Neben dem Besuch von handwerklichen Käsereien und thematischen Workshops fanden auch wissenschaftliche Vorträge ihren Platz an der Face-Konferenz in Grangeneuve (siehe Artikel rechts). So auch der Vortrag von Hans-Peter Bachmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Agroscope, über die Bedeutung von Staphylococcus aureus in der Rohmilchkäseproduktion.
Oft chronischer Verlauf
Der Erreger S. aureus gilt als häufigster Verursacher von Lebensmittelvergiftungen durch Rohmilchkäse. Auch bei den Kühen ist das Bakterium laut Bachmann für mehr als die Hälfte der Euterentzündungen verantwortlich. Oft verlaufen diese chronisch und werden erst spät erkannt. Die durch Mastitis verursachten Kosten lagen im Jahr 2014 bei 130'000'000 Franken.
Weiter führt der Erreger zu verminderter Qualität der Rohmilchkäse, da die Milchzusammensetzung deutlich verändert wird. «Es ist einfach nicht möglich, mit Milch von kranken Tieren hochwertigen Rohmilchkäse herzustellen», sagt Bachmann.
Ansteckender Genotyp
Für die erwähnte Problematik sind nur bestimmte ansteckende Genotypen von S. aureus verantwortlich. In der Schweiz ist der Genotyp B, kurz GTB, der einzige ansteckende Subtyp. Auch im Rohmilchkäse ist der GTB, dessen natürliches Habitat das Kuheuter ist, mit Abstand am häufigsten nachweisbar. Anders als bei der Methode der klassischen Mikrobiologie, wurde es durch die Entwicklung eines neuen Untersuchungsverfahrens von Hans Graber, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Agroscope, und seinem Team möglich, ein spezifisches Gen nachzuweisen, das nur in den ansteckenden Subtypen vorkommt. Da die Methode sehr spezifisch ist, können falsch negative oder falsch positive Ergebnisse und somit die Übertragung des Erregers verhindert werden.
Seit 2019 frei von GTB
Mithilfe der neuen Nachweismethode fand eine Sanierung des ganzen Kantons Tessin statt. Während im ersten Jahr der Sanierung noch 37 % der Herden positiv waren, waren es im darauffolgenden Jahr noch 8%.
Seit 2019 konnte im Tessin keine GTB-bedingte Mastitis nachgewiesen werden. 97 % der Teilnehmenden würden erneut beim Projekt mitmachen. «Wir müssen unbedingt alle unsere Kuhherden in der Schweiz und in Europa frei von S. aureus GTB bekommen. Das ist gut für unsere Kühe, für unsere Gesundheit, für unseren Rohmilchkäse und für unser Portemonnaie», meint Bachmann.
