Sind Legehennen einmal mit Endoparasiten (Parasiten im Körperinneren) befallen, werden sie geschwächt und anfälliger für Krankheiten. Die Legeleistung reduziert sich, zudem kann ein starker Parasitenbefall zu vermehrten Abgängen in einer Herde führen, legt der deutsche Fachtierarzt Dieter Schulze an einem Webinar des Netzwerks «Fokus Tierwohl» aus.
Welche Endoparasiten bei Legehennen vorkommen, ist abhängig vom Haltungssystem, sagt Schulze. In Kleingruppen hätten Endoparasiten keine Bedeutung. Alternative Haltungssysteme seien dagegen stärker betroffen, dies betrifft die Boden-, Freiland- und Biohaltung sowie die Haltung in Mobilställen mit 100 bis 2000 Tieren. In Haltungssystemen ohne Auslauf sei aufgrund der fehlenden Infektionsmöglichkeit durch Stapelwirte wie Regenwürmer das Risiko eines Befalls geringer.
Vielfältige Schadwirkung
Die wichtigsten Endoparasiten bei Legehennen sind Würmer und der Schwarzkopferreger (s. Kästen). «Die Schadwirkung in der Herde ist dabei extrem vielfältig», weiss Dieter Schulze:
- Durchfall / feuchter Kot (verschmutzte Eier)
- Federpicken und Kannibalismus
- Konditionsverlust (Verkürzung der Haltungsdauer)
- Blutarmut (blasse Kämme)
- Atembeschwerden (Indiz für Luftröhrenwürmer)
- Rückgang der Legeleistung
- Eiqualitätsmängel – Schale (Kotreste, Aufhellung), Dotter (deutliche Aufhellung, vermehrt Fleischflecken), Eiklar (Einlagerungen) – führt zu Vermarktungsproblemen
Bei einem hohen Endoparasitendruck kann es auch zu Todesfällen kommen, z. B. wenn der Körper derart geschwächt ist, dass es zusätzlich zu einer sekundären Erkrankung kommt. Eine sekundäre Erkrankung kann durch eine bakterielle Sekundärinfektion z. B. mit E. coli, Pasteurellen, Rotlauf oder Gallibacterium erfolgen. Auch können Blinddarm- und Leberentzündungen bei einem Befall mit Schwarzkopf oder ein Darmverschluss durch Spulwürmer zum Tode führen.
Schwarzkopfkrankheit – Infektion und Behandlung
Histomonaden (Einzeller) können die Schwarzkopfkrankheit hervorrufen – typisches Symptom: Dunkelverfärbung des Kopfes. Vor allem junge Legehennen in den ersten 6 Wochen der Auslaufhaltung sind am stärksten gefährdet, sagt der Fachtierarzt Dieter Schulze. Mit zunehmendem Alter würden die Legehennen oft eine Resistenz gegenüber dieser Krankheit entwickeln.
Komplexer Infektionsweg
Der Parasit Histomonas meleagridis kann direkt oder indirekt übertragen werden. Entweder wandert der Erreger nach Kontakt der Legehenne mit kontaminierten Durchfallkot der schon infizierten Schwesterhenne in die Kloake ein oder einige Tiere fressen im Auslauf Regenwürmer, welche Stapelwirte der Histomonaden sind – d. h. der Parasit kann sich im Regenwurm aufhalten und dort überleben. Wird der Regenwurm im Darm der Legehenne verdaut, werden die Schwarzkopferreger freigesetzt und nisten sich in der Blinddarmschleimhaut ein. Die Larven wandern anschliessend über das Blut zur Leber und verursachen dort eine schwerwiegende Hepatitis.
Auch könne der Schwarzkopferreger über den Blinddarmwurm übertragen werden, in dessen Wurmeier sich der Parasit befindet. Frisst das Huhn nun infizierte Blinddarmwurmeier bzw. Regenwürmer, die infizierte Blinddarmwurmeier in sich tragen, kommt es zur Infektion. Legehennen könnten sich aber nicht mit Schwarzkopf infizieren, wenn der Erreger direkt über den Schnabel aufgenommen wird.
