Die höheren Temperaturen in den vergangenen Wochen haben die Arbeiten auf dem Feld gut vorankommen lassen. Sie bedeuten aber auch Stress – besonders im Stall. Um Hitzestress vorzubeugen, sollte neben der Installation einer Belüftung auch der Wasserversorgung der Tiere besondere Beachtung geschenkt werden. Denn eine ausreichende Wasseraufnahme reduziert Hitzestress.

Ist die Wasserqualität schlecht oder die Tränke nicht optimal platziert, sinkt nicht nur die Wasseraufnahme, sondern zugleich auch die Futteraufnahme und damit auch die Milch- oder Mastleistung der Tiere. Umso wichtiger ist es, bereits beim Stallbau einer optimalen Tränkeplatzgestaltung Rechnung zu tragen.

Trog- statt Selbsttränken

Kühe in der Laktation benötigen zwischen 50 und 200 Liter Wasser pro Tag – abhängig von Alter, Aussentemperatur, Fütterung und Milchleistung (siehe Tabelle). Kühe sind sogenannte Saugtrinker: Sie tauchen ihr Flotzmaul nur wenige Zentimeter ins Wasser, sodass sie während des Saufvorgangs weiterhin durch die Nase atmen können. Stimmt die Tränkeplatzgestaltung können sie 18 bis 25 Liter Wasser pro Minute aufnehmen. Ein Saufvorgang dauert dabei meist nur eine halbe Minute.

Auf dem Markt gibt es eine grosse Auswahl an verschiedenen Trog- und Selbsttränken. Wenn möglich, sei dabei eine Trogtränke einer Selbsttränke vorzuziehen, schreiben die beiden Autoren Anita Müller und Matthias Schick in einem Merkblatt des Strickhofs zur Wasserversorgung. Denn diese ermögliche eine natürliche Wasseraufnahme.

Mindestens zwei Tränken

Auf die Frage, welche Fehler bei der Tränkeplatzgestaltung häufig in den Ställen gemacht werden, nennt Anita Müller unter anderem zu hoch angebrachte oder falsch platzierte Trogtränken. Laut Merkblatt sollten Trogtränken nie in einer Sackgasse oder in schmalen Quergängen platziert werden – so können auch rangniedrige Tiere ungestört an die Tränke. Pro Tiergruppe sollten ausserdem auch bei kleineren Gruppen mindestens zwei Tränken zur Verfügung stehen.

Da Kühe ihren höchsten Wasserbedarf nach dem Melken und dem Fressen haben, sei es zudem empfehlenswert, die Tränken nach dem Melkstand und in der Nähe des Futtertisches zu platzieren. «Dabei soll der Platz vor der Tränke eine Mindesttiefe von 300 cm aufweisen, damit andere Kühe hinter einer trinkenden Kuh kreuzen können», schreiben die Autoren.

Von einer Platzierung der Tränken neben einer automatischen Kuhbürste hingegen sollte aufgrund des steigenden Verschmutzungsrisikos des Wassers abgesehen werden. Auch im Wartebereich vor dem Melkstand oder der Kraftfutterstation sollten Tränken nicht installiert werden, da sie oft durch wartende Kühe blockiert oder verschmutzt werden.

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Tränke nicht zu hoch anbringen

Auch die Einbauhöhe ist entscheidend. Sind die Tränken zu hoch angebracht, können die Kühe nicht gut schlucken. Das Merkblatt des Strickhofs empfiehlt im Laufstall eine Höhe der Wasseroberfläche von 60 cm bis maximal 80 cm ab Boden. Die Wassertiefe sollte mindestens 7 cm betragen, die Mindestbreite idealerweise 20 cm. Pro Kuh sollte eine Tränkelänge von 10 cm eingeplant werden, mit maximal 15 bis 20 Kühen pro Trog.

Nicht zu vergessen ist der Wasserdurchfluss. Dieser sollte 20 Liter pro Minute betragen. In Anbindeställen mit Einzeltränken soll eine Durchflussgeschwindigkeit von 15 Litern pro Minute angestrebt werden. Zusätzlich kann eine Trogtränke mit offener Wasserfläche im Auslauf angeboten werden. Laut Anita Müller sei die Durchflussmenge oft bei Zungentränkebecken ungenügend. Kontrollieren lässt sich der Wasserdurchfluss schnell und einfach mit einem Eimer und einer Stoppuhr.

