Drei kleine Hengste, der jüngste gerade mal drei Wochen alt, wetzen mit wilden Bocksprüngen über die Weide und machen dem Frühling alle Ehre. Sie entstammen der Zucht von Daniel Steinmann aus dem zürcherischen Rüti, der am 18. April in Wangen an der Aare zum neuen Präsidenten des Zuchtverbands CH-Sportpferde gewählt worden ist.
Heute sind die drei jungen Kerle noch auf staksigen Beinen unterwegs, doch einmal ausgewachsen, werden sie – je nach individueller Eignung – den modernen Typ des sportlichen Warmblüters repräsentieren, der sich für Disziplinen wie Springen, Dressur oder kombinierte Prüfungen eignet.
Junge Züchter gesucht
Daniel Steinmann, der mit einer Handvoll Zuchtstuten in vergleichsweise kleinem Rahmen züchtet, konnte in der Vergangenheit bereits einige beachtliche Erfolge erzielen. Seine Stute Lémuria Bay beispielsweise holte 2017 als Dreijährige an der Prämienzuchtstutenschau in Avenches den Titel der Vize Miss Schweiz. Und letztes Jahr wurde ein Fohlen an einer Auktion zu einem Spitzenpreis verkauft.
Der Meisterlandwirt züchtet schon seit Jahrzehnten Warmblutpferde, bis vor wenigen Jahren auch erfolgreich Haflinger. Er war bereits in verschiedenen Zuchtgremien im Vorstand, amtete auch jahrelang als Speaker auf Spring- und Dressurveranstaltungen sowie als Exterieurrichter an Zuchtprüfungen.
An der Tätigkeit als Präsident des Zuchtverbands reizt den 55-Jährigen auch besonders der Kontakt rundum: "Ich habe eine sehr vielseitige Aufgabe übernommen, bei der man mit Menschen aus den verschiedensten Schichten und Gebieten zusammenarbeitet und dabei die Interessen der Züchter vertritt, was auch die Politik einschliesst."
Eines seiner Ziele sei es, das Interesse von Jüngeren für die Zucht zu gewinnen. Heute sei in der Zucht die ältere Generation übervertreten, es gebe kaum Nachwuchs. Ein weiteres Thema, das nach Lösungen ruft, ist der Absatzmarkt. "Es ist nicht immer einfach, unsere Schweizer Pferde zu verkaufen, vor allem nicht zu einem reellen Preis", meint Steinmann.
Die Konkurrenz aus dem Ausland sei gross, das Preisniveau tiefer als hierzulande. Mit Züchten lasse sich kein Geld machen, es sei ein Hobby, dafür brauche es umso mehr Herzblut.
Hengst aus dem Katalog
Ob ein Schweizer Warmblut oder eins aus Deutschland – die Pferde sind dieselben. Laut Daniel Steinmann gibt es keine wesentlichen Unterschiede, lediglich dass die Tiere hier oder dort gezogen werden. Beide entstammen demselben Genpool. Was die Zucht von Warmblütern anbelangt, hat die Schweiz keine grosse Geschichte, sie gilt vor allem als Nachzuchtland. Zuchtnationen von Bedeutung sind vor allem Deutschland, die Niederlande und Belgien.
Heute werden Stuten kaum mehr via Natursprung gedeckt. Vielmehr gibt es wie in der modernen Viehzucht umfangreiche Hengstkataloge, in denen die gewünschten Eigenschaften gefiltert werden können und anschliessend der Samen des Wunschvaters per Post in den Stall geschickt wird. So braucht es keinen Hengst auf dem eigenen Hof oder im Nachbardorf, genauso gut kann es einer aus Oldenburg oder aus Holstein sein.
Pferdezucht als Kulturgut
Trotz moderner Verfahren: "Züchten bleibt spannend. Es ist nie eine Paarung von eins plus eins, man weiss nie genau, was herauskommt", stellt Daniel Steinmann fest. "Es braucht Gespür. Bereits bei der Anpaarung muss man auch spekulieren, welche Eigenschaften in ein paar Jahren gefragt sein könnten."
Dazu sei es auch wichtig, die aktuellen Spitzenpferde im Auge zu behalten. Laut dem Züchter sind die Ideale und Ansprüche an die Pferde in den verschiedenen Sportdisziplinen schnelllebig geworden. Auch werden die Hengste, die in die Zucht kommen, immer jünger. "In diesem Haifischbecken gilt es zu bestehen", meint Steinmann.Daheim führt Steinmann zusammen mit seiner Frau einen Landwirtschaftsbetrieb von 40 Hektaren. Nebst einer Rinderaufzucht in der Grössenordnung von 40 Tieren hält er rund 20 Pferde, etwa die Hälfte davon gehört Pensionären.
Seine Pferdezucht lässt sich somit in die gegebene Infrastruktur einfügen. "Für die Züchter ist es ein wirtschaftlicher Vorteil, wenn sie einen landwirtschaftlichen Hintergrund haben, was bei vielen auch der Fall ist", stellt Steinmann fest. Er selbst ist auf seinem Hof aufgewachsen, schon der Grossvater hat Pferde gezüchtet. Pferde haben in seinem Leben immer dazu gehört. Früher hat er aktiv an Springkonkurrenzen teilgenommen, später auch an Dressurprüfungen. Heute reitet er vor allem in der Freizeit.
Steinmann wird in seinem neuen Amt viel unterwegs sein, im In- und Ausland. "Die Pferdezucht samt Institutionen wie das Nationalgestüt in Avenches sind für unser Land identitätsstiftend", meint der neue Präsident. Dementsprechend gelte es, dieses Kulturgut zu bewahren. Dies müsse sich nicht zuletzt auch darin zeigen, dass dafür nicht an öffentlichen Geldern gespart werde.
Zuchtverband CH-Sportpferde (ZVCH)
Der Zuchtverband CH-Sportpferde wurde 1996 gegründet, zuvor hatte die Zuchtverantwortung für das Schweizer Warmblut beim Bund gelegen. Der ZVCH hat heute über 1700 Mitglieder mit 2000 aktiven Stuten und jährlich knapp 1000 Fohlen. Ziel ist es, Massnahmen zur Förderung einer gesunden, leistungsbetonten und wirtschaftlichen CH-Sportpferdezucht zu treffen. Dies wird im Zuchtprogramm und in der Herdenbuchordnung definiert. Der Verband ist zudem für Selektion und Zuchtwertschätzung zuständig. Jährlich gibt es rund 30 Fohlenschauen, Feldtests für dreijährige Pferde sowie Promotionsprüfungen auf rund 60 Concoursplätzen in der ganzen Schweiz. stü
Weitere Informationen:www.swisshorse.ch