Die Reinzüchterfamilie Johann und Anita von Grünigen aus dem Turbach BE sind bekannte Stierenhalter und -züchter. Schon 20 Jahre lang halten sie eigene wie auch Genossenschaftsstiere in ihrem Stall. So waren auch die bekannten Stiere Unikat, Amarone, Achill oder Sipan in ihrer Obhut.
Eine gute Bindung
«Jeder Stier ist anders in seinem Gemüt», sagt Johann von Grünigen. Wichtig sei, dass man zu den Stieren eine gute Bindung aufbaue. «Jeden Tag den Stier ein wenig tätscheln und berühren, das hilft, um ihn zutraulich zu machen», ist der Reinzüchter überzeugt. Das sei aber keine Garantie, dass die Kolosse nicht plötzlich böswillig werden. Vor allem beim Decken der Kühe können die Stiere schnell nervös werden, erst recht, wenn die Kuh nicht richtig brünstig sei. «Die Stiere werden dann ungestüm, können plötzlich blitzschnell auf einen zukommen und dich schwer verletzen», sagt der Landwirt. Johann von Grünigen weiss, wovon er spricht, auch er musste schon am eigenen Leib erfahren, dass ein Stier plötzlich angreift. «Damals nahm ich den Stier aus der Viehbänne und merkte sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmt», erzählt er die Geschichte. «Obwohl ich den Stier noch am Nasenring packte, lag ich Sekunden später schon am Boden. In diese Situation hast du unmöglich Zeit und Kraft, den Stier zu bändigen», sagt der Landwirt. «Wenn meine Frau Anita nicht dazugekommen wäre und mir geholfen hätte, wüsste ich nicht, was alles passiert wäre», so der Züchter. Ein solches Erlebnis gehe einem unter die Haut. «Ich war quasi im Schock und brauchte Wochen, um die Angst vor den Stieren überwinden zu können.»
Seither mehr Respekt
Seit diesem Erlebnis hat der Viehzüchter noch mehr Respekt. Von Grünigen rät deshalb, Altstiere oder solche, die ängstlich seien, nur mithilfe einer «Munistange» zu führen. «Mit einer Stange hast du mindestens einen Meter Abstand zum Stier», hält er fest. Johann von Grünigen empfiehlt auch, nicht alleine mit den Stieren zu hantieren, sondern dass immer mindestens zwei Personen anwesend seien. «Wenn du mit dem Stier verunfallst und du alleine bist, kann das böse enden», sagt er.
Mehrere Bezugspersonen
Es sei auch wichtig, dass die Stiere mehrere Bezugspersonen haben und nicht auf einen Einzelnen fixiert seien. «Bei uns zu Hause macht auch meine Frau Anita sehr viel mit unseren Stieren», hält von Grünigen anerkennend fest. Aber: «Wenn ein Stier bösartig wird, muss man handeln und ihn sofort abtun. Da hat es keinen Sinn abzuwarten, ob sein Charakter wieder besser wird», sagt der Munihalter klar und deutlich. Auch wenn der Stier plötzlich rückwärts mit einem laufe, sei das ein schlechtes Zeichen.
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