So! Ich bin dann gschwind weg. Das waren mal wieder ein paar Wochen. Erst dreht die Viehzucht am Rad, dann haut es einen die Pferdezucht auf der Redaktion um die Ohren. Zu Hause verliert die TVD vor lauter Erfassen unseren Vorzeige-Ziegenbock. Ein anonymer Briefeschreiber zweifelt unsere Tierhaltung an und die Blaue Kontrolle, samt der deutschen Tierärztin, steht vor der Tür. Ich brauche definitiv eine Pause. Sonst kriege ich einen Koller!
Sie muss unbedingt RAUS
Privatleben ist angesagt. Artgerechte Spaziergänge mit unserem Hund Snupi. Ein RAUSritt mit unserem Hengst Landlord. Eine halbe Stunde tierarzneimittelunabhängige Zeit mit Fernando (danke Erich Zingre für diesen wunderbaren Stier – ich liebe ihn.) Endlich mal wieder einen anständigen Kuss von meinem Mann und nicht nur ein «Tschüss» zwischen Tür und Angel. Zeit haben. Das ist es, was ich nach diesen Wochen definitiv brauche. Keine Ferien. Vor allem keine Skiferien. Ich fahre nicht Ski. Ich gehöre nicht zu jener Sorte Mensch, die es schafft, das Klima zu schützen und gleichzeitig Ski zu fahren. Fahrt ruhig Ski, ist in Ordnung für mich, aber jeder, der sich ein Brett oder zwei Laden an die Füsse hängt, gibt für mich nun einfach beim Besteigen der ersten Gondel das Recht dazu ab, sich zum Fleischkonsum und zur dieselbetriebenen Karre in der Garage anderer zu äussern. Ja, ich esse Fleisch und ja, ich fahre Diesel. Manchmal esse ich nur Fleisch. Ganz ohne Beilage. Aber nur Schweizer Fleisch. Und das, lieber Kassensturz, ist kein Werbeslogan für die Branche, das ist einfach die logische Konsequenz aus meinen Beobachtungen, die ich da so seit Jahren mache.
Skandalöse Geschichten um die letzte Pferderasse der Schweiz
Zurück zum Thema. Warum habe ich eigentlich das Gefühl, ich hätte Ferien nötig? Ich habe ja gar keine. Aber irgendwie brauche ich jetzt ein paar Momente, in denen ich meinen Kopf lüften kann. Darum habe ich mir fest vorgenommen, einfach ein paar Stunden ohne diese Geschichten zu verbringen, die den Bauernstand derzeit zu beschäftigen wissen. Ist das wirklich lebenswichtig? Sind diese betrügerischen Machenschaften im grössten Schweizer Viehzuchtverband und die immer wiederkehrenden skandalösen Geschichten um die einzige noch existierenden Pferderasse der Schweiz, tatsächlich so wichtig, dass alle immer wieder schockiert darüber reden müssen? Es ist ganz einfach das, was die Menschen beschäftigt, was sie bewegt. Nicht in erster Linie, dass es der wärmste Januar war, nicht, dass die Deutschen immer noch unter der Merkel leiden. Deutschland ist der weltgrösste Panzerexporteur. Deutschland ist eine richtig grosse Nummer.
Züchter die vom Handel leben
Aber nein, wir reden über einen Viehhändler und über einen Pferdehändler. Sie nennen sich selber Züchter, aber leben tun sie von den anderen. Vom Handel. Sie erinnern ja eigentlich an Gotthelfs «Bouele-händler», nein, nicht Bellelay. Anhänger haben die beiden nach wie vor, egal wie enttäuschend ihr Treiben für andere auch sein mag. Ihr Können und vielleicht auch ihre Unverfrorenheit begeistern irgendwie doch. Wieso lassen wir uns graue Haare wachsen? Warum beschäftigt uns das so, wenn wir doch nur darüber reden und nichts ändern? Ist es die Angst? Wenn ja, wovor haben wir Angst? Lieber Durchschnittsmensch, zu denen ich mich übrigens auch zähle. Steh auf und steh für dein Recht ein. Sag, was dir nicht gefällt und biete der Angelegenheit die Stirn. Und dann kümmere dich um die wirklich wichtigen Dinge in deinem Leben. Mach einen artgerechten Spaziergang!