Betrieb, sagt Stalder. «Der Muni muss sich frühzeitig an den Betrieb, die Herde und an mich gewöhnen, damit es später nicht zu Problemen kommt. Bislang hat das mit allen unseren Stieren sehr gut funktioniert.» Junge Stiere beziehe er jeweils von Züchtern, die nach ähnlichen Prinzipien arbeiten wie sie selber, fährt Stalder fort. Zur Blutauffrischung setze er manchmal aber auch auf künstliche Besamung. «Das ist zwischendurch ein Vorteil, denn bei getesteten Stieren weiss man etwas genauer Bescheid», erklärt er. Gesextes Sperma darf in der Demeter-Produktion nicht zum Einsatz kommen, weshalb Stalders Erfolg noch beachtlicher ist.
Immer grosse Kälber
Auf die Frage, ob es denn mit seinen Kühen auch einmal heikle Momente gebe, überlegt Toni Stalder einen Moment. Die Geburten verliefen eigentlich immer problemlos, nur selten sei ein wenig Hilfe nötig, sagt er dann bedächtig.
Ein Erlebnis mit der Stammkuh Juso BV Juta ist ihm aber in Erinnerung geblieben: «Unsere Juta hat stets sehr grosse Kälber zur Welt gebracht. Deswegen fiel es einmal auch nicht auf, als sie mit Zwillingen trächtig war. Als das erste Kalb zur Welt kam, haben wir das zweite nicht bemerkt. Umso überraschter waren wir, als sie 24 Stunden später ein zweites gesundes Kalb zur Welt brachte.»
Begehrte Demeter-Produkte
Die Milch seiner Kühe sei stets von sehr guter Qualität, berichtet Toni Stalder. Deswegen könne man sie problemlos zu Demeter-Rohmilchkäse verarbeiten. Demeter-Produkte seien gefragt, fährt Stalder fort.
Entsprechend gross ist das Sortiment, das die Familie imDirektverkauf anbietet. Auf dem Biohof Trutigen wird nämlich nicht nur Viehzucht betrieben: Die Familie hält Zweinutzungs-Hühner und baut Getreide,Kartoffeln, Saisongemüse und Früchte an – darunter finden sich sogar Kiwis. Mit diesen Produkten fahren die Familie und ihre vier Mitarbeiter(innen) regelmässig an die Wochenmärkte nach Sempach und Luzern.
Stalders Betriebsphilosophie und das darauf aufbauende Betriebskonzept scheinen also aufzugehen. «Ja, für uns stimmt das alles so», sagt der Landwirt lachend.