«Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Moderhinke ist es entscheidend, dass alle Schafhalter mitmachen», betonte Benno Föhn in der Markthalle. Über 200 Personen durfte der Präsident des Schwyzer Kleinviehzuchtverbandes an der Infoveranstaltung begrüssen. Zusammen mit dem Landwirtschaftsamt und dem Veterinärdienst der Urkantone (VdU) organisierte der Kleinviehzuchtverband den Anlass.

268 Betriebe sind moderhinkefrei

Martin Grisiger vom VdU ging in seinen Ausführungen auf die Details der Sanierung ein. Bereits seit drei Jahren hätten die Schafhalter in den Urkantonen die Möglichkeit gehabt, beim Pilotprojekt der freiwilligen Sanierung mitzumachen. 40 Prozent der rund 800 Schafhalter hätten dabei teilgenommen, erfreulicherweise seien davon jetzt 268 frei von Moderhinke. Die Phase der Freiwilligkeit ist aber nun abgeschlossen. Ab dem 1. Oktober 2024 gilt die vom Bund angeordnete nationale Bekämpfung der Moderhinke. Umgesetzt werden muss sie von den Kantonstierärzten. In den kommenden fünf Jahren müssen jeweils in der Zeitspanne vom 1. Oktober bis Ende März alle Schafbetriebe auf Moderhinke untersucht werden. Schafhaltungen, die bis am 31. März nicht getestet sind, werden für den Tierverkehr gesperrt. [IMG 3]

Tierärzte beproben in Urkantonen

In den Urkantonen haben die Tierärzte laut Grisiger den Auftrag, die Probeentnahmen mittels Tupferproben aus dem Zwischenklauenspalt durchzuführen. Die Kosten für die Erstuntersuchung (Probeentnahme und Laboruntersuchung) sowie die erste Untersuchung nach erfolgter Sanierung werden übernommen. Die Selbstbeteiligung der Schafhalterinnen und Schafhalter an den Untersuchungskosten beträgt 30 Franken pro Sammelprobe. Weitere Aufwände, die bei einer Sanierung anfallen, wie das Klauenbad, die Arbeit und allfällige Beratungen, tragen die Schafhalter. Auch wenn eine dritte oder sogar vierte Beprobung nötig ist, müssen die Tierhalter die Kosten übernehmen.

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Moderhinkestatus beachten

«Die Moderhinkesanierung ist nicht eine Ausrottung der Krankheit, sondern eine Bekämpfung. Ziel ist, dass nach Ablauf des fünfjährigen Projekts der Anteil an betroffenen Betrieben unter einem Prozent liegen wird», betonte Martin Grisiger. Die Impfung gegen die Moderhinke sei bis zum Abschluss des Bekämpfungsprogramms verboten, da diese die Symptome lediglich lindere, den Erreger aber nicht eliminiere. Zwingend für einen nachhaltigen Erfolg des Bekämpfungsprogramms seien die Einhaltung der je nach Status unterschiedlichen Tierverkehrsvorschriften und die korrekte Datengrundlage auf der Tierver-kehrs-Datenbank (TVD). Sämtliche Schafhaltungen müssten gemeldet sein, alle Schafe markiert und in der TVD registriert sein. Tierhaltungen mit mangelhaften TVD-Meldungen seien eine Gefahr für das Gelingen der Sanierung.

Arbeitserleichterung auf Alpen

Trotz einzelner kritischer Voten war in Rothenthurm zu spüren, dass sich die Schäfer vom nationalen Moderhinke-Bekämpfungsprogramm Entlastung bei der Tierbetreuung versprechen. Ob auf den Heimbetrieben oder auf Alpen, die Arbeit mit den Schafen aus moderhinkefreien Betrieben sei bedeutend stressfreier und einfacher, so die Meinung verschiedener Schäfer. Entsprechend gross war auch das Interesse an den in der Markthalle vorgestellten Einrichtungen und Hilfsmitteln der Firma Agro Weber AG.

