Fliegen sind auf landwirtschaftlichen Betrieben während der gesamten Vegetationszeit bis hin zum ersten Frost ein lästiges Thema. Neben der Übertragung von Krankheitserregern legt unter anderem die sogenannte Goldfliege ihre Eier in das dichte Vlies von Schafen, langhaarigen Ziegen und Neuweltkameliden und kann so einen Madenbefall verursachen.

Auch bei Kälbern kann ein solcher Befall beobachtet werden. «Ohne entsprechende Behandlung des Tieres endet dies oft tödlich», so Patrik Zanolari von der Wiederkäuerklinik der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern.

Befall aktuell höher als normal

«Im Allgemeinen kommt ein Fliegenmadenbefall eher selten vor», erklärt der praktizierende Tierarzt Andreas Raemy. «Die Fliegen mögen ein feuchtwarmes Klima, wie es aktuell der Fall ist. Aus diesem Grund kann ich mir vorstellen, dass das Problem momentan grösser ist als normal», so der Mitinhaber der Tierarztpraxis am Gantrisch weiter.

«Von einem Madenbefall betroffen sind vor allem kranke, verletzte oder stark verschmutzte Tiere, die nur geringe Abwehrreaktionen zeigen», weiss Patrik Zanolari. Die Maden ernähren sich von tierischem Eiweiss. «Ein aufgrund von Durchfall verschmutztes Vlies oder eine Wunde bieten den Maden Nahrung und eine wunderbare Möglichkeit zur Einnistung», erklärt Andreas Raemy.

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Schafe regelmässig scheren

Um einem Befall vorzubeugen, gelte es die Schafe regelmässig (zweimal im Jahr) zu scheren. «So lassen sich Wunden unter der dichten Wolle besser erkennen», begründet der Tierarzt. Zudem sollte der Gesundheits- und Allgemeinzustand der Tiere regelmässig kontrolliert werden. Bei der täglichen Kontrolle empfiehlt es sich, die Tiere nicht nur aus der Ferne zu betrachten, sondern sie auch direkt in die Hand zu nehmen. Damit lassen sich magere, kranke, verschmutzte oder verletzte Tiere besser erkennen.

Tierseuche Blauzungenkrankheit: Impfen ja, aber erst nächstes Jahr Monday, 28. October 2024 Präventiv können die Tiere auch mithilfe von sogenannten Repellentien vor einem allfälligen Madenbefall geschützt werden. Diese werden im «Pour on»-Verfahren auf den Rücken der Tiere aufgetragen. «Der Schutz hält ungefähr drei bis vier Wochen an», erklärt Andreas Raemy. Der Einsatz von Repellentien ergebe im Hinblick auf die aktuell in der Schweiz grassierende Blauzungenkrankheit doppelt Sinn.

«Aufgrund der aktuell immer noch zu hohen Temperaturen sind die Gnitzen immer noch aktiv», so der Tierarzt. Ein Impfstoff ist zwar in der Schweiz verfügbar, muss aber importiert werden. Bis dieser in der Praxis ankomme, dauere es zwei bis drei Wochen. Die Tiere werden im Abstand von drei bis vier Wochen zweimal geimpft. «Bis der Impfschutz nach der zweiten Impfung vollständig aufgebaut ist, dauert es wiederum zwei Wochen. Eine Immunität hat sich also frühstens im Dezember aufgebaut», erklärt er. Daher sollte der Start der Impfung nicht zu spät in Angriff genommen werden.

Was tun bei einem Befall?

Tritt ein Fliegenmadenbefall auf, gilt es laut Andreas Raemy die betroffenen Tiere vollständig zu scheren und nach weiteren Befallsherden abzusuchen. «Die Wunden werden mit warmem Wasser ausgewaschen und desinfiziert», so der Tierarzt.

Haben sich die Maden bereits tiefer in die Haut eingebohrt, empfiehlt der Experte, den Bestandestierarzt zu kontaktieren. Dieser setze ein entsprechendes Antiparasitikum ein, das die Maden abtöte. Zudem kann aufgrund des Madenbefalls eine bakterielle Infektion entstehen, welche eine zusätzliche medikamentöse Behandlung erfordert. «Die richtige Therapie sollte deshalb mit dem Bestandestierarzt abgesprochen werden», so Raemy.

Je früher, desto besser: 

«Je früher im Jahr mit der Fliegenbekämpfung begonnen werden kann, desto besser lässt sich ihre Vermehrung eindämmen», so Patrik Zanolari von der Universität Bern. Folgende Massnahmen können das Risiko eines Larvenbefalls während des Jahres verringern:

Misten und gründliches Reinigen der Ställe im Frühling: Verringert die Vermehrung der Fliegen, die den Winter überlebt haben.

Gute Stallbelüftung: Fliegen mögen keinen Luftzug und halten sich deshalb fern.

Natürliche Feinde fördern: Nisthilfen für Schwalben im Stall anbringen, Schlupfwespen auf den Festmist streuen, Einsatz von Staubmilben und Larven der Güllefliege in Ställen mit Spaltenböden einsetzen.

Fliegen fangen: Durch das frühzeitige Aufstellen von Fliegenfallen (Bsp. Fliegenschnüre und -bänder) kann die Vermehrung effektiv eingedämmt werden. Beim grossflächigen Anbringen von Fliegenbändern oder -rollen gilt es den Schwalbenflug nicht zu behindern. Zur Reduktion der Fliegen im Stall können zudem elektrische Fliegenvernichter angebracht werden.