Fast ein wenig still und leise hat der grossgewachsene gebürtige St. Galler mit der markanten Stimme vor gut einem Monat nach 20 Jahren als Geschäftsführer des Schweineproduzentenverbands Suisseporcs die Bühne verlassen – geschuldet der Pandemie und auch seiner Gesundheit. Der Effort hinterliess Spuren. Seit 1. Juni ist Nachfolger Stefan Müller im Amt und leitet den Verband mit Sitz auf der Sempacher Allmend.
Felix Grobs Eltern arbeiteten und lebten als Betriebsleiter auf dem Gutsbetrieb des landwirtschaftlichen Zentrums Flawil. Natürlich habe ihn die Kindheit geprägt und es folgte ein Agronomie-Studium an der ETH mit Dissertation 1988. Grob arbeitete dann zeitlebens in der Schweinebranche, anfänglich noch bei UFA/Anicom. Der 63-Jährige wohnt aktuell in Unterägeri, ist aber mit dem Umbau des Elternhauses beschäftigt. Sein Ziel ist, im nächsten Jahr in die Ostschweiz zurückzukehren.
Felix Grob, welche Ausganglage haben Sie vor 20 Jahren als neuer Suisseporcs-Geschäftsführer angetroffen?
Felix Grob: Die Zeit der Reorganisation der Branche war noch in vollem Gang. Auch weil wir nie viele Bundesgelder zur Verfügung hatten, waren schlanke Strukturen unabdingbar. Damals war das Gärtli-Denken noch weit verbreitet. Wir hatten viel weniger Mitglieder als heute, weil der Schweineproduzentenverband anfänglich vor allem ein Zusammenschluss von grossen und spezialisierten Betrieben war. Es herrschte aber eine Aufbruchstimmung. Strukturen auf schlank trimmen, war das Ziel. Die Produzenten waren damals noch bei vier bis fünf Schweineorganisationen Mitglied. Heute haben wir einen Verband, die Suisseporcs, und ein Dienstleistungsunternehmen, die Suisag.
Nebst dieser Reorganisation sorgten vor allem gesetz-geberische Eingriffe fürreichlich Arbeit?
Es ging Schlag auf Schlag. Vom Abschluss der Flächensanierung EP/APP, zum freien Abferkeln 2007, über das Kastrieren unter Narkose 2010 bis zum Vollspaltenverbot 2018 gab es einige gute Gründe für graue Haare. Diese Eingriffe waren immer mit viel Unsicherheit für die Produzenten verbunden und hohen Kosten. Bei der Kastration konnten wir einen Fonds in der Höhe von rund 13 Millionen eröffnen für die Züchter. Diese Projekte galt es nebst dem Tagesgeschäft kritisch zu begleiten. Haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind wir 2012, als in der Ostschweiz PRRS-infiziertes Schweinesperma importiert wurde. Auch das Gesundheitsprogramm Plus war eine Herausforderung. Es zeigte aber, was möglich ist, wenn es innerhalb der Branche zum grossen Schulterschluss kommt und/oder der Bund den Anschub finanziert.
Jeder Eingriff des Gesetzgebers hatte immer auch Auswirkungen auf den Markt. Aber auch sonst scheint es nicht möglich, die Preiskurve beiden Schweinen zu glätten?
Grundsätzlich darf unser Verband ja nicht in den Markt eingreifen und auch nicht unternehmerisch im Handel tätig sein. Doch wenn die Preise tief sind, wird mit dem Finger auf uns gezeigt. Es war sicherlich teils frustrierend, immer wieder zu predigen, dass der Selbstversorgungsgrad idealerweise um die 90 bis 93 Prozent betragen sollte in der Schweiz und nicht mehr. So hätten Züchter und Mäster gute Preise. Schliesslich kann nur jenes Geld an die Wertschöpfungskette verteilt werden, was das Schwein im Schlachthof generiert. Aktuell haben wir zu viele Mastplätze, was lange für einen hohen Jagerpreis sorgte.
Wo steht die SchweizerSchweineproduktion in 20 Jahren?
Ich bin kein Hellseher. Aber es gibt sicher Entwicklungen, die Sorge bereiten. Etwa die Massentierhaltungs-Initiative. Auch der Gegenvorschlag des Bundesrates mit BTS und RAUS würde die Branche massiv treffen und den Labels den Teppich unter den Füssen wegziehen. Wer heute QM produziert, bekommt kaum mehr Baubewilligungen für Ausläufe. Auch die absoluten Zahlen pro Herde sind unklar. So oder so bleibt der Druck auf die Schweineproduzenten hoch. Fleischesser werden für viele Sünden dieser Welt verantwortlich gemacht. Aus meiner Sicht soll der erwachsene Mensch aber immer die Wahlfreiheit haben.