Im Februar letzten Jahres hatte der Schweizerische Viehhändlerverband SVV angekündigt, die obere Gewichtslimite für Tränker auf 80 Kilogramm Lebendgewicht (LG) per sofort anzuheben. Die Handelsusanz wurde neu zwischen 70 und 80 Kilogramm LG festgelegt. Der Verband ging davon aus, dass damit die Robustheit und somit die Tiergesundheit der gehandelten Kälber verbessert werden können.

16 Monate nach der Einführung dieser Anpassungen zog Thomas Fehr von Swiss Beef am Strickhof Beef-Tag, der letzte Woche online stattfand, eine Zwischenbilanz. Bei der Ankündigung sei man geteilter Meinung gewesen, so Thomas Fehr.

Verschieden eingeschätzt

Die Befürworter waren unter anderem der Meinung gewesen, das Mindestgewicht von 70 kg und die bisherige Obergrenze von 75 kg liege zu nahe beieinander. Zudem sei davon auszugehen, dass die Überzahlungen nun abnehmen würden. Die Gegner hingegen monierten, die Tränkekälber würden so unnötig überteuert. Auch sei mit einem erhöhten Antibiotikaeinsatz zu rechnen. «Bei der Kälbermast wurde die neue Regelung sofort umgesetzt. Bei der Grossviehmast hingegen zeigten sich viele Mäster nicht einverstanden mit der Preiserhöhung. Sie zögerten zunächst die Umsetzung mit höheren Tränker​gewichten hinaus», so Fehr.

Swiss Beef hat nun seit der Einführung der neuen Regelung die Erfahrung gemacht, dass etwa 10 Prozent der erfassten Tiere ausserhalb der Alters- und Gewichtslimite liegen. Die Gewichtsunterschiede sind mit einer Bandbreite von 65–100 kg LG grösser geworden. Auch hat die Streuung des Tageszuwachses bei schweren Tieren zugenommen. Dies etwa, weil die Kälber auf dem Geburtsbetrieb teilweise viel Milch (12–15 kg/Tag) erhalten. Gerade bei schweren Tieren zeigt es sich, dass diese kräftiger sind und mehr Krafteinsatz durch die Betreuungspersonen zeigen. «Vor allem Betriebsleiterinnen klagen über einen erschwerten Umgang», sagte Fehr.

Es gibt keinen Mehrwert

Auch ist es bei den älteren Kälbern schwieriger, eine Umgewöhnung zu erreichen, beispielsweise von Milch ad libitum auf rationierte Tränke oder von Kalt- auf Warmtränke. Bei Fehlhandling auf dem Aufzuchtbetrieb, etwa dem Antränken ohne Nuggi, sei die Angewöhnung an den Automaten viel schwieriger. Umstellungen wie diese könnten zu Stress für das Tier führen, was sich etwa in vermehrtem Auftreten von Erkrankungen und reduzierten Tageszunahmen zeigt. Laut Thomas Fehr stellt sich daher die Frage, ob beim Antränken mehr Milch notwendig ist, was jedoch steigende Tränkekosten zur Folge hat.

Was den Einsatz von Medikamenten betrifft, sind bisher keine verkürzte Einsatzdauer und keine Verringerung der Behandlungstage festgestellt worden. Auch sind die Nachbehandlungen etwa gleich geblieben. Allerdings liegen dazu keine verlässlichen Zahlen vor, es bleibt die Zahlen des Kälbergesundheitsdienstes (KGD) abzuwarten.

Die Überzahlungen sind gemäss publiziertem und bezahltem Preis auf dem Betrieb ungefähr gleichgeblieben und nicht wie befürchtet gesunken. «Ein Mehrwert pro Kalb mit höherem Preis (bis 80 Kg) ist nicht vorhanden», bilanzierte Fehr. «Ziel ist für uns Mäster ist eine möglichst homogene Gruppe. Was es nun braucht, sind weitere Diskussionen mit der Branche, beispielsweise betreffend Altersabzügen für Geburtsbetriebe oder bessere Unterscheidung der Fleischqualität.»