Vor fünf Jahren haben Barbara und Stefan Zollinger aus Maur ZH ein Hühnermobil angeschafft. «Wir konnten es von einem Betrieb übernehmen, der wegen Überlastung diesen Betriebszweig abgab», erzählt Stefan Zollinger. Es handelte sich um ein «Hümo-Basismobil» der Stallbau Weiland GmbH. Es können darin gemäss Bio-Suisse-Richtlinien 225 Legehennen gehalten werden. Konventionell wäre Platz für 250 Hennen. 2020 schafften Zollingers ein zweites, grösseres Hühnermobil an. Es bietet Platz für 373 Biohühner oder 450 konventionelle.
Standort geschickt wählen
[IMG 2] Ökonomiegebäude und Wohnhaus des 10-ha-Betriebs liegen im Dorf an der viel befahrenen Rellikonstrasse. Zwei Drittel der Eier verkaufen Zollingers an Wiederverkäufer wie Volg- und Bioläden, ein Drittel direkt ab Hof. Die Hühnermobile sind 550 Meter vom Wohnhaus entfernt.
«Bei uns sind die Hühnermobile Teil der Fruchtfolge», sagt der Landwirt. Vor der Anschaffung müsse man sich Gedanken machen, wo die Hühnermobile platziert und wie sie nach zwei bis vier Wochen verstellt würden, hält er fest. Strassentauglich ist das vier Meter breite Mobil «Hümo Plus 350» nämlich nicht. Mit drei nebeneinander liegenden Parzellen ist das Problem gut gelöst.
«Das sind meine Wächter», sagt Stefan Zollinger und zeigt auf die Alpakas. «Gennaro und Dusty halten den Fuchs beim grösseren Mobil fern und Ferro und Marlo beim kleineren.» Seit die Alpakas im Gehege seien, habe er nie mehr Probleme mit Füchsen gehabt – selbst dann, als während der langen Hitzeperiode alle Klappen Tag und Nacht offen gewesen seien. Der Aussenklimabereich ist zudem der Alpaka-Unterstand.
Verstellen ist arbeitsintensiv
[IMG 3] «Ich entschied mich für Weiland aufgrund der kürzesten Lieferfristen», sagt Stefan Zollinger. Solarzellen sorgen für einen autarken Betrieb. Via Zeitsteuerung laufen das Futterband, die Beleuchtung sowie die Klappensteuerung für Belüftung und Auslauf. Auch der Elektrozaun wird über den Solargenerator sichergestellt. Eine hydraulische Vorrichtung erleichtert das Verstellen. Hinten sind Hydraulikschläuche montiert. Mit dem Traktor kann so das Kotband für die Entmistung hydraulisch abgedreht werden. Das ist im älteren Modell noch nicht möglich. Dort muss Zollinger das Kotband mit einer Kurbel von Hand entleeren. Beide Modelle sind zweistöckig, mit einem unteren Scharrbereich. Als Einstreu verwendet Zollinger Holzpellets und Stroh. Auf der oberen Ebene sind die Sitzstangen, die umlaufende Futterkette, die Wasserversorgung und beim grösseren Modell sogar doppelstöckige Legenester.
Darauf ist zu achten
Mobilställe punkten mit grossem Weideauslauf im Bereich Tierwohl bei vielen Konsumenten. Es gibt nebst Mobilställen für Legehennen auch solche für Mastpoulets oder Ställe, die für beide Geflügelarten kombinierbar sind. So lässt sich der fehlende Eierabsatz während der Sommerferien mit dem Einstallen von Mastpoulets überbrücken. Vor dem Kauf sollte man sich über die gesetzlichen Vorgaben zu Mobilställen im Wohnkanton informieren. In einigen Kantonen ist eine Baubewilligung für Mobilställe Pflicht. Ohne Eier-/Fleischvermarktung ist bei einem Mobilstall mit 250 bis 300 Legehennen mit einem Arbeitsaufwand von rund 500 Stunden pro Jahr zu rechnen. Gegen Greifvögel müssen Rückzugsorte gestaltet werden (mobile kleine Elemente, Hecken, Obstbäume, etc.). Gegen Fuchsangriffe hilft eine doppelte Umzäunung. Auch Ziegen mit Glöckchen haben gegen Habichte einen positiven Effekt. Im Winter ist ein Winterplatz, der auch bei sehr nassen Bodenbedingungen gut befahrbar ist, unumgänglich.
