«Auf Badi sind wir stolz und mit ihm hatten wir grossen Erfolg», sagt Braunviehzüchter Albert Gössi von der Trottenmatt in Weggis. Der selber gezüchtete Stier geht auf den bekannten Biver zurück und sei ein fast perfekter Vererber in allen Kriterien gewesen. Einziger äusserer Makel war sein weisser Bauch, «sonst wäre der in die KB gekommen». Deswegen würden seine Nachkommen mit weissen Flecken am Bauch wohl kaum je im ersten Rang an Schauen stehen, obwohl sie sonst eigentliche Milchmaschinen seien, ergänzt Sohn Kilian.
«Künstliche Besamung nur bei den Besten.»
Daneben hält der Weggiser Albert Gössi noch einen Stier in der Herde.
Stolz auf eigene Stiere
Züchterfamilie Gössi nimmt an der kommenden Lucerne Expo in Grosswangen teil, welche letztes Jahr verschoben werden musste. Vier Kühe, mit den Vätern Badi, Biver, Salomon und Calvin, werden an der Lubra am Dienstagabend, dem 7. Dezember, vorgeführt, erklärt Albert Gössi. Er habe zwei selber gezüchtete ausgelesen, Sohn Kilian zwei zugekaufte Kühe. Kilian nimmt zudem mit zwei Rindern, von den Vätern Levi und Embolo, letzterer auch ein eigener Stier, an der Rinder-Nightshow am Samstagabend, 11. Dezember, teil. Das Vorführen sei Sache von Kilian, sagt Vater Albert. Schon als kleiner Bub habe dieser Kälber an der Schau Weggis vorgeführt. Und nun habe der Jungzüchter während der Lehre bei Züchter Beni Schmid aus Schüpfheim seine Freude am Schauwesen und am Stylen der Tiere entdeckt, und macht nun auch bei der Züchtergruppe Luzern mit.
Aber auch Albert ist stark engagiert an der Lucerne Expo, als OK-Mitglied und Vorstandsmitglied von Braunvieh Luzern.
Anbindestall ist arbeitsintensiv
Auf dem Milchwirtschaftsbetrieb – schon sein Vater habe als einer der ersten mit Brown Swiss gezüchtet –, stehen nicht maximale Leistung und schwere Kühe im Vordergrund. Der Stalldurchschnitt von 8000 kg sei dem hügeligen Grünlandbetrieb mit wenig Ackerbau angepasst und ideal. Ganzjährig wird Silage gefüttert mit hohem Heuanteil. Während der Vegetation wird jeweils morgens einige Stunden geweidet. Die Winterration besteht aus einem Drittel Grassilo, einem Drittel Malz und Rüben (wegen Maiszünsler musste aktuell auf den üblichen Maisanbau verzichtet werden), der Rest Heu sowie Kraftfutter nach Bedarf. Gemischt wird noch von Hand. Im alten Anbindestall wird mit vier Aggregaten an der Rohrmelkanlage gemolken. Gössis liebäugeln in den nächsten Jahren mit dem Bau eines Laufstalles. «Aber das soll dann die nächste Generation entscheiden», meint Vater Albert zum 20-jährigen Sohn Kilian, dem absehbaren Hofnachfolger in einigen Jahren.
Den Betrieb konnten sie 2003 pachten, 2008 kaufen und flächenmässig in den letzten Jahren auf 25 ha erweitern. Derzeit arbeiten eigentlich drei Generationen mit, Vater Sepp und neben Albert und Paula auch Sohn Kilian.
«Sonst wäre der in die KB gekommen.»
Braunviehzüchter Albert Gössi über den weissen Bauch seinen Stiers Badi.
Grosse Kühe passen nicht
Künftig wolle er die Nutzungsdauer der Kühe erhöhen, meint Albert zur Zuchtstrategie. Weil viel Jungvieh remontiert wird, gehen viele ältere Kühe im Schnitt mit sieben Jahren ab. Auch weil deren Fleisch als Trockenwürste gut vermarktbar sei. Nur die besten Kühe würden künstlich besamt, Gössis halten jeweils noch einen Stier in der Herde. Mit dem Milchgehalt sei er zufrieden, geachtet werde aufgrund der Topografie vermehrt auf das Exterieur. Zu grosse Kühe passen nicht auf den Betrieb, das seien aber meist jene, die an Schauen zuvorderst stünden. Er sehe sich eher im Mittelfeld.
Seit Jahrzehnten macht die Züchterfamilie aktiv an der Herbstschau in Weggis mit, fast mit dem ganzen Viehbestand. Der grösste Erfolg sei die Teilnahme an der letzten Bruna 2017 gewesen. Und regelmässig seien sie an kantonalen Viehschauen dabei, nicht aber an nationalen. «Der Aufwand ist viel zu gross», findet Albert Gössi. Überhaupt sei ein schwindendes Interesse an Schauen spürbar, auch weil die Zeit fehlt. Zudem hätten einige Spitzenzüchter von der braunen auf die schwarze Rasse gewechselt.
Betrieb Trottenmatt
Betriebsleiter: Albert und Paula Gössi
Ort: Trottenmatt, Weggis, voralpine Hügelzone
Fläche: 25 ha LN, davon 1,5 ha Mais, 0,5 ha Saisongemüse (davon die Hälfte in Folientunnel), 200 Kirschen- und 50 Zwetschgen-Hochstammbäume Tierbestand: 35 Braunviehkühe (ZMP-Monatslieferrecht 25 000 kg), 30 Stück Jungvieh, einige Mastkälber Arbeitskräfte: Albert und Paula Gössi, Sohn Kilian, Vater Sepp und Aushilfen innerhalb der Familie.
Direktvermarktung wird immer bedeutender
Die Direktvermarktung sei ein wichtiger Betriebszweig geworden, Corona brachte 2020 einen zusätzlichen Umsatzschub, sagt Paula Gössi. Im bedienten Hofladen wird ein grosses Sortiment von eigenem Saisongemüse, Schnäpsen aus dem eigenen Hochstammobst, aber auch eigenes Fleisch verkauft, von abgehenden Kühen und den Mastkälbern. Sehr rege benutzt werde der 24 Stunden zugängliche Milchautomat. Die vielen Kundenkontakte seien eine gute Chance, die Landwirtschaft zu erklären. «Der Trend für Regionalität, Saisonalität und transparente Produktionsweise ist spürbar», so Gössi.
