Sie hören auf die Namen Xina, Rosie, Bean, Maggie und Tsara und sind die ersten ausgebildeten ASP-Spürhunde der Schweiz. Das heisst, sie sind in der Lage, tote Wildschweine aufzuspüren, oder auch solche, die erkrankt sind. Noch hat das auch für Hausschweine gefährliche Virus die Schweizer Grenze nicht erreicht. Noch nicht. Denn Fachleute sind sich einig, früher oder später wird die Seuche in unser Land gelangen. Und dann tritt auch für die fünf Hunde und ihre Führer Hans Döbeli, Katja Leicht, Silvio Covi und Regula Ryter der Ernstfall ein.
Tritt ASP in einem Nutztierbestand auf, müssen sämtliche Schweine des Bestandes und allfällige Kontakttiere getötet werden (siehe Nachgefragt mit Reto Wyss). Das ganze Prozedere, das auch immer wieder Teil von gross angelegten Übungen einzelner Kantone ist, tönt zwar nach einem intensiven und für betroffene Betriebe tragischen Einsatz, er ist aber kontrollierbar. Was im Wildsauenbestand der Schweiz, der sich stets vergrössert und weiter nach Süden vordringt, bei einem Ausbruch passiert, ist schwieriger einzuschätzen und zu kontrollieren. Die Krankheit dürfte sich laut Tierärzten endemisch im Wildschweinebestand halten und auch immer wieder weitere Tiere erkranken und sterben lassen.
Bis zwei Jahre lang werden Kadaversuchen durchgeführt
Wird ein an ASP erkranktes oder verendetes Wildschwein in der Schweiz gefunden, wird in einer ersten Phase um den Fundort ein Sperrgebiet mit einem Radius von 10 bis 15 Kilometern eingerichtet. Während 10 bis 30 Tagen wird dieses Gebiet intensiv nach Wildschweinekadavern abgesucht. Daneben werden auch die Biosicherheitsmassnahmen in den Hausschweinebeständen intensiviert, wie der Berner Kantonstierarzt Reto Wyss beschreibt. In einer zweiten Phase, die bis zu zwei Jahren dauern könne, werden regelmässige Kadaversuchen durchgeführt. Für Schweinehaltungen, welche sich in diesen Gebieten befinden, werden zusätzliche Überwachungs- und Transportmassnahmen erlassen. Weiter kann es zu Waldnutzungs- und Jagdverboten kommen, damit die Wildschweine möglichst nicht in andere Gebiete vertrieben werden können.
In diesem Prozedere dürften Xina, Rosie, Bean, Maggie und Tsara eine entscheidende Rolle spielen. Sie sichern quasi diese Gebiete und suchen nach Kadavern. Seit letztem November üben die Hunde mit ihren Führern den Ernstfall. Mehrere Kantone haben bereits Einsätze mit dem ASP-Spürhunde-Team hinter sich. Weitere werden folgen. «ASP verbreitet sich auf natürlichem Weg in einem Radius von rund 30 km pro Jahr», erklärt Hans Döbeli. «Kommt ASP nicht auf natürlichem Weg, also nicht über Wildschweine, sondern wird transportiert, dann kommt sie mit 120 km/h», ergänzt der Hundeführer. Denn die Chance, dass die Seuche mit Speiseresten oder an einem Fahrzeug hängend ins Land gelangen wird, ist weitaus gefährlicher, als dass sie Wildschweine über die Grenze tragen.
Intensiver Kontakt zu Deutschland
Hans Döbeli ist das «Zugpferd» der Suchtruppe. Um seine Diensthunde, zwei Labradore, besser auszulasten, kam Döbeli zur Suche nach ASP-Schweinen. Er hat auch drei Hunde ausgebildet, um den Asiatischen Laubholzbockkäfer aufzuspüren. Der Hundeführer pflegt einen intensiven Kontakt zu Deutschland, wo Hunde nicht mehr üben können, sondern wirklich nach echten ASP-Schweinen suchen müssen.
Vielerorts sind auch Drohnen im Einsatz
Die Hunde der ASP-Spürhunde Schweiz machen ihren Job gut, wie Hans Döbeli gegenüber der BauernZeitung erklärt. Sie sind für den Ernstfall bereit. Während vielerorts Drohnen zur Überwachung der Gebiete im Einsatz sind, suchen die Hunde mit ihrer Nase. Und dabei sind Thermik, Wind und Sonne entscheidend. Ist es komplett windstill, ist die Aufgabe für die Hunde, die Schweine aufzuspüren, deutlich schwieriger und braucht vielmehr Zeit. Scheint die Sonne, geht der Geruch senkrecht nach oben. Das erschwert den Hunden ihre Suche deutlich. Die Arbeit ist auch dann anstrengend, wenn die Bedingungen für das Aufspüren besser sind. «Normalerweise arbeiten wir drei Tage mit den Hunden», sagt Döbeli. Danach bräuchten diese eine Pause.
