Nach jahrelangen Diskussionen wird die Kälberimpfung per 1. Juli dieses Jahres nun obligatorisch. Jeweils einmal auf dem Geburts- und einmal auf dem Mastbetrieb geimpft werden müssen dabei alle Tränkekälber, die den Geburtsbetrieb vor ihrem 57. Lebenstag verlassen. Der Berner Milchbauer und Vorstandsmitglied bei den Schweizer Milchproduzenten Jürg Dummermuth impft seine Kälber bereits seit Jahren. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen.
«Nie mehr aufgehört»
Jürg Dummermuth bewirtschaftet in Thörishaus BE zusammen mit seinem Nachbarn einen 55 ha grossen Milchwirtschaftsbetrieb mit 70 Milchkühen und eigener Aufzucht. Auf die Impfung sei er durch Fachzeitschriften und Studien gestossen. «Ich wollte es einfach einmal ausprobieren und dann habe ich nie mehr aufgehört», erzählt er. Geimpft werden auf dem Betrieb neben den Masttieren auch die Aufzuchttiere. Er habe hauptsächlich in den Wintermonaten zwischen November und Februar häufiger Kälber mit Lungenentzündung gehabt. «Die Impfung hat hier definitiv geholfen», sagt er. Erkranke ein Tier doch einmal, so seien die Tiere schneller wieder fit. «Auch im Allgemeinen wirken die Kälber, seit ich mit dem Impfen begonnen habe, vitaler auf mich», so Dummermuth.
Priorität Nummer 1: Kolostrum
Die Impfung ist zwar für Jürg Dummermuth kein Wundermittel, aber doch ein unverzichtbares Puzzleteil beim Bemühen um eine optimale Kälbergesundheit. Wichtig für ihn ist auch die Verabreichung von genügend Kolostrum in den ersten Lebensstunden. «Wir haben festgestellt, dass sie die gewünschte Menge von vier Litern meistens saufen, wenn wir die neugeborenen Kälber innerhalb der ersten Stunde mit Kolostrum tränken», so Dummermuth. Für eine optimale Luftqualität installierte der Landwirt zudem eine Schlauchlüftung im Kälberstall.
Den Impfstoff verabreicht Jürg Dummermuth in den ersten fünf Lebenstagen zusammen mit einer Eisengabe. Da es sich bei der Impfung um einen Lebendimpfstoff handelt, müssen der Impfstoff und eine Lösung vor der Applikation zuerst zusammengemischt werden. Im Anschluss nimmt der Landwirt die Kälber zwischen die Beine, fixiert den Kopf und sprüht den Impfstoff mithilfe eines Verstäuber-Aufsatzes in die Nase des Kalbes.
Der Aufwand halte sich in Grenzen. Alles in allem daure das Prozedere ungefähr fünf Minuten. «Je jünger die Kälber, desto einfacher geht es», sagt er und erklärt weiter: «Jeder Betriebsleiter muss für sich selbst eine Routine finden. Am einfachsten geht es, wenn die Impfung zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Arbeitsablauf eingeplant wird, dann geht es auch nicht vergessen.» Von den Kälbern werde die Impfung gut aufgenommen.
«Das ist ein Glücksfall»
Seit Anfang dieses Jahres liefert Jürg Dummermuth nun alle Mastkälber an einen Kollegen, der rund fünf Kilometer entfernt einen Mastbetrieb führt. Auch hier werden die Kälber ein zweites Mal geimpft. Der direkte Zukauf und kurze Transportweg, wie es bei ihm der Fall ist, seien der Idealfall. «Es ist ein Glücksfall, und ich bin mir bewusst, dass dies aus verschiedenen Gründen nicht überall möglich ist», so Dummermuth.
Seit diesem Jahr befinden sich nun auch die ersten geimpften Aufzuchtkälber im Milchviehstall. Auf die Frage, ob er eine positive Auswirkung der Impfung auf deren Milchleistung erkennen könne, antwortet der Landwirt: «Dafür ist es noch zu früh. Bis jetzt ist aber sicherlich keine der Kühe negativ aufgefallen.» Und wie sieht es bei den Zunahmen der Mastkälber aus? «Der Mastbetrieb ist sehr zufrieden.»
Konsequent mitmachen
Auch mit der Impfung werde man nicht alle Lungenentzündungen verhindern können, ist sich Jürg Dummermuth bewusst. Es sei jedoch zumindest eine Chance, die Häufigkeit zu verringern und so den Antibiotika-Verbrauch zu verringern. «Wichtig ist nun, dass alle Betriebe konsequent mitmachen und impfen. Nur dann werden wir gemeinsam erfolgreich sein», so der Landwirt abschliessend.

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