Hygiene ist das A und O

Mit der Platzierung des Tränkebeckens ist es aber noch nicht getan. Für eine optimale Wasseraufnahme entscheidend ist zudem die Pflege und Reinigung der Tränke. Kühe haben einen ausgeprägten Geschmacks- und Geruchssinn und reagieren empfindlich auf schlechte Wasserqualität. «Die Tränke sollte jeden Tag kontrolliert und mindestens zweimal pro Woche und/oder bei Verschmutzung gründlich mit einer Bürste gereinigt werden», heisst es im Merkblatt. Einfacher zu reinigen sind hier Kipp- und Schnellabflusströge im Vergleich zu Stöpseltränken und Tränkebecken. Eine zusätzlich fest montierte Bürste direkt an der Tränke hilft zudem, das regelmässige Reinigen nicht zu vergessen und die Hygiene zu verbessern.

Ein Merkblatt der Agridea empfiehlt zudem, das Wasser regelmässig mikrobiologisch untersuchen zu lassen. «Stammt das Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz, sollte es in der Regel den Vorschriften für Trinkwasser entsprechen. Dennoch ist es empfehlenswert, das eingesetzte Wasser regelmässig zu kontrollieren», heisst es im Merkblatt. Auf jeden Fall regelmässig kontrolliert werden sollte laut Agridea Wasser, das nicht aus öffentlichen Leitungen stammt. Die Probenahme sollte dabei an unterschiedlichen Stellen erfolgen: an der Quelle oder dem hofeigenen Brunnen, der Stelle, an der das Wasser in die Tränke fliesst, der Zuleitung sowie in der Tränke selbst.

Auch die chemisch-physikalische Qualität des Tränkewassers sollte bekannt sein. So können Fruchtbarkeitsprobleme bei Nitrat- (>200 mg/l) bzw. Nitritüberschüssen (>30 mg/l) entstehen. Ein zu hoher Eisengehalt (>3 mg/l) führt wegen des metallischen Geschmacks dazu, dass die Tiere weniger trinken. Dies sei vor allem bei älteren Leitungen der Fall.

Mit der richtigen Farbe die Wasseraufnahme fördern
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Auch Kälber reagieren empfindlich auf die aktuell hohen Temperaturen: Sie beginnen vermehrt zu schwitzen und verlieren dadurch viel Flüssigkeit. Dieser Flüssigkeitsverlust beeinträchtigt nicht nur ihr Wohlbefinden, sondern auch ihre Gewichtszunahme – denn ohne Wasser keine Zunahmen. Umso wichtiger ist es, den Tieren frisches und sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen. Die Wasseraufnahme lässt sich dabei mit einfachen Massnahmen gezielt fördern.

Orange und blau statt schwarz
Laut Katrin Müller vom Strickhof hat unter anderem die Farbe des Behälters einen Einfluss auf das Saufverhalten der Tiere. So haben Untersuchungen gezeigt, dass orange oder blaue Kessel die Wasseraufnahme positiv beeinflussen. «Gelb- und Blautöne können von Kälbern besser wahrgenommen werden als beispielsweise Rottöne. Diese wirken für die Kälber eher gräulich-bräunlich», erklärt sie. Gleichzeitig habe die Farbe des Behälters einen Einfluss auf die Wasserqualität.

«Beim Saufen gelangen oft Futterreste oder Speichel in den Kessel. Bei hellen Behältern, deren Boden gut sichtbar ist, lassen sich diese Rückstände besser erkennen – und es wird dadurch regelmässiger frisches Wasser zur Verfügung gestellt», so Müller. Dunkle Wasserbehälter erhitzen sich zudem bei direkter Sonneneinstrahlung schneller, was die Bildung eines Biofilms begünstigt und so die Wasserqualität beeinträchtigen kann.

Keine tiefen Behälter
Auch die Tiefe des Wasserbehälters spiele eine Rolle: Er sollte nicht zu tief sein, sodass der Boden gut sichtbar bleibt. Spieglungen an der Wasseroberfläche können die Tiere irritieren – sodass die Kälber beim Saufen zögern oder lieber mit dem Wasser spielen, anstatt es aufzunehmen. «Wichtig ist, dass die Kälber – gleich wie die Kühe – ihr Flotzmaul ins Wasser tauchen können», betont Müller.

Aktuell sind am Strickhof Edelstahl- sowie Plastikbehälter im Test. Müller weist darauf hin, dass sich bei Plastikbehältern durch das regelmässige Reinigen mit der Zeit feine Risse bilden können, welche Schmutz und Mikroorganismen eine ideale Oberfläche zur Ansiedlung bieten. «Daher eignen sich Edelstahlbehälter im Sommer besser. Noch nicht getestet haben wir aber, wie sich diese bei tiefen Temperaturen im Winter eignen», so Müller.