Katrin Müller, Strickhof
Mehr Informationen: www.strickhof.ch ▶ Merkblattserie mobile Geflügelställe
Kreislauf mit Alpakas und Schafen
Hinten im Innenraum liegen der von aussen befüllbare Futtersilo und der Wassertank. Die Legenester sind mit Dinkelspelzen gefüllt. «Ich leere die Nester gegen 14 Uhr. Dann schliesse ich die Klappen, die gegen ein Uhr in der Nacht automatisch wieder geöffnet werden», erklärt er. Früher hätte mal jemand Eier geklaut, sodass sie die Legenester mit einem Vorhängeschloss sicherten. «Wir haben den Dieb angezeigt. Seither haben wir Ruhe», sagt Zollinger
Die Anschaffungskosten für ein Mobil sind günstiger als ein Stallbau. Zu den Eierpreisen sagt Stefan Zollinger: «Ich halte mich an die Richtpreise von Bio-Suisse.» Im Wiederverkauf verlangt er 60 Rappen pro Ei, im Direktverkauf 80 Rappen. «Das tönt nach viel. Aber ein mobiler Stall macht mehr Arbeit und die Leistung ist auf weniger Einheiten verteilt», erklärt er.
Zollingers halten 40 Alpakas für die Zucht, unternehmen Alpaka-Spaziergänge und vieles mehr. Die Wolle verkaufen sie über die Best Alpaca Bedding GmbH, die daraus Faser-duvets produziert.
Auch 20 Walliser Schwarznasenschafe bevölkern den Hof. Den Hühner- und den Alpakamist kompostiert Stefan Zollinger mit der Tiefstreu aus dem Schafstall in Feldrandmieten.
Sein Ziel ist es, mit den Hühnermobilen einen geschlossenen Kreislauf zu bilden. Mit seinem Konzept hat er das Bestmögliche erreicht.
«Wie ein Davoser Schlitten in Grossformat»
Jennifer und Michel Bischof bewirtschaften einen 28 hagrossen Pachtbetrieb in Rheineck SG. 2017 schafften sie einen mobilen Mastgeflügelstall Modell Rundbogen von Wördekemper an im Bewusstsein, dass ein Mobilstall einiges mehr an Arbeit macht als ein fester Stall. Aber ihre Pachtgebäude konnten sie nicht für die Hühnerhaltung nutzen.
[IMG 5] Rund anderthalb Kilometer Luftlinie vom Hof entfernt hatten sie eine ebene Fläche von 6 Hektaren mit nebeneinander liegenden Parzellen. «Unsere Idee war, das Hühnermobil in die Fruchtfolge bei der Kunstwiese einzuplanen», erzählt Michel Bischof. Inzwischen aber haben sie eine grosse Wiese fix dafür reserviert, wo sie mit dem Mobil auf sechs Standorten rotieren können. Ihr Hühnermobil mit Wintergarten hat keine Räder, sondern Kufen. «Es ist wie ein Davoser Schlitten im Grossformat», sagt Michel Bischof. Zum Verstellen nutzt er eine 10-Tonnen-Seilwinde, Stahlseile und eine Umlenkrolle – und natürlich auch einen Traktor. Anstelle einer Bodenplatte sind drei grosse, massive Gummimatten installiert. Links und rechts angebrachte Fensterblachen sorgen für Querlüftung, der Rundbogen für Luft nach oben. Die Dachhaut besteht aus zwei Planen und einer Isolierschicht. Für die einen Tag alten Küken muss der Stall auf 31 Grad aufgeheizt werden. Dafür ist ein Gastank installiert. Eine Solaranlage 10 Meter neben dem Mobil garantiert eine autarke Energieversorgung.
Ribelmaispoularden und Gebäck
Bischofs halten 2500 Masthühner, die sie mit einer Ribelmais-Futtermischung aufziehen und im Hofladen und über die Geflügel Gourmet AG vermarkten. «Wir haben noch 150 Legehennen in einem Mobilstall von Baier Stoi», erzählt Bischof. Die Eier werden im Hofladen vermarktet, wie auch Ribel- und Polentamais. Ergänzt wird das Sortiment durch «Feins vom Rütihof». Das sind Backwaren und Konfiserie, die Jennifer Bischof in der Hofbäckerei herstellt.
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