Der Frühling ist zwar noch ein Stück entfernt. Nichtsdestotrotz bewährt es sich, sich auf die Umstellung von der Winter- auf die Frühlingsfütterung vorzubereiten. Denn bekanntlich unterscheidet sich das erste, frische Gras, welches viel Zucker und Kalium enthält, vom älteren, proteinärmeren Gras. Der erste Auswuchs ist zudem magnesiumarm und weist generell einen tiefen Rohfasergehalt auf. Das hat direkte Konsequenzen auf die Fütterung.
Magnesium ist der Player
Da Kalium der Antagonist zu Magnesium ist, schränkt es die Aufnahme von Magnesium ein. Darum sollte man zu Beginnder Grünfütterung auf einemagnesiumreiche Mineralsalzmischung umsteigen. Denn: Die Magnesium-Absorption liegt mit rund 20 % deutlich tiefer als bei anderen Mengenelementen – und im Frühling liegt die Absorption sogar nur bei 10 bis 15 %. Weiter ist die Passagerate der Gesamtration im Frühjahr erhöht. Aus diesen Gründen ist es unerlässlich, die Magnesium-Versorgung im Frühling deutlich zu erhöhen, wie Hansueli Rüegsegger von der UFA betont.
Nebst dem genauen Augenmerk auf das Magnesium sollte auch die Natriumversorgung nicht vergessen gehen: Die Zufuhr über das Viehsalz ist bei der Umstellung auf die Frühlingsfütterung zu erhöhen.
Azidose verhindern. Aber wie?
Der erste Aufwuchs enthält zudem hohe Anteile an schnell fermentierbaren Kohlenhydraten. «Entsprechend braucht es eine Ergänzung mit einem Eiweisskonzentrat mit hohem Anteil an schnell fermentierbarem Rohprotein», weiss Hansueli Rüegsegger. «Dünner Kot im Frühjahr ist demnach bei entsprechendem Anteil Grünfutter auf einen Mangel an schnell fermentierbarem Rohprotein zurückzuführen und nicht auf zu viel Rohprotein», sagt Rüegsegger.
Junges Gras ist wenig faserreich. Fehlt die Struktur im Futter, sinkt der Pansen-pH-Wert innert kürzester Zeit ab, was zu einer akuten oder versteckten Übersäuerung (Azidose) führen kann. Auch beeinflussen die leicht löslichen, energie-, protein- und stickstoffreichen Futterinhaltsstoffe die Zusammenstellung der Bakterien, Einzeller und Pilze im Pansen. Dies kann zu einem Anstieg der flüchtigen Fettsäuren führen, was wiederum die Gefahr einer Pansenazidose erhöht.
Der Speichel machts aus
Von daher sollte zur Ergänzung der Weidefütterung (und schon einige Wochen davor) strukturreiches Raufutter in bester Qualität angeboten werden. Durch das gründliche Wiederkäuen des strukturreichen Heus wird viel Speichel produziert, welcher die im Pansen gebildeten Fettsäuren puffert und dadurch den Pansen nicht übersäuern lässt.
Aus diesen Gründen muss der Start in die Weidesaison früh erfolgen, ansonsten wird es nicht möglich sein, dem raschen Graswachstum im Frühjahr zu «folgen», erklärt Hansueli Rüegsegger. Zudem altert das Weidegras zu schnell und verliert an Nährwert, warnt der Fütterungsexperte. Das frühe Überweiden fördert auch die Bestockung des Bestandes. Allerdings muss die Weide trittfest und somit nicht nass sein, ansonsten bewirkt man das Gegenteil, so Rüegsegger weiter.
Pansenblähung verhindern
Generell gilt es, die Wiederkäuer zu Beginn der Weidesaison nicht hungrig und anfangs nur einige Stunden auf die Weide zu lassen. «Sonst läuft man die Gefahr, eine schaumige Pansenblähung auszulösen», so Hansueli Rüegsegger. Schlussendlich ist die Umstellung von der Winter- auf die Frühlingsfütterung möglichst langsam zu gestalten. Rüegsegger rät, die Umstellung über mindestens drei Wochen hinweg zu planen. «Die Pansen-Population braucht Zeit, sich an die neue Futtergrundlage zu gewöhnen», bestätigt auch er. «Eine zu schnelle Umstellung kann zu einer nachhaltigen Schädigung des Pansens führen», so Rüegsegger.