Fachpersonen der Geflügelbranche treffen sich traditionell alle zwei Jahre, um über Aktuelles aus der Geflügelproduktion zu diskutieren. An der diesjährigen Tagung vom 7. Mai 2025 lag der Fokus bei den ersten Erkenntnissen der Umsetzung der Branchenlösung auf dem Ausstieg aus dem Kükentöten, kurz AKT.

«Es bleibt ein Spannungsfeld»

«Es bleibt ein Spannungsfeld. Wir präsentieren eine Lösung, aber es ist eine Brückentechnologie für fünf Jahre. Die Entwicklung wird weitergehen», beginnt Daniel Würgler, Präsident von Gallosuisse, sein Referat.

Herausforderungen gebe es bei der Umsetzung der Branchenlösung laut Würgler noch viele. Die seien unter anderem die Auswirkungen des veränderten Kapitalbedarfs für Aufzüchter und Legehennenhalter, die Energiekosten für die Geschlechtsbestimmung in den beiden Brütereien sowie einzelne Trittbrettfahrer.

Daniel Würgler macht auf die Wahlfreiheit der Konsumenten(innen) aufmerksam. Einige können sich mehr mit der technischen Lösung und andere mehr mit der Aufzucht von Bruderhähnen identifizieren. Deswegen sei es wertvoll, dass verschiedene Lösungen angeboten werden können. «Es gibt viele Lösungsansätze, die einen Beitrag zur Gesamtlösung bringen», sagt Würgler.

Erstes Fazit

Heute wird bei allen Bruteiern in den beiden Brütereien Animalco und Prodavi die Geschlechtsbestimmung durchgeführt. Die Geschlechtsbestimmung im Ei findet am Tag 11 oder 12 im Brütereiprozess statt. «Die Schmerzrezeptoren sind zwar bereits vorhanden, aber sind noch nicht mit dem Gehirn verknüpft. Der Embryo kann also zu diesem Zeitpunkt noch keine Schmerzen empfinden», erklärt Andreas Suter von der Brüterei Prodavi SA.

Aktuell kann bei der Prodavi SA pro Stunde bei 2700 Eiern das Geschlecht bestimmt werden. 50 Prozent der Eier werden im Prozess aussortiert, da sie als «nicht weiblich» detektiert werden. Die Schlupfrate liegt bei der Prodavi SA momentan bei 43 Prozent. Das bedeutet, dass schlussendlich aus 43 Prozent aller getesteten Bruteier tatsächlich weibliche Küken ausgebrütet werden. Aus gut 6 Prozent der Eier schlüpfen männliche Küken, bei rund 1 Prozent schlüpfen gar keine Küken. Der wichtigste Parameter, der Verlust an weiblich verlorenen Küken, liegt bei unter 1 Prozent.

Vorteile zeigen sich in der Bedienungsfreundlichkeit der Anlage, die durch einen Operator bedient werden kann. Die Anlage funktioniere grösstenteils zuverlässig, ab und zu gebe es Probleme beim Aufstarten oder mit der Software. «Für diese komplexe Anlage ist das aber noch im Rahmen», betont Suter.

«Der Planungsaufwand für einen Schlupf ist erheblich grösser geworden», ergänzt Suter. Auch der Aufwand für den Unterhalt und die Reinigung sei deutlich gestiegen.

5 bis 6 Rappen mehr pro Bio-Ei

Neben den konventionellen Geflügelhaltern kam auch die Bio-Branche zu Wort. Diese geht beim Ausstieg aus dem Kükentöten den Weg über die Aufzucht von Bruderhähnen. «Damit nicht auf günstigere Varianten ausgewichen werden kann, müssen die Hähne auf Schweizer Bio-Betrieben aufgezogen werden», sagt Tobias Wettler von der Hosberg AG. Zudem muss die gesamte Schlachtung und Verarbeitung in der Schweiz stattfinden, wobei momentan noch eine Übergangsfrist besteht.

Im Bereich der Vermarktung sei man seit über zehn Jahren daran, Lösungen zu finden, wie das Fleisch verkauft werden kann. Ein Hauptproblem sei, dass der Konsument den Begriff «Bruderhahn» gar nicht kenne. So könnten unverarbeitete Teilstücke kaum vermarktet werden, weswegen das Bruderhahnfleisch über die gleichen Kanäle wie das Legehennenfleisch vermarktet wird.

Durch die zusätzlichen Kosten, die bei der Aufzucht der Bruderhähne anfallen, werden Bio-Junghennen 15 bis 17 Franken teurer. Diese Mehrkosten werden über das Ei rückvergütet, so entsteht ein Preisaufschlag zwischen 5 und 6 Rappen pro Bio-Ei. Ob dieser Aufschlag schlussendlich durch das Senken der Margen oder über den Konsumenten getragen wird, kann der Detailhandel selbst entscheiden. «Wir bewegen uns bei den Bio-Eiern in einem Hochpreissegment. Da die Konsumenten in diesem Bereich weniger preissensibel sind, rechnen wir nicht mit höheren Einbussen der Nachfrage, das ist aber letztlich schwierig abzuschätzen», verdeutlicht Wettler.

Weitere Themen an der Tagung waren die Marktlage von Eiern und Geflügelfleisch, Erläuterungen zu den neuen Modellrechnungen, Ammoniakreduktion in der Geflügelhaltung sowie Aktuelles vom Aviforum und Gallosuisse.

Einblick in die Brüterei Prodavi SA