Ihre Leidenschaft gehört der Holsteinkuh: Schon seit über 100 Jahren wird auf dem Betrieb von Christian und seinem Vater Erich Walker im solothurnischen Bettlach auf die Rasse Holstein gesetzt. Zuerst war es noch die Freiburger Schwarzfleckviehkuh, Ende der 60er-Jahren, als die künstliche Besamung Einzug hielt, wurde auf Holsteins aus Amerika und Kanada gesetzt. Heute besteht ihre 55-köpfige Kuhherde aus internationaler Genetik. In den letzten zehn Jahren wurde voll auf die Hornlosigkeit gezüchtet. Heute besteht der Bestand zu 90 Prozent aus genetisch hornlosen Tieren. Der Stalldurchschnitt belief sich letztes Jahr auf 9869 kg mit 4,5 % Fett und 3,2 % Eiweiss.

Rasse hat sich entwickelt

Der Betrieb Walker befindet sich nahe beim Flughafen Grenchen. Wir treffen den Betriebsleiter Christian Walker und seinen Vater Erich vor dem Haus. 1965 wurde vom Dorf Bettlach ausgesiedelt, 2014 in einen neuen Laufstall investiert. «Wir setzen voll auf die Milchproduktion», sagt der 39-jährige Christian Walker überzeugt. Wie schon bei seinem Vater, schlägt auch sein Herz für die Holsteinkuh. «Die Rasse hat sich enorm weiterentwickelt, nicht nur milchmässig, sondern auch in den Inhaltsstoffen und vor allem in den Fitnessmerkmalen», doppelt sein Vater nach. Dieser Zuchtfortschritt widerspiegelt sich auch bei ihren Kühen. Obwohl einige von ihnen Leistungen von über 15 000 kg Milch ausweisen, werden die Kühe doch sehr alt.

Langlebige Kühe

Aus ihrer Zucht haben schon fünf Kühe die 100 000er-Milchmarke überschritten. Ihre Walker Leader Michaela erzielte sogar eine Lebensleistung von 169 194 kg Milch. «Michaela war schon eine gewaltige Kuh», erinnern sich Vater und Sohn zurück. Sie habe 13 Laktationen absolviert, 16 Kälber (davon drei Mal Zwillinge) auf die Welt gebracht und dafür nur 24 Besamungen gebraucht. «Heute führt mindestens 40 Prozent des Bestands Michaela-Blut in seinen Adern», schwärmt Erich Walker.

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Christian Walker, der auch Präsident der Solothurner Holsteinzüchter ist, hat eine klare Vorstellung, wie seine Herde auszusehen hat: mittelgross, robust, mit tadellosen Fundamenten und einer hohen Leistungsbereitschaft. «Ich besame alle Kühe und Rinder mit gesextem Sperma und setze nur ab und zu einen Maststier ein», sagt der Betriebsleiter, welcher auch Eigenstandsbesamer ist. Alle Kuhkälber werden aufgezogen und alle überzähligen Tiere werden meistens ab der zweiten Laktation über die Zucht- und Nutzviehauktion in Burgdorf verkauft. «Da wir am Südhang vom Grenchenberg noch zwei Alpen gepachtet haben, brauchen wir für die Bestossung die nötige Nachzucht. Aus diesem Grund haben wir auch tiefere Aufzuchtkosten», rechtfertigt er seine Strategie. «Beim Stiereneinsatz schaue ich zuerst auf das hornlose Gen, dann auf den Milchgehalt und erst an dritter und vierter Stelle kommen die Milchmenge und das Exterieur», so der Meisterlandwirt. Gute Töchter haben zum Beispiel die Stiere A2P2 und Luster P hinterlassen. Seit der genomischen Selektion sei die Kuhherde auch viel einheitlicher geworden.

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Das Tierwohl im Vordergrund

Im neuen Laufstall steht vor allem das Tierwohl im Vordergrund. Die Seitenwände des Stalls sind offen, die Boxen reichlich mit Stroh gefüllt. Es wurde auch bewusst auf einen Melkroboter verzichtet. «Wir melken gerne und haben uns für einen Melkstand entschieden», so der Betriebsleiter. In einer Stunde seien die 55 Kühe gemolken. «Dann sind auch wirklich alle gemolken und wir müssen uns keine Gedanken mehr machen, ob diese oder jene Kuh auch wirklich durch den Roboter gegangen ist», erklärt Christian Walker seine Entscheidung.

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Dank der zirkulierenden Luft herrscht auch ein einzigartiges Stallklima und dies schlägt sich auch bei den Tierarztkosten nieder. «Dass die Kühe nicht brünstig werden, kennen wir nicht», so Erich Walker. Auch mit Fruchtbarkeitsproblemen habe man nicht zu kämpfen. «Wir lieben Kühe, die auch etwas Fleisch am Knochen haben, darum nehmen wir auch nicht an Ausstellungen teil», sagt Christian Walker überzeugt. Ihre Zuchtstrategie hat ein klares Ziel und geht voll auf: viel Milch aus langlebigen, Kühen mit tiefen Tierarztkosten und einem überschaubaren Arbeitsaufwand.

Betriebsspiegel
 
Betriebsleiter: Christian Walker
Ort: Bettlach
Arbeitskräfte: Vater Erich Walker und ein bis zwei Lehrlinge
Fläche: 44 ha LN und 34 ha Sömmerungsweide
Tierbestand: 55 Kühe und 85 Stück Jungvieh, Milch geht zu mooh. Letztes Jahr wurden 465'000 kg Milch abgeliefert.