Die Anzahl Rassentiere steigt von Jahr zu Jahr und viele junge Betriebsleiter entdecken Doppelnutzungsrassen als wirtschaftliche Alternative zu reinen Milchrassen. Das Original Braunvieh (OB) ist aktuell im Trend. Nicht ein Trend, sondern eine Tradition, ist die OB-Zucht bei der Familie Kälin vom Betrieb Heumatt im schwyzerischen Bennau. Sie züchtete schon immer mit dieser Rasse. «Für mich war immer klar, dass OB auf unserem Hof standortgerecht ist», so der heutige Betriebsleiter Tobias Kälin.
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Vorkämpfer für das Original Braunvieh
Schon sein gleichnamiger Vater war in der OB-Zucht ein Begriff. Dies einerseits, weil er sich in den 80er-Jahre Jahren auf Verbandsebene vehement für die Akzeptanz der zu dieser Zeit ziemlich gebeutelten Rasse einsetzte, anderseits waren die Kälins durch Kühe wie Zeno Zella oder Vero Zimpfer damals schon für ihre starken Euter bekannt.
Starke Euter sind auch 40 Jahre später noch ein Markenzeichen vom Zuchtbetrieb Heumatt. Seit an der Bezirksviehschau Einsiedeln im Jahr 2007 für das OB ein Schöneutertitel vergeben wird, durften sich Maria und Tobias Kälin mit ihren Kindern Tamara, Tobias jun. und Silvan schon sieben Mal über diesen Titel freuen. Alleine Hakon Tochter Hulda gewann vier Mal. Von den 30 Kühen im Stall stammen heute noch acht von Euterspezialist Hakon ab. Rund zwei Jahre war der Hecht-Sohn auf dem Betrieb Kälin in der Fütterung.
«Ich sah Hakon 2012 bei dessen Züchter Thomas Schrackmann, als der Stier gerade von der Besamungsstation zurückkehrte», erinnert sich der begeisterte Stierenhalter. «Für mich war es damals ein züchterisches Wagnis, mit Hakon zu züchten, denn die Stierenmutter Vento Ventosa war eine unheimlich leistungsstarke Kuh.» Kälin war unsicher, ob er Tiere mit so viel Milch auf seinem Bergbetrieb halten kann, ohne dass diese Stoffwechselprobleme bekommen würden.
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Original Braunvieh ist eine wirtschaftliche Rauhfutterkuh
Die Rechnung ging glücklicherweise auf. Die Hakon Nachkommen sind zwar leistungs- und vor allem sehr gehaltsstark. Da sie aber auch über ein aggressives Fressverhalten verfügen, bewähren sie sich trotz hohem Raufutteranteil in der Ration. Ein Paradebeispiel ist Hakon Heila, die in vier Laktationen einen Schnitt von über 7500 kg Milch und 3,8 Prozent Eiweiss aufweist. «Eine Kuh die aus möglichst viel Raufutter gute Milch produziert, wird angesichts der aktuellen politischen Diskussionen in Zukunft noch wichtiger werden», ist sich Tobias Kälin sicher.
Den Kraftfuttereinsatz möchte er von aktuell 400 auf 200 kg weiter reduzieren. Seine Käsereimilch vermarktet er an die Milchmanufaktur Einsiedeln. Er liefert nicht nur Milch an dieses junge lokale Unternehmen. Zusammen mit seiner Frau Maria begrüsste er auch schon viele ausländische Besuchergruppen, welche neben Einblicken in die Milchverarbeitung der Manufaktur auch einen Bauernhof erleben wollten.
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Imposanter Natursprungstier Morin
Neben den herrlichen Hornkühen zieht vor allem der Zuchtstier des Hofes Heumatt die Blicke der ausländischen Gäste auf sich. Insbesondere wenn dieser über eine so kapitale Erscheinung verfügt wie der aktuelle Muni: Der bald vierjährige Minor Sohn Morin bringt mit seinem ausgeprägten Fleischansatz gegen 1300 kg auf die Waage und läuft mit den rund 30 Kühen auf der Weide mit. Der imposante Stier wird voraussichtlich am 7./8. September am Stierenmarkt in Zug ausgestellt.
«Morin ist nun der schon der dritte Minor Sohn, mit welchem wir im Natursprung arbeiten. Da die Nachkommen von Hakon trotz der vielen Vorzügen in der Bemuskelung auch eine klare Schwäche hatten, versuchen wir nun über Minor wieder mehr Fleisch in die Herde zu bringen». Das sei bei einer Doppelnutzungsrasse ein wirtschaftlich wichtiges Merkmal. So sei die Nachfrage nach OB-Tränkekälber sehr interessant. «Mit den aktuell über 12 Franken Kilopreis habe ich von schönen Kälbern bereits einen Ertrag, für welchen ich viel zusätzliche Milch produzieren müsste». Der Schlachterlös für eine abgehende OB-Kuh würde aktuell die Aufzuchtkosten vollkommen abdecken.
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Mit Original Braunvieh in die Zukunft
Die grosse Nachfrage nach OB führe überall zu schönen Marktpreisen. Die Preisdifferenz zwischen Nutz- und Schlachtvieh sei allerdings noch zu gering. Die Original Braunviehzucht hat bei der Familie Kälin Tradition. Und diese wird auch in Zukunft weitergeführt. Denn auch Tobias Kälin junior ist von der Rasse überzeugt. Nachdem er die Betriebsleiterschule abgeschlossen hat, wird er sich in Zukunft vermehrt auf dem Heimbetrieb engagieren.
Betriebsspiegel Heumatt
Lage: Bennau SZ, 900 m ü. M[IMG 5]
Flächen: 32 ha LN, davon 23 ha arrondiert, 0.5 ha Wald
Milchabsatz: 190 000 kg Käsereimilch an Milchmanufaktur Einsiedeln
Viehvermarktung: Mehrheitlich privat über langjährige Kunden, teils über Handel
Nebenerwerb: Energieproduktion, Baggerarbeiten
Arbeitskräfte: Maria und Tobias Kälin, Tobias Kälin junior aktuell Maschinist in Tiefbaubetrieb