«Wir hatten die Idee, die Schweiz betreffend Nutztieren und Heimtieren zu retten», erklärt Beat Wampfler. Der Präsident der Vereinigung Pferd lud zur Hauptversammlung und zeigte die diversen Baustellen im Bereich der Schweizer Pferdehaltung auf. Eine davon: Die Problematik um die Pferde mit Status Heimtier, die am Ende ihres Lebens entsorgt werden müssen. Sind sie einmal in der Tierverkehrsdatenbank als Heimtier deklariert, ist das irreversibel. Und das betrifft rund die Hälfte der in der Schweiz registrierten Pferde über dreijährig.

Pferde landen im Kamin

Eigentlich sei dieses Engagement, dass aus einem Heimtier irgendwann wieder ein Nutztier gemacht werden könnte, löblich, aber eher Kosmetik denn Realität. «Die meisten Pferde erhalten Medikamente, bevor wir sie geben», so Tierarzt Beat Wampfler. «Wir bringen also die Absetz-fristen gar nicht hin», weiss er. Das Schlachten wird damit unmöglich. Und zunehmend seien auch die Halter von Pferden mit Nutztierstatus nicht mehr bereit, diese zu schlachten. Das dritte und wohl wichtigste Problem sei, dass es kaum mehr Pferdemetzger gebe. «Das ist ein Riesenproblem. In zehn Jahren landen 95 Prozent unserer Pferde im Kamin», so Wampfler.

Was kommt?

Die Herausforderungen für die Rösselergemeinschaft sind vielfältig. Das wurde am Abend der Hauptversammlung am Nationalen Pferdezentrum in Bern klar. Zum Beispiel auch in Bezug auf die Frage, wo künftig noch geritten werden dürfe. Auch Damian Müller, Luzerner Ständerat und Vizepräsident Schweizerischer Verband für Pferdesport, schlug in seinem Referat im Anschluss an die Versammlung in die gleiche Kerbe.

«Was könnte kommen?», fragte Damian Müller. Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd sei mehrere tausend Jahre alt. Ursprünglich war das Pferd einfach Arbeitstier und ab jenem Zeitpunkt, als man sich darauf gesetzt habe, sei auch die Grundlage zum Sport gelegt worden. Der Stellenwert des Pferdes in der Gesellschaft habe sich in dieser Zeit mehrmals grundlegend verändert. Die Zeiten, in denen das Pferd mindestens einmal monatlich im Bundesrat ein Thema gewesen sei, nämlich wie man es einsetzen wolle (Armee), seien leider definitiv vorbei. «Früher hatte zudem jede Familie in der Schweiz einen Verwandten mit bäuerlichem Hintergrund. Und somit hatte jede Schweizerin und jeder Schweizer auch Kontakt zum Pferd», weiss der Luzerner FDP-Politiker. Das sei 60 Jahre her. Und heute, wo die Schweiz fast zu einer grossen Agglomeration zusammengewachsen sei, komme das Pferd plötzlich in einen Dichtestress.

Konflikte sind vorprogrammiert

Wenn immer mehr Freizeitreiter unterwegs seien, die nicht bereit sind, sich in den Vereinen zu binden, fehle diesen relativ rasch einmal das Wissen der Basisregeln in der Reiterei. «Dann kommen wir mit den Landbesitzern, mit den Behörden und mit dem Dichtestress der Bevölkerung in Konflikt», so Müller. Und genau dann stelle sich die Frage, ob in Zukunft noch so ausgeritten werden könne, wie man sich das heute gewohnt sei. «Ich kann mich noch erinnern, als wir den Bauern übers Land galoppiert sind, heute wissen die Jungen noch, was ein Sandplatz und eine Reithalle sind», erklärt Müller.

Trotz der gesellschaftlichen Veränderung in der Schweiz habe das Pferd aber nicht an Bedeutung verloren. «Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass die Schweiz eine Reiternation ist», sagt Müller. Der Pferdesport in der Schweiz sei mit dem Medaillenspiegel (23) auch die dritterfolgreichste olympische Disziplin des Landes und keine Randsportart, wie das manchmal behauptet werde. Man spreche medial aber lieber von jenen Dingen, die negativ seien, als von diesen 23 Medaillen.