Negatives hat immer etwas Positives mit im Gepäck, auch wenn das Positive dabei nur klein ist. Davon bin ich aus eigenen Erfahrungen überzeugt. Manchmal dauert es zwar länger, bis man etwas Gutes an einer unschönen Situation erkennen kann. Man muss aber auch gewillt sein, etwas Positives zu erkennen. Beispiel gefällig? Eine Chemotherapie ist nie etwas Schönes. Und dennoch habe ich von dieser Zeit nicht nur schlechte Erinnerungen. Die Therapie vor rund 30 Jahren hat mich meine komplette Kopfbehaarung gekostet. Schlimm, ja. Aber die neuen Haare sind danach viel schöner, stärker und dicker nachgewachsen. Kein Vergleich mit den dünnen und strohigen Fäden von vor der Therapie. Das war rasch offensichtlich. Ich blicke daher also nebst den weniger guten, auch mit guten Erinnerungen an die zweifelslos schwierige Zeit zurück.

Schwierige Zeiten erlebt gerade die ganze Welt. Die Corona-Situation ist alles andere als schön. Und ich muss zugeben, hier suche sogar ich noch nach etwas Positivem. Unser Sohn hingegen ist bereits fündig geworden: Er muss keine Hände mehr zur Begrüssung und zur Verabschiedung schütteln. Etwas, das ihm zuwider war. Wie oft mussten wir ihn daran erinnern und sagen: Bitte begrüsse die Anwesenden anständig. Wobei mit anständig natürlich der Handschlag gemeint war. Dass er nun eben so nicht mehr grüssen soll, daran mussten wir ihn hingegen nie ermahnen.

Kein Handschlag ohne gewaschene Hände

Auf einen Handschlag in gewissen Situationen würde eine liebe Bekannte von mir für immer gerne verzichten. Nämlich auf den Handschlag an Viehschauen. Des Öfteren hat sie an solchen Anlässen Herren der Schöpfung gesehen, die am Rande eines Viehschauplatzes ihr gutes Stück beherzt auspacken und sich kurzerhand in ein Gebüsch erleichtern. Und zufällig steht da ja kein Wasserhahn, um danach die Hände zu waschen. Wozu auch. Wenn die Herren dann meine Bekannte sehen, mit zur Begrüssung bereits ausgestreckter Hand auf sie zugehen, graust es die. Die Verweigerung des Handschlags ist dann eine logische, wenn auch für den Herrn etwas peinliche Konsequenz. Aber zurück zu dem sch... Corona. Langsam habe ich die Schnauze voll. Die zahlreichen Kommentare und Meinungen sind so dermassen widersprüchlich. Schützen nun Masken? Oder im Gegenteil, machen sie uns zusätzlich krank?

Die Unsicherheit ist gross

Zu gerne möchte ich den Corona-Skeptikern Glauben schenken, die der Meinung sind, alles halb so schlimm, die Grippe ist schlimmer. Diejenigen aber, die mit ansehen müssen, wie Angehörige leiden und vielleicht gar sterben, sowie persönliche Gespräche mit Personen aus dem Pflegebereich, zeichnen wiederum ein anderes Bild. Auch Berichte über Langzeitschäden haben nichts mit einer durchgestandenen Grippe zu tun.

Hände waschen und Abstand halten sind so oder so ein Muss. Aber wie viel Abstand ist richtig? Treffe ich nun Freunde und Verwandte oder lieber nicht? Soziale Kontakte sind wichtig. Aber die ständige Unsicherheit und Angst vor einer möglichen Ansteckung eines Familienmitgliedes und den Folgen für den ganzen Betrieb sind nicht schön. Trotz allem hält mich die Hoffnung aufrecht, dass Corona irgendwann wirklich nur noch auf derselben Gefahrenstufe wie die jährlich wiederkehrende Grippe steht. Und da wären wir wieder beim positiven Denken. Das lasse ich mir auch von Corona nicht nehmen.