Weitere Informationen

Praktikertipps zur Moderhinkebekämpfung
Josef Fässler aus Oberiberg hat rund 25 Jahre Erfahrung in der Moderhinkebekämpfung. Seinen eigenen Betrieb sanierte er bereits vor 20 Jahren. «Die Bekämpfung der Moderhinke muss zwingend im ganzen Bestand erfolgen, Einzeltiere zu behandeln, ist sinnlos», erklärt der erfahrene Schafhalter und appelliert an seine Berufskollegen: «Jeder von uns Schafhaltern muss jetzt mitmachen, damit die Bekämpfung erfolgreich wird.» Bevor grosse Beträge in die Infrastruktur investiert werden, empfiehlt Josef Fässler, sich bei erfahrenen Schäferkollegen, dem Tierarzt oder bei einem Moderhinkeberater zu informieren. Absolut entscheidend für den Erfolg bei der Sanierung von betroffenen Beständen sei die Klauenpflege. Dabei könne es sich durchaus lohnen, einen Profi zuzuziehen.
Für die praktische Umsetzung der Behandlung von Moderhinke gibt Josef Fässler folgende Tipps: Wenn immer möglich, sollte der ganze Bestand auf einmal behandelt werden. Die Arbeiten sollten auf einem sauberen und festen Untergrund erfolgen. Vorteilhaft sei es, die Schafe erst durch ein Vorbad mit Schmierseife zu lassen, damit würden die Klauen schon etwas gesäubert. Beim Klauenschneiden müsse alles lose und erkrankte Horn vorsichtig mit scharfem Werkzeug entfernt werden. «Nach dem Schneiden sollten sich die Oberflächen der geschnittenen Klauen möglichst glatt und ohne Risse präsentieren, damit sich das Bakterium nicht einnisten kann», betont der Ybriger weiter. Die Gerätschaften wie das Messer seien zu desinfizieren und die Einweghandschuhe zu wechseln. [IMG 4]
Nach der Klauenpflege sollten die Tiere für rund 10 Minuten im Klauenbad stehen bleiben, damit das Mittel gut einwirke. Darauf seien die Schafe für rund eine Stunde auf einem trockenen, festen Untergrund zu platzieren, damit das Mittel gut einwirke. «Stark befallene Tiere unbedingt kennzeichnen und wenn möglich separieren, das erleichtert die Arbeit und erhöht die Erfolgschancen massiv.» Dass die Schafställe nach dieser aufwendigen Behandlung grosszügig eingestreut werden sollten, sei klar. Dieser Behandlungsvorgang müsse während vier bis sechs Wochen in regelmässigen Abständen wiederholt werden. «Die Tiere nur kurz vor dem Weidegang jeweils durch das Bad zu treiben, wird zu keinem Erfolg führen», so Josef Fässler weiter. Neben der richtigen Behandlungsstrategie sei natürlich auch ausschlaggebend, dass die Vorgaben betreffend Tierverkehr eingehalten würden. «Ansonsten kann es zu Neuinfektionen kommen und der ganze Aufwand war umsonst. Dies führt beim Tierhalter nur zu Frust und Mehrkosten.»

LU und AG informierten ebenfalls
In Luzern ist gemäss Tobias Frink vom Veterinärdienst in den letzten Monaten sowohl an einem Anlass des Schafhalter- als auch des Schafzuchtverbandes über das Moderhinke-Bekämpfungsprogramm vorinformiert worden. Zudem haben in den letzten Wochen alle registrierten Schafhalter per E-Mail oder Brief die Detailinformationen zum Ablauf erhalten. Im Aargau wurde an drei Veranstaltungen an der Liebegg informiert. Im Juni erhielten alle Schafhalter per E-Mail Vorinformationen, diese Woche erfolgt laut Rahel Klarer vom Departement Gesundheit und Soziales noch einmal eine Informations-E-Mail an alle Schafhalter.