«Ich beneide Sie um Ihre Schweinehaltung», stellte die Tierärztin Anja Eisenack gleich zu Beginn ihres Referates fest. Sie praktiziert in Deutschland und kam Mitte Januar an die UFA-2000-Tagung in Schönbühl BE, um den Schweinezüchtern Management-Tipps für den Abferkelstall zu geben. Sie betonte aber: «Viele Probleme, die es aufgrund der Haltungssysteme in Deutschland gibt, kennt ihr in der Schweiz nicht.» Die Schweiz sei jedoch dabei, sich zumindest einige der Probleme ebenfalls anzuzüchten.

Gesunde Ferkel bei ruhigen und stressfreien Umgang 

Anja Eisenack betonte, die erfolgreiche Schweinezucht basiere auf der Geburt von gesunden, vitalen Ferkeln. Der Grundstein dafür werde schon in der Trächtigkeit gelegt, beziehungsweise bereits in der Laktation davor. In Deutschland gehe man davon aus, dass rund 40 Prozent der Sauen eine Mastitis-Metritis-Agalaktie (MMA) entwickelten. Diese Gebärmutter- und Gesäugeentzündung, einhergehend mit Milchmangel, wird zwar bakteriell hervorgerufen, ihre Entstehung ist jedoch von zahlreichen Faktoren abhängig. Und unter den Tipps für gesunde Sauen und Ferkel waren auch viele weiche Faktoren, wie etwa der ruhige und stressfreie Umgang mit den Tieren. «Sie sind noch im gelobten Land hier, was die Schweinezucht angeht», betonte sie, «machen Sie nicht die gleichen Fehler, wie sie im Ausland gemacht wurden». Die Zucht auf Hochleistungsrassen sei ein Risiko. «Pietran und Dänen bringen Sie nicht ohne Antibiotika hoch», teilte sie ihre Erfahrung mit.

Galtphase als Grundstein

Sei die Laktation bei der Sau gut überstanden und schleppe sie keine mehr oder weniger versteckte MMA mit, müsse in der Galtphase der Grundstein für einen kräftigen und gesunden nächsten Wurf gelegt werden. «Ein guter Umgang mit den Sauen führt zu gesünderen Tieren und schlussendlich auch grösseren Würfen», erläuterte Anja Eisenack, warum es sich lohne, Zeit zu investieren und im Stall keine Hektik zu verbreiten. Es sei zu vermeiden, dass die Gruppen umgestellt würden und es zu Rangkämpfen komme. Unruhe in der Gruppe führe immer dazu, dass einzelne Tiere zu wenig Futter aufnähmen und damit der Stoffwechsel belastet werde. Bereits in der 14. Woche der Trächtigkeit werden die Immunglobuline im Gesäuge für das Kolostrum angelegt. Dass die Ferkel ein möglichst gutes Kolostrum bekommen, dafür kann der Schweinehalter mit einem guten Galtmanagement sorgen. Hat die Sau in dieser Zeit Hitzestress, Angst, Hunger oder schleppt noch eine MMA mit sich herum, wird das Kolostrum irreversibel geschädigt. Doch auch die Menge an Kolostrum, welches die Sau produziert, ist entscheidend. Dies ist zu einem grossen Teil genetisch bedingt und die Unterschiede sind riesig. Zwischen 0,85 und 4,64 kg Kolostrum liegt die Spannweite und es ist klar, dass dies nicht die gleichen Voraussetzungen für die Würfe sind. Anja Eisenack betonte, dass es sich lohne, die Kolostrummenge auch züchterisch zu beachten und in Richtung hochproduzierende Sauen zu züchten.

Beim Geburtsmanagement plädierte Anja Eisenack dafür, die Geburt zu überwachen, dafür zu sorgen, dass alle Ferkel Kolostrum in genügender Menge aufnehmen. Auch mache es Sinn, die Sau mit Schmerzmittel zu versorgen, was die Geburt erleichtere und zu gesünderen Sauen und Ferkeln führe.

Nicht zu früh Eisen geben

Bei den Ferkeln plädierte sie dafür, sie in den ersten Tagen in Ruhe zu lassen und möglichst auf Eingriffe zu verzichten. Schmerzen und Stress führten immer zu einer verminderten Milchaufnahme und schwächten die Ferkel. So empfahl sie, in den ersten drei Tagen kein Eisen zu spritzen denn das begünstige E. Coli. Erst ab dem vierten Tag habe das Ferkel eine stabile Darmflora aufgebaut. Deshalb seien zu frühe Antibiotikagaben verheerend: «Ferkel, die in den ersten sieben Tagen Antibiotika bekommen, sind ein Leben lang von Antibiotika abhängig», betonte sie. Auch die zu frühe Gabe von Boostern mit Zucker oder Honig sei heikel. Dies schliesse die Darmschranke und verhindere die Aufnahme von Immunglobulinen.

Tiere brauchen viel sauberes Wasser

Mit Blick auf die Zuchtauswertung stellte Anja Eisenack fest, dass durch die Schweizer Haltungssysteme natürlich die grössere Gefahr des Verliegens von Ferkeln berge. Hier versprächen fitte Ferkel, welche schnell wegrennen, den grössten Erfolg. ­Abschliessend plädierte die ­Tierärztin noch für eine Managementmassnahme, welche auf allen Stufen der Zucht viel Nutzen verspricht und kaum etwas kostet: «Sorgen Sie dafür, dass die Sauen jederzeit genügend sauberes Wasser saufen können.» Dazu sind Tränken sauber zu halten und sie müssen einen grossen Durchfluss haben, am besten sind Beckentränken. Sie sollen ausserdem dort angebracht sein, wo die Sau während dem Ferkeln und Säugen liegt.