[IMG 4]Schon der Aufstieg ins Gasterntal ist eine Reise wert: Ab der Talstation Sunnbüel bei Kandersteg führt der Weg durch eine enge Schlucht hinauf. Der schmale Fussweg überquert dabei dreimal die Kander. Zuvorderst im Gasterntal, neben dem Berghotel Waldhaus, führt die Familie Ryter aus Kandergrund auf 1400 m ü. M. ihre Alpwirtschaft. Das heisst, Vater Hanspeter mit den Söhnen Peter und Samuel sowie der Tochter Linda.

Ein guter Alpsommer

Von Mitte Mai bis Ende September dauert jeweils die Alpsaison. Im Herbst folgt dann der legendärere Alpabzug mit Treicheln und Blumenschmuck, es geht zu Fuss 15 Kilometer weit nach Kandergrund.

[IMG 1]

Auf der Alp halten Ryters 24 Kühe, dazu Rinder und Kälber. Die Milch bringen sie jeden zweiten Tag hinunter ins Tal, wo sie in der Sennerei Aeschlimann zu Käse verarbeitet wird. «Bis jetzt haben wir einen sehr guten Alpsommer erlebt», schwärmt Hanspeter Ryter. Genug Regen, viel Gras und auch bei den Kühen lief alles rund. 

Züchter mit viel Herzblut

Abo Video BEA Holstein und Simmental: Die junge Thyra und die erfahrene Amylou an der BEA in Bern Wednesday, 26. April 2023 Die Familie Ryter züchtet mit Herzblut reine Simmentalerkühe. «Wir könnten uns gar nichts anderes vorstellen», tönt es aus einem Tenor. «Die Simmentalerkuh passt perfekt auf unseren Betrieb», ist Sohn Peter Ryter überzeugt. Robust, stark im Fundament, gut in den Gehalten, und sie liefert zugleich Milch und Fleisch. «Nein, eine RH- oder Holsteinkuh kommt für uns nicht in Frage, vielleicht noch eine OB-Kuh», lacht der Junior-Chef.

Peter Ryter ist Simmentalerzüchter aus Leidenschaft. Umstellen stehe also nicht zur Diskussion, meint der Junior-Chef schmunzelnd. Unter den 24 Kühen grast auch die bekannte Amylou, die Flavio-Tochter, welche diesen Frühling an der BEA in Bern ausgestellt war.

«Diese Kuh verkörpert unser Zuchtziel», hält Hans­peter Ryter fest. Die neunjährige Amylou besticht immer noch durch ihre hervorragenden Typ- und Eutereigenschaften, bis jetzt kalbte sie jedes Jahr wie ein Uhrwerk im November ab, hat Leistungen von über 8500 kg und ist mit 55 55 98 (linear EX-93) punktiert.

Eine Siegesserie dank «Amylou»

Sie wurde auch Miss Simmental an der Swiss Expo 2019: Ryters Flavio Amylou von Hanspeter und Peter Ryter aus Kandergrund BE. (Bild Peter Fankhauser) Viehzucht Amylou ist die Kuh des Jahres Thursday, 31. January 2019 In den Jahren 2018 und 2019 katapultierte Amylou die Familie Ryter so richtig ins Rampenlicht. Die Ausnahmekuh holte damals einen Titel nach dem anderen: Siegerin am Jungkuhchampionat, Siegerkuh an der Swiss Expo, Miss an der VSA und auch an der Amtsschau liess die Schönheit nichts anbrennen. 

«Das waren schon eindrückliche Erlebnisse», so die Züchterfamilie. Schon ihre Mutter Ryters Trumpf Arosa (55 55 98) war eine Augenweide und auch sie nahm an der Dauerausstellung an der BEA teil. Wie es scheint, vererbt Amylou die Familientradition weiter: Ihre älteste Tochter Ryters Jordan Amy ist auch mit 55 55 98 punktiert, und von ihrem Sohn, dem KB-Stier Leon Alpinist, gibt es vielversprechende Töchter in den Ställen.

Neun Kühe mit 98 Punkten

[IMG 3]Und da ist noch ihr Vater Flavio: «Dieser Stier hat bei uns sehr gute Arbeit geleistet», hält der Züchter fest. Bevor Flavio zu Swissgenetics kam, war er bei Ryters im Natursprung im Einsatz.

«Wir halten immer einen Stier im Natursprung», sagt der Betriebsleiter. Da Sohn Peter Ryter zu 60 % als Besamungstechniker bei Swissgenetics arbeitet, kommen aber auch die besten KB-Stiere zum Einsatz.

Dass Ryters mit ihrer Reinzucht auf dem richtigen Weg sind, zeigt sich dadurch, dass aktuell von ihren 24 Kühen deren neun mit dem Maximum von 55 55 98 punktiert sind. Für die Familie Ryter bedeutet die Viehzucht viel. Das Fotoalbum von der Jubiläumsfeier «125 Jahre Viehzuchtverein Kandergrund» im Jahr 2017, zeugt von ihrer Passion. Ein Bild sticht dabei besonders hervor: Hanspeter und seine Frau Caroline Ryter beim Alpabzug ihrer Simmentalerherde. «Sie musste viel zu früh sterben», sagt Ryter nachdenklich.

Ein Schicksalsschlag

Am 5. August 2018 hat Caroline Ryter im Alter von 45 Jahren ihren Kampf gegen den Eierstockkrebs verloren.

«Das zieht einem schon den Boden unter den Füs­sen weg.»

Die Familie Ryter erlebte vor fünf Jahren einen schweren Schicksalsschlag.

Seine Frau, ihre Mutter, sei mit Leib und Seele Älplerin und Bäuerin gewesen und sie war mit den Tieren stark verbunden. «Trotz des Schicksalsschlags musste es weitergehen, auch am Morgen nach dem Todestag wollten die Kühe gemolken werden», erzählt Hanspeter Ryter die traurige Geschichte. Er, der zwölf Jahre lang als Viehschauexperte unterwegs war, konnte in dieser Zeit immer auf seine Frau und auf seine Kinder zählen.

[IMG 2]

«Natürlich vermisse ich sie», so der Landwirt.  «In unseren Gedanken ist Caroline immer bei uns», sagt die Familie. Sei es beim Melken oder einfach bei der täglichen Arbeit. «Sie hat es sich so gewünscht und das gibt uns enorm viel Kraft, dass wir in ihrem Sinne so weitermachen, mit viel Leidenschaft für unseren Betrieb, mit viel Leidenschaft für unsere Simmentalerzucht», so Ryters.