Gleich zwei Briefe flatterten diese Woche in den Posteingang von Regierungsrat Christoph Ammann. Die Absender: der Berner Bauernverband (BEBV) und der Verein Schweiz zum Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtieren (VSLvGRT). Ihr Anliegen ist dasselbe: Beide fordern in einem offenen Brief den sofortigen Abschuss des Wolfs, der seit dem Sommer im Jurabogen sein Unwesen treibt. Dies, nachdem der Kanton letzte Woche die Forderung des BEBV nach einer Abschussbewilligung abgelehnt hatte.
Den Blutrausch stoppen
Innerhalb von 72 Tagen seien 38 Tiere durch den Wolf gestorben, fasst Ronald Sommer, Geschäftsführer des VSLvGRT, die Sachlage zusammen. Besonders problematisch sei dabei das Verhalten des Wolfes, der viele Tiere reisse, diese aber nicht fresse.
Der Berner Bauernverband pflichtet ihm bei. Grossraubtiere, die nicht mehr aus Hunger, sondern im Blutrausch töten, liessen sich nicht aufhalten.Gleichzeitig werde den leid-tragenden Familien vorgeworfen, sie schützen ihre Tiere nicht ausreichend, schreibt BEBV-Präsident Jürg Iseli weiter und fordert ein umgehendes Einstellen solcher Vorwürfe. «Ein Grossraubtier, welches sich auf Nutztiere spezialisiert hat, macht vor keinem Zaun, vor keiner Stromspannung und vor keinem Herdenschutzhund halt», erklärt er in seinem Brief an den Vorsteher der Berner Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion.
Ronald Sommer geht in seiner Forderung noch weiter und verlangt vom Regierungsrat eine Erklärung, welche Gesetzesgrundlage die Standards für Schutzzäune definiert. Laut ihm widerspreche die geforderte Verstärkung von Weidezäunen der Vorgabe im kantonalen Jagdgesetz, dass der Wildwechsel auf Weiden nicht behindert werden soll.
Nicht mehr warten
Für den BEBV und den VSLvGRT ist klar: Ein Ausbau der Schutzmassnahmen ist zwecklos, der Druck auf die Bauernfamilien immens. Dies führe längerfristig zur Aufgabe von zahlreichen Weideflächen. Darunter leide nicht nur die Artenvielfalt, auch die Versorgungssicherheit werde geschwächt. Sie sind sich einig: Das Problemtier muss weg.
«Wir können nicht mehr länger warten»
Jürg Iseli, Präsident des BEBV, fordert den Regierungsrat zum Handeln auf.
Er appelliert an den Berner Regierungsrat: «Sie sind in der Position, dem Leid ein Ende zu setzen.»
