Tierarzt Alexander Grahofer, Oberassistent an der Schweineklinik Uni Bern, befasste sich schon in mehreren Studien mit dem Geburtsverlauf bei Sauen in der freien Abferkelung. Dazu kommen Beratungen bei Bestandesproblemen im Schweinestall. Wie etwa bei einem Ferkelerzeuger mit 110 Sauen.

Zu wenig abgesetzte Ferkel

Die Sauengruppen werden im 3-Wochen-Rhythmus geführt. Geimpft wird gegen Parvovirose und Rotlauf in der zweiten Woche nach der Geburt sowie gegen Chlostridiose am 73. und 94. Trächtigkeitstag.

Auf den ersten Blick wies der Betrieb gute Leistungsparameter im Schweinestall auf. Etwa über 13 lebend geborene Ferkel pro Sau und Wurf und wenige Umrauscher. Bei den abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr liegt der Beispielbetrieb mit 23 Stück aber unter dem Durchschnitt. Gründe sind zu viele tot geborene Ferkel pro Sau und Wurf (8,7 %) und weitere Abgänge die zu einer Mortalitätsrate Saugferkel pro Wurf von 25,2 Prozent führen. Klinische Untersuchungen hatten ergeben, dass die Sauen in einem guten Allgemeinzustand sind, dafür die Würfe heterogen, und 10 Prozent der Ferkel kümmern.

Zurückzuführen ist dies laut Alexander Grahofer auf keine kontinuierliche Geburtsüberwachung, keine Dokumentation, zu wenig Augenmerk auf die Kolostrumaufnahme und eine routinemässige intramuskuläre Behandlung der Sauen mit Carbetocin (Langzeit-Oxytocin) während des Geburtsverlaufs, um die Austreibungsphase zu verkürzen. Dem Schweineproduzenten wurde geraten, mehr Zeit in das Geburtsmanagement zu investieren und das Präparat, welches zu sehr starker Wehentätigkeit sowie Kolostrumverlust bei den Sauen führte, abzusetzen.

Aufwand brachte Erfolg

Bei einer Folgeuntersuchung sechs Monate später lagen so auch sämtliche Parameter im grünen Bereich. Insbesondere die Anzahl tot geborener Ferkel wurde mit 4,6 Prozent pro Sau und Wurf beinahe halbiert.

Fazit aus aktuellen Studien:

  • Ein passendes Geburtsmanagement wirkt sich auf das Überleben und die Vitalität der Ferkel und die Gesundheit der Sau aus.
  • Routinemässiger Einsatz von Wehemittel (Oxytocin) bei Sauen in der freien Abferkelung hat keinen positiven Einfluss auf den Geburtsverlauf.
  • Sauen, die den ersten Plazentaanteil schon während der Geburt der Ferkel austreiben, sollten gezielt überwacht werden, da das Risiko einer verlängerten Geburt oder einer Geburtsstörung erhöht ist.
  • Die Ultraschalluntersuchung eignet sich, um die Involution (Rückbildung nach der Geburt auf normale Grösse) und Gesundheit des Uterus zu beschreiben.
  • Der Uterusdurchmesser in den ersten Wochen nach der Geburt kann hinweisend sein auf die Reproduktionsleistung im nächsten Wurf.
  • Body Condition Score der Sauen (Sauenkondition) und Fieber beeinflussen signifikant die Uterusrückbildung bei Sauen in der freien Abferkelung.