Man weiss es schon lange, dass Milch mit einem hohen Anteil an Kappa-Kasein B viel wertvoller für die Käseausbeute ist als Milch mit dem Genotyp A oder E. Ab diesem Jahr ist es auch möglich, die Tankmilch auf Kappa-Kasein B zu untersuchen (die BauernZeitung berichtete). Für die Rasse Jersey könnte dies ein grosser Vorteil sein, denn fast alle Stiere und Kühe sind Träger des Kappa-Kaseins BB.
Bekannt für Fett und Eiweiss
Aber nicht nur das: Ein Grossteil der Jersey-Stiere vererbt auch die beliebte Urmilch-Variante A2A2. Und seit Milchfett in der Schweiz zu einem raren Gut geworden ist, könnten die Jersey zu einem weiteren Höhenflug ansetzen. So ist die kleine Rasse für ihre ausserordentlich hohen Milchgehalte bekannt. Viele Betriebe halten deswegen einzelne Jerseykühe in ihrem Bestand, um so Fett und Eiweiss in ihrer Milch zu verbessern. Aber es gibt auch schon Betriebe, welche voll auf die Rasse setzen und einen reinrassigen Jersey-Bestand halten. Und zu guter Letzt hat die Rasse den Vorteil, dass die Kühe nicht zu gross und nicht zu schwer werden, also eine ideale Alternative, wenn die Stallmasse nicht mehr den Vorschriften entsprechen.
Hochburg der Rasse
Wie auf der Website von Swiss Jersey zu lesen ist, verzeichnete die Rasse in der Schweiz steigende Tierzahlen. Gemäss Herdebuch lebten Ende März 2018 knapp 9200 Jersey-Tiere in der Schweiz. Aus der integralen Milchleistungskontrolle und linearen Einstufung stehen momentan rund 370 000 Probe-wägungen bzw. rund 6000 Beschreibungen für die Zucht-wertschätzung zur Verfügung. 2019 gab es noch 857 Jersey-Betriebe. Die durchschnittliche Milchleistung der Jersey-Kühe (Standardlaktation) lag im 2019 bei 5925 kg mit 5,15 % Fett und 3,85 % Eiweiss. Die Hochburg der Jersey-Züchter findet man in den Kantonen Bern (641 Milchabschlüsse im 2019), St. Gallen (626), Zürich (477), Zug (449) und Luzern (442).
Auf der ganzen Welt
Der Ursprung der Rasse geht auf die Jersey-Insel im Ärmelkanal zurück. Von Nordafrika über Spanien und Frankreich gelangte die Rasse auf die Insel, wo sie in Reinzucht auf Milch mit hohen Inhaltsstoffen gezüchtet wurde. Von dort aus wurden die ersten Jersey nach Amerika und Dänemark exportiert. Heute ist die Jerseyrasse die zweitmeist verbreitete Milchrasse weltweit hinter der Holsteinrasse. Hauptzuchtländer sind die USA, Neuseeland, Kanada, England und Dänemark. Die Jerseykuh ist kleinrahmig. Ihr Gewicht beträgt bei einer durchschnittlichen Grösse von 118 – 128 cm 350 bis 420 kg. Gemessen an ihrem geringen Gewicht erbringt sie eine sehr grosse Leistung. Besonders der hohe Anteil an Inhaltsstoffen mit 5,4 % Fett und 4,0 % Eiweiss ist beeindruckend. Kalkulationen haben gezeigt, dass die Jerseyrasse in der Wirtschaftlichkeit weit vorne an der Spitze liegt.
Zuerst als Rasse verboten
In der Schweiz waren die Jerseyrinder bis 1995 als Rasse verboten. Nur die ETH Chamau besass eine Jersey-Herde von 40 bis 50 Tieren für diverse Untersuchungen. Erst nach der Liberalisierung der Schweizer Land-wirtschaft kamen die ersten zaghaften Importe aus Dänemark. Damit die kleine Milchrasse auch gegenüber der Öffentlichkeit und den Zuchtverbänden ein Sprachrohr hatte, wurde von einigen innovativen Bauern im Jahr 1998 eine «Interessen-gemeinschaft Jerseyrind Ostschweiz» gegründet. 1999 erfolgte die Gründung des Schweizerischen Jerseyzuchtvereins. Der Verein bezweckte den Aufbau und die Förderung einer Jerseyrinderzucht in der Schweiz. Der Jerseyzuchtverein ist vom Bund offiziell als Zuchtverband anerkannt.
Frühreif und rentabel
Die Jerseykuh ist sehr anpassungsfähig, ob im extensiven Biobetrieb oder an TMR-Fütterung: Die Jerseykuh funktioniert. Jerseykühe sind frühreif, dadurch halten sich die Aufzuchtkosten gering. Sie passen sehr gut in die heutige Argrarpolitik. Jerseykühe sind umweltverträglich, sie ist die effizienteste Milchkuh im Bereich Ökologie und Leistung. Die Milch von Jerseykühen unterscheidet sich entscheidend. Sie ist nicht nur gehaltreicher, sondern weist eine andere Eiweisszusammensetzung auf. Sie ist wie die Schafs-oder Ziegenmilch besser verträglich, selbst bei Konsumenten, welche eine Milcheiweissunverträglichkeit haben. Jerseykühe sind langlebig und fruchtbar, Mastrassenkreuzungen sind möglich. Das Fleisch der Jerseytiere ist feinfaserig und cholesterinarm.
Neuste Zuchtwerte
Bei den neusten Jersey-Zuchtwerten vom Dezember führt die Rangliste nach Milchwert (MIW) der Stier VJ Hjort mit einem MIW von 122 Punkten an. Hjort vererbt +400 kg Milch, +0,14 % Fett und +0,22 % Eiweiss. Hjort, der in Dänemark gezüchtet wurde, vererbt auch die vorteilhafte Beta-Kasein-Variante A2A2. Im Exterieur vererbt Hjort einen guten Rahmen und ein gutes Fundament. Im Euter ist er mit einem Index von 93 unter dem Rassenschnitt von 100 angesiedelt. Auf dem zweiten Rang nach MIW folgt der Stier Integrity mit 120 Punkten. Mit +128 kg Milch, +0,38 % Fett und +0,29 % Eiweiss, ist Integrity ein starker Gehaltsvererber. Auf dem dritten Platz folgt der erste hornlose Stier Nikon-P mit einem MIW von 118. Der Stier aus Amerika vererbt +450 kg Milch, –0,13 % Fett und +0,13 % Eiweiss. Der Critic-P-Sohn Nikon-P vererbt zudem sehr schöne Euter, welche vorne und hinten sehr fest aufgehängt sind.