Fünf Hunde für die Sicherung eines Landes mit einer Gesamtfläche von über 41 000 km²? Hans Döbeli weiss, dass das nicht reichen wird. «Das grösste Problem ist die Verfügbarkeit», sagt er. Nun sollen weitere Hunde rekrutiert werden. Hier seien verschiedene Kantone bereits aktiv geworden. «Es können sich aber auch Privatpersonen bei uns melden, wenn sie Interesse haben, mit ihren Hunden die Ausbildung zu absolvieren», sagt Hans Döbeli, der die Ausbildung der Hunde und ihrer Führern vollzieht.
Doch die Zeit drängt. Die Schweiz muss üben. Und will sie auf Hunde setzen, muss sie geeignete Hunde und passende Führer finden. Kommt die ASP auf dem Transportweg in die Schweiz, ist sie innert acht Stunden hier. Damit rechnet man derzeit nicht und setzt zur Prävention auf intensive Information und hofft weiterhin auf Schonfrist. Während die Kantone unterschiedlich intensiv das Eintreffen üben, plant das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen mit Unterstützung der kantonalen Veterinärämter diesen Herbst die grossangelegte Übung «Nosos». Mit dabei sein werden auch die fünf Hunde. Sie werden für die Sicherung des Landes gegen ASP eine entscheidende Rolle spielen.
Künftige ASP-Spürhunde müssen viele Eigenschaften mitbringen
Die Anforderungen an Hunde, die nach ASP-Schweinen suchen, sind gross. «Am Ende der Ausbildung muss ein ASP-Spürhund in der Lage sein, bis zu einer Stunde am Stück und das mehrmals am gleichen Tag durch unwegsames Gelände zu laufen und konzentriert nach verendeten Sauen in unterschiedlichen Verwesungsstadien zu suchen», erklärt Hans Döbeli. Er muss, hat er einmal den Geruch einer Sau in der Nase, dem Geruch bis zum Ziel folgen und seinem Führer den Fund unverzüglich anzeigen.
Sehr guter Gehorsam
Der Weg zu diesem Ziel sei nicht immer ganz einfach. Das bedeutet, dass der Hund gewisse Voraussetzungen bereits mit in die Ausbildung bringen muss. Grundvoraussetzung ist ein sehr guter Gehorsam (Begleithund 1, Jagdhunde-Gehorsamsprüfung, Bringleistungsprüfung, Vollgebrauchsprüfung oder gleichwertige Prüfungen). Der Hund arbeitet frei im Wald und oft ausser Sicht des Hundeführers; das bedingt, dass er jederzeit abrufbar sein muss. So darf er aufgescheuchtes Wild nicht verfolgen und muss Menschen (z.B. Spaziergänger oder Teamkollegen) und andere Hunde bei der Arbeit ignorieren. Es muss auch immer damit gerechnet werden, dass ein Spürhund eine ASP-Sau findet, die noch nicht verendet ist. In solchen Momenten muss ein Hund wissen, was er zu tun hat. Er darf den Fund nicht berühren, er darf ihn umgehen und beschnüffeln, muss diesen aber umgehend seiner Begleitperson anzeigen. Zu seinen Eigenschaften gehört auch die Schussunempfindlichkeit.
Es braucht Fitness
Ein Hund, der diese Arbeit verrichtet, braucht ein grosses Mass an Eigenständigkeit und Durchhaltevermögen. Er muss gut motivierbar sein und Freude an der gemeinsamen Arbeit haben. Eine gute Umweltprägung sei wichtig, so dass der Hund bei plötzlich auftretenden Reizen nicht ängstlich oder gar kopflos reagiert, sondern souverän bleibt. Das bedingt, dass der Hund physisch und psychisch in ausgezeichneter Verfassung ist.
Natürlich hat nicht nur der Spürhund, sondern auch der Hundeführer Erwartungen zu erfüllen. Es sind dies:
- Hundeführer müssen im Falle eines ASP-Ausbruchs erreichbar und einsatzbereit sein.
- Sie müssen über eine gute körperliche Verfassung verfügen.
- Sie sollen eine gute Geländetauglichkeit mitbringen.
- Hundeführer benötigen Freude am kreuz und quer durch den Wald Streifen.
- Ein guter Orientierungssinn mit der Fähigkeit, genau zu beobachten, ist Voraussetzung.
- Eine Jagdprüfung ist wünschenswert.
- Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Ausbildungskurs müssen Hundeführer Hunde weiterhin trainieren.
Interessierte künftige Hundeführer-Innen informieren sich unter: www.asp-spürhunde-schweiz.ch