In den nächsten Monaten werden die Zeitungen täglich darüber berichten. Und im Internet werden die Gegner mit roten Köpfen ihre Meinung in die Kommentar-Spalten tippen. Es geht um Impfungen. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass in der Humanmedizin manche Krankheiten praktisch verschwunden sind. Durchimpfungen sind in der Schweiz heute aber kaum mehr möglich, sagen Experten. Als Beispiel gelten die Masern. Die Quote liegt bei unter 90 Prozent, die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 95 Prozent.
In anderen Ländern ausgerottet
So gibt es hierzulande immer wieder Ausbrüche mit teils schweren Komplikationen. In vielen Regionen und Kontinenten, wie etwa in Skandinavien oder in Nord- und Südamerika, konnten Masern hingegen vollständig zum Verschwinden gebracht werden. Offizielle Nebenwirkungen bei Impfungen sind etwa Schwellungen, Rötungen und Schmerzen an der Einstichstelle, gelegentlich kann Fieber auftreten. Schwere Nebenwirkungen oder bleibende Schäden sind gemäss dem Bundesamt für Gesundheit «extrem selten».
Weniger Antibiotika sind nötig
In der Schweinhaltung konnte auch dank gezielten Impfungen in den vergangenen Jahren der Antibiotikaverbrauch stark gesenkt werden. SGD-Tierarzt Thomas Barmettler kennt nur eine Handvoll Betriebe die es schaffen, die bewährten Impfungen nicht zu machen und trotzdem ohne Antibiotika auszukommen. Was Impfmüdigkeit für Auswirkungen hat, zeigte sich vor zwei, drei Jahren. Wegen schlechten Schweinepreisen wurde nicht mehr überall gezielt gegen Rotlauf oder Circoviren geimpft. «Es kam zu teils massiven Krankheitsausbrüchen», so Barmettler. Vor allem bei Circo helfen dann als Therapie nur noch breit wirkende Antibiotika. Bei Rotlauf wird mit Penicillin behandelt. Nur gesunde Tiere impfen, zum richtigen Zeitpunkt impfen und konsequent alle Tiere impfen, sind Empfehlungen des erfahrenen Schweinemediziners. Nur so könne der Impfstoff sein ganzes Potenzial entfalten. Diagnostik helfe erfolgsbringende Impfungen zu wählen und vermeintliches Impfversagen zu vermeiden. Die Schweizer Schweinebranche kennt den Nutzen von gezielten Impfungen. Bei den Schweinen sind AR-Betriebe, also solche, die dem Schweinegesundheitsdienst angeschlossen sind, Zuchttiere verkaufen und höchste Anforderungen an Hygiene und Gesundheit zu erfüllen haben beispielsweise verpflichtet, Remonten und Eber gegen Rotlauf und Parvovirose zu impfen. Betrieben mit dem A-Status wird diese Impfung «sehr empfohlen». Verbreitet ist auch die Impfung der Sauen gegen Colidurchfall der Saugferkel oder gegen Clostridium perfringens. Ebenfalls bedeutend sind Impfungen gegen Circoviren oder Lawsonia.
Vorbeugung und keine Therapie
Eine Impfung ist eine vorbeugende Massnahme und keine Therapie. Sie ahmt die natürliche Infektion nach, wodurch sich das körpereigene Abwehrsystem vorbereitet. Bei einer späteren Infektion kann es mit dem gleichen Erreger sofort wirksam reagieren, dieser wird rasch unschädlich gemacht und entwickeln sich nur wenige oder gar keine Krankheitssymptome.
Regeln beachten
Impfungen im Schweinstall sind nur erfolgreich, wenn die Hygienemassnahmen strikte eingehalten werden:
- Hände gründlich desinfizieren
- Sachgemässe Entnahmedes Impfstoffes aus der Verpackung
- Ampullen auf Verfärbungen, Trübungen und Defekte überprüfen
- Gummiseptum der Flaschen desinfizieren
- Pro Tier ist eine neue sterile Kanüle empfohlen
Impfregeln bei Remonten und Altsauen:
- Nur gesunde Tiere impfen
- Zum richtigen Zeitpunkt impfen
- Grundimmunisierung benötigt vielfach zwei Impfungen
- Bei Zuchttieren braucht es regelmässige Wiederholungen
- Impftechniken kennen (subkutan, intramuskulär)
- Impfstoffe kühl lagern, vor Gebrauch auf Körpertemperatur wärmen
- Aufbrauchfristen beachten