Mehrphasige Behandlung
Die Bekämpfung von Schwarzkopf erfolgt mehrphasig und muss strategisch vorgenommen werden, sagt Dieter Schulze. Therapeutika sind verboten. Es gäbe aber Pflanzenprodukte, die bei Legehennen einen «guten Job» machen würden, zum Beispiel Oreganoprodukte (auch in der Schweiz erlaubt), die ins Wasser oder als Futterzusatz zur Vorbeugung gegeben werden können. Eine Behandlung könne auch bei bereits erkrankten Hühnern erfolgen. Zunächst gilt es aber, diese von der gesunden Herde zu trennen. Weil Schwarzkopferreger auch über Blinddarmwürmer übertragen werden können, ist eine Entwurmung über das Wasser nach dem ersten Auslauf nötig. Neuinfektionen liessen sich mit einer Intensivierung der Auslaufpflege vermeiden. Wenn nötig, sollte eine bakterielle Sekundärinfektion mit z. B. E. coli behandelt werden. Schulze bemerkt: «Wenn alle Massnahmen in Kombination durchgeführt werden, ist eine Antibiotikaverabreichung nicht nötig.»
Bezüglich der Dosierung der Mittel und dem weiteren Vorgehen empfiehlt es sich, den Bestandestierarzt zu konsultieren.
Die häufigsten Würmer
Würmer sind bei Legehennen weit verbreitet und in jeder alternativen Haltungsform anzutreffen. Um Würmer zu behandeln, sollten die Legehennen regelmässig entwurmt werden.
Spulwürmer (häufigster Endoparasit bei Legehennen): Spulwürmer werden über den Schnabel aufgenommen und leben im Dünndarm. Bei Durchfall sind sie gut sichtbar. Bei einem hochgradigem Befall besteht die Gefahr, dass Spulwürmer aus dem Darm über die Kloake in den Eileiter zurückwandern und dann im Eiklar bei der Eibildung eingeschlossen werden.
Blinddarmwürmer (zweithäufigster Wurm): Blinddarmwürmer leben im Blinddarm und sind Überträger von Schwarzkopferregern.
Haarwürmer: Haarwürmer leben im Dünndarm, Schlund und Blinddarm. Legehennen magern stark ab und sterben bei einem Befall, daher sollte jeder Nachweis therapeutisch angegangen werden, auch bei Kleinsthaltung.
Luftröhrenwürmer: Luftröhrenwürmer sind eher selten und nur bei hygienisch bedenklicher Haltung anzutreffen.
Bandwürmer: Sie kommen auch bei Stallhaltung vor und werden über Zwischenwirte (Fliegen, Käfer, Ameisen, Regenwürmer, Nacktschnecken) übertragen. Sie besitzen eine geringe Schadwirkung und sind eher ein Indikator für einen hygienischen Mangel. Zur Bekämpfung Zwischenwirte eliminieren und auf eine trockene Einstreu achten, die nach Bedarf regelmässig ausgemistet wird.
Hygiene und Wurmkur
Neben der regelmässigen Entwurmung über das Wasser sind insbesondere parasitenreduzierende Massnahmen im Stall, Wintergarten und Auslauf zwingend notwendig, um den Parasitenbefall unter Kontrolle zu halten.
Schulze empfiehlt im Durchgang folgende Massnahmen:
- Ständiges Ausmisten des Scharraumes,
- keine nassen Stellen dulden,
- Auslaufpflege: Stallnah neues Substrat, Neuansaat, Kalken zur Erregerreduktion (500 g/m2), Mulchen, Drainage prüfen, Mobilställe häufiger versetzen (2–6 Wochen-Rhythmus),
- geeignete Futterspender, damit Kot das Futter nicht infiziert,
- regelmässige Wurmkuren, da Neuinfektionen nicht zu vermeiden sind (Empfehlungen vom Bestandstierarzt) – gegebenenfalls in den Morgenstunden, damit bis 10 Uhr die Tagesdosis aufgenommen wurde, bevor die Legehennen in den Auslauf gehen.
Für Kleinstbestände unter 100 Hühner ist in der Regel keine Entwurmung nötig, so Dieter Schulze: «Ein geringer Befall ist unproblematisch, da sich ein biologisches Gleichgewicht zwischen dem Parasiten und dem Wirt einstellt, ohne dass der Wirt darunter leidet.» Dies sei wichtig zu wissen, nicht dass man gleich alle Register ziehe, so der Fachtierarzt. Bei Beständen über 250 Hühner empfiehlt er einen Tierarzt aufsuchen, der die Legehennen betreut. Es ginge darum, den Parasitendruck zu kontrollieren und auf ein gesundes Mass zu reduzieren.
Ob es einen Parasitenbefall unter den Legehennen hat, liesse sich mit einer Sammelkotuntersuchung feststellen. Dieter Schulze empfiehlt zehn bis 20 frische Kothaufen zu entnehmen und gekühlt dem Bestandstierarzt zu überreichen. Verendete Tiere sollten ebenfalls vom Tierarzt untersucht werden.