1996 hat sich die Interessengemeinschaft Originalfreiberger (IGOFM) formiert.Sie macht sich stark für Freibergerpferde mit einem tiefen Fremdblutanteil, der durch verschiedene Hengste (Araber und Warmblut) nach 1950 zur Veredelung in die Rasse floss. Pferde mit einem Fremdblutanteil von weniger als 2 % gehören zu den Basis-Tieren, jene mit unter 4 % tragen das Prädikat Faktor Basis.

2008 folgte die Gründung des Eidgenössischen Verbands des reinrassigen Freiberger Pferdes (RRFB). Diese Organisation duldet gar kein nach 1950 eingeführtes Fremdblut in den Adern ihrer Freiberger. Die Züchter setzen auf die sogenannten Nuller. Dabei handelt es sich um Freiberger, die im Abstammungsschein einen Fremdblutanteil von 0 % ausweisen.

Neues Blut

Seit mehreren Jahren sind aber auch ganz gegensätzliche Bemühungen im Gange. Daraus entstand schliesslich die Interessengemeinschaft «Neues Blut in der Freibergerzucht». Die Mitglieder der IG fordern, wie es der Name bereits besagt, ein weiteres Einkreuzen mit Warmbluthengsten. Ein erstes solches Projekt scheiterte vor vier Jahren. An der Delegiertenversammlung 2017 in Riedholz SO ging mit 63 Nein-,53 Ja-Stimmen und 16 Enthaltungen ein Einkreuzungsvorhaben bachab. Zu früh für ein solches Projekt, hiess es damals.

30 Jahre her

Nun sei es aber an der Zeit, denn seit der letzten Anpaarung sind über 30 Jahre vergangen. Und ganz besonders eine war schliesslich auch äusserst erfolgreich. So erfolgreich sogar, dass in dieser Zeit einige Freibergerlinien in Bedrängnis gerieten (Bsp. R- oder D-Linie). Noé hiess der Alleskönner, der CH-Warmbluthengst, der die Freibergerzucht seit seinem Einsatz Anfangder 90er-Jahre massgeblich geprägt hat. Und die Zahlen sprechen für sich. Von 153 in der Schweiz zuchtaktiven Hengsten im Jahr 2020 sind 37 väterlicherseits von Noé abstammend, weitere 20 Hengste führen mütterlicherseits Noé-Genetik. Ähnlich stark ist nur noch die H-Familie (Hunter) mit väterlicherseits39 Hengsten verbreitet. «Dass sich die Noé-Familie dank ihrer positiven Reit- und Fahreigenschaften und dazu noch guten Verhaltensnoten weiter ausdehnen wird, dürfte klar sein», heisst es bei der IG.

Bund muss nicht bewilligen

Für das Einführen von neuem Blut, das auch aufgrund derzunehmenden Inzuchtproblematik in der letzten Schweizer Pferderasse höchste Dringlichkeit habe, ist der Schweizerische Freibergerverband (SFV) zuständig. So braucht es für die Einführung von frischem Blut in ein geschlossenes Herdebuch auch kein Gesuch beim Bund.

BLW würde intervenieren

«Gemäss der Tierzuchtverordnung vom 31. Oktober 2012 muss aber eine vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) anerkannte Zuchtorganisation die Zuchtziele für die züchterische Bearbeitung der von ihr betreuten Rassen reglementarisch festhalten. Weiter hat die Zuchtorganisation die Anforderungen für die Eintragung ins Herdebuch und für die Zuchtberechtigung in einem Reglement festzulegen», erklärt das BLW auf Anfrage. Das BLW prüft die Reglemente im Rahmen der Anerkennung der Zuchtorganisation und bei einer Anpassung. «Sollte beispielsweise im Falle des Freibergers als Schweizer Rasse festgestellt werden, dass das in den Reglementen definierte Zuchtprogramm dessen Erhalt gefährdet, würde interveniert», so das BLW.

 

Was sagen die Züchter?

Wir haben drei Freibergerzüchter gefragt, wie sie zur Einführung von frischem Blut in die Freiberger-Rasse stehen. 

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Mario Gandolfo, Cornol JU: Zwei neue Linien gründen

Seit einigen Jahren setzen wir uns ein, die bedrohten Linien zu retten. Leider ohne wirklichen Erfolg. Für mich ist der Moment gekommen, frisches Blut in die Rasse einzuführen. Der wichtigste Punkt bei der Blutauffrischung ist, dass sie unter strenger Aufsicht durchgeführt wird. Die Stuten müssen gezielt nach ihrer Abstammung ausgewählt werden. Ich erachte es als notwendig, zwei neue Linien zu gründen. Die positiven Eigenschaften des Freibergers müssen erhalten bleiben.

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Petra Adank-Vinzens, Davos GR: Charakter und Robustheit erhalten

Das ist ein schwieriges Thema. Ich persönlich bin nicht einfach dagegen, erachte es aber als absolut unerlässlich, dass wir trotz einer möglichen Einkreuzung die Charaktereigenschaften, die Robustheit und die Vielseitigkeit des Freibergers erhalten. Es soll kein Warmblut werden. Aber wir kommen nicht drumherum, mit der Zeit zu gehen, wollen wir ein marktgängiges Pferd züchten. Ohne die vergangenen Einkreuzungen wären wir mit diesem Pferd schliesslich auch nicht dort, wo wir heute sind.

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Martin Schmied, Münchenwiler BE: Mehr für die Zucht, statt die Forschung

Kurzfristig ist das für mich kein Thema, mittelfristig aber schon. Dabei dürfen wir aber nicht nur einseitig Warmbluthengste ins Auge fassen. Zudem müssen wir aus der Vergangenheit und den Fehlern, die bei Einkreuzungen gemacht wurden, lernen und mit aller Kraft den Charakter der Rasse erhalten. Ich würde zudem gerne mehr Geld in der Zucht statt in der Forschung sehen.Ich bin seit vielen Jahren mit Freibergern unterwegs, von Agroscope habe ich nie etwas gespürt.