Der Alpsommer 2023 ist noch nicht alt und trotzdem überschreiten wir bald den Zenit und das Ende der Alpzeit rückt näher. Gerade zu Beginn der Alpzeit ist die verfügbare Zeit für Unkrautbekämpfung noch rarer als sonst schon. Deshalb ist jetzt ein geeigneter Zeitpunkt, um die weitere Ausbreitung von Sträuchern, Alpenblacke, Alpenkreuzkraut und Co. einzuschränken.

Lägerplätze sanieren

Die mit Blacken und Alpenkreutzkraut überwachsenen Lägerplätze können aktuell nur noch am Versamen gehindert werden. Idealerweise wurden diese bis jetzt bereits mehrmals gemäht. Das Unkraut sollte noch grün gesammelt und entsorgt werden, damit es an der Mahd nicht nachreift und die Samen keimfähig werden. 

Zur Sanierung empfielt es sich auf den nackten Boden etwas Grassamen mit einem Handsägerät nachzusäen. Dafür gibt es spezielle Futterbaumischungen für höhere Lagen, so zum Beispiel die Standardmischung 481. Trotz der hochsommerlichen Bedingungen sollte damit nicht zugewartet werden, da gerade im Herbst die erfolgreiche Keimung und das Aufwachsen durch Wetterkapriolen gefährdet werden. Erwarten Sie nicht schlagartige Erfolge dieser Massnahmen, sondern arbeiten Sie stetig auf eine Verbesserung hin. Das Auszäunen von Lägerplätzen sowie das Anlegen eines Koppelweidesystems sind zudem wichtige Massnahmen, um Lägerplätze langfristig zu sanieren.

Verbuschung zurückdrängen

Die Fläche der Schweizer Alpweiden ist in den letzten 25 Jahren hauptsächlich durch die zunehmende Verbuschung um 5 Prozent kleiner geworden. Besonders in den Voralpen ist der Druck hoch. Auf den Hochalpen nimmt die Vielfalt der Sträucher ab. Jedoch ist gerade in diesen hohen Lagen die Grünerle ein besonders grosses Problem. 

Die Bekämpfung der Verbuschung kennt weder eine Saison noch schlechtes Wetter und ist dadurch auch im Hochsommer praktiziebar. Mit dem Freischneider ist die Flächenleistung geringer als mit dem Motormäher oder einem Mulchgerät am Traktor, aber immer noch effizienter als das Arbeiten mit der Motorsäge. Darum immer dran bleiben!

Was auf den Lägerstellen zu viel ist, ist in den abgelegenen oder auch steilen Flanken zu wenig vorhanden – Weidedruck und Nährstoffe. Als Älpler ist man gefordert, seine Tiere mit Nachdruck in unterstossenen Flächen zu treiben. Bei der Bekämpfung der Verbuschung ist es am besten, in wenig verbuschten Parzellen zu beginnen, damit die erzielten Erfolge motivieren und nicht im Gegenteil demotivieren. Der Ansatz dort zu arbeiten, wo mit wenig Aufwand viel Nutzen erzielt werden kann, sollte auch bei der Unkrautbekämpfung auf der Alp verfolgt werden.

Heikle Tiere

Sei es bei den Rinderrassen oder bei den Schafen, die modernen Rassen sind heikle Fresser und verlangen hohe Futterqualität. Dies hat auch die Agroscope im Rahmen eines Projekts festgestellt. Dort wird klar gezeigt, dass zwischen Holsteinrindern und Schottischen Hochlandrindern ein signifikanter Unterschied festgestellt wird, was das selektive Fressverhalten betrifft. So eigenen sich extensive Mutterkuhrassen wie Galloway und Schottische Hochlandrinder für Standorte mit mässiger Futterqualität. Ebenso grosse Unterschiede werden in der Praxis zwischen dem Weissen Alpenschaf und dem deutlich weniger heiklen Engadiner Schaf festgestellt. 

Ein zuverlässiger Unkrautbekämpfer und Entbuscher ist natürlich die Geiss. Grundsätzlich bevorzugen Ziegen eine abwechslungsreiche Nahrung. Die natürliche Nahrung der Ziege besteht aus Gras, Sträuchern, jungen Bäumen, Heu, Früchten, Samen und vielem mehr. Dieses Fressverhalten macht sie zu einem ausgezeichneten Partner bei der Unkrautbekämpfung.