«Wir konnten dank der kleineren Jersey-Kühe auf der Fläche des alten Anbindestalles für gleich viele Tiere Liegeboxen und Fressplätze erstellen. Das führte bei unserem Stallumbauprojekt zu bedeutenden Kosteneinsparungen», umschreibt Werner Kenel den ausschlaggebenden Punkt, warum er nach der Betriebsübernahme im Jahr 2013 voll auf die Rasse Jersey setzte. Es gäbe aber noch weitere Vorzüge. So profitiert er bei seiner Käsereimilch im Schnitt von fast zehn Rappen Gehaltszuschlag und kommt somit im Sommer auf über einen Franken Milchpreis.

Leichte Jersey Kühe für schwere Böden

Die Begeisterung für die kleine und feingliedrige Milchkuh ist bei Familie Kenel spürbar. «Das Handling der Tiere ist wegen der geringeren Körpermasse viel angenehmer», erwähnt Bäuerin Margrit Kenel einen weiteren Pluspunkt. Das geringere Gewicht – die Tiere sind rund 200 kg leichter als grosse Milchrassentiere – sei auch auf den Weiden spürbar. Seit der Umstellungen hätten sie auf ihren eher schweren Böden weniger Trittschäden. Auch bei der Futteraufnahme überzeugten die Jersey. «Keine Kuh frisst so aggressiv wie die Jersey-Kuh», so Betriebsleiter Werner Kenel.

Standardliegeboxen zu gross für Jersey Tiere

Der leichte Körperbau sei zwar einerseits ein grosser Vorteil. Auf Betrieben, wo nur einzelne Jersey-Kühe gehalten würden, hätten es diese aber vielfach schwer, sich in der Herde gegen die anderen, viel schwereren Milchrassen durchzusetzen. Aber auch die Kombination Jersey und Standardboxen-Masse sei in Laufställen wegen Verschmutzung der Tiere eine Herausforderung. Das seien Gründe, warum sich Jersey nicht noch stärker ausbreite, erklärt Werner Kenel, der seit dem letzten Jahr im Vorstand des Schweizerischen Jerseyzuchtvereins mitarbeitet. «Unsere Rasse weist schweizweit rund 3500 Kontrollabschlüsse auf, die Tierzahlen sind ganz leicht am Steigen.» Wie jede Rasse hätten natürlich auch die Jersey nicht nur Vorteile. Nachteilig seien sicher die tieferen Schlachtpreise von Kühen und Kälbern. Er besame rund Hälfte der Kühe mit gesexten Jersey-Samen, die restlichen Tiere mit Limousin-Genetik. So gäbe es nur sehr selten reine männliche Jersey-Kälber. Die F1-Tiere könnten gut an Kälbermastbetriebe verkauft werden.

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4 % Eiweiss und 52 Zellen Stalldurchschnitt

Auf dem Hof Erli wurde jahrzehntelang mit Braunvieh gearbeitet. 2005 kaufte Werner Kenel senior dann drei Jersey-Kuhkälber. Zudem wurden die BS-Kühe teilweise mit Jersey-Genetik eingekreuzt. Das habe aber zu keinen zufriedenstellenden Zuchtresultaten geführt. Heute sind mittlerweile 30 der 33 Milchkühe reine Jersey, fast alle gehen auf die drei gekauften Kälber zurück. Die Leistungsdaten lagen 2023 mit25 Abschlüssen bei 8048 kg Mich, genau 5 Prozent Fett, 4,04 Prozent Eiweiss und einer Zellzahl von 52. Die Lebensleistung beträgt über 20 000 kg Milch.

Silofreie Fütterung und hoher Weideanteil

Abo Zuchterfolg Die überzeugendste Zuchtfamilie aus den Reihen von Swiss Jersey Monday, 8. May 2023 Die silofreie Ration besteht im Winter aus hochwertigem Dürrfutter, Zuckerrübenschnitzeln, Maismehl sowie Salz und Mineralstoff am Futtertisch. Über die Kraftfutterstation erhalten die Milchkühe ein Kilogramm Eiweisskonzentrat und drei Kilogramm Leistungsfutter, welches an die Ration angepasst wird, plus ein Startphasenfutter bei Laktationsbeginn. Im Sommer bekommen die Tiere morgens und abends Dürrfutter und Ergänzungsfutter im Stall, die restliche Ration besteht aus Weidegras. «Wir züchten auf eine funktionelle und frühreife Kuh mit hoher Lebensleistung, die gerne noch schön sein kann», umschreibt der 38-jährige Kenel sein Zuchtziel. Dass die Tiere mit dem Präfix ERLIgen funktionell und langlebig sind, beweisen die vielen Auszeichnungen. Schon zwei 80 000er- und fünf 60 000er-Kühe standen im Stall. Zudem schaffte es der Betrieb Erli heuer zum vierten Mal in Serie auf die Managementliste. Ein besonderes Züchter-Highlight erlebte die Familie Kenel mit Oliver-Tochter Oliva, von welcher sie im vergangenen Jahr mit 94 Punkten die beste Zuchtfamilie aller Rassen präsentieren konnte.

Erstmals Jersey an der Viehschau in Oberarth

Die viele Siegerpreise von Viehschauen an der Küchenwand zeigen, dass die Tiere der Familie Kenel nicht nur produktiv sind, sondern auch exterieurstark. Die bekannteste Schaukuh war ERLIgen May Mia, welche 2016 sowohl an der Swiss Expo in Lausanne als auch an der Swissjerseynight in Zug Grand Champion wurde. «Dieses Jahr dürfen wir unsere Rasse erstmals im Kanton Schwyz ausstellen. An der Bezirksviehschau in Oberarth können wir unsere Tiere präsentieren», freut sich Werner Kenel über die steigende Wertschätzung seiner Jersey-Rasse.

Der Erlihof – ein vielseitiger Familienbetrieb
Der Hof Erli ist ein Zweistufenbetrieb. Von den 28 ha Land liegen nur 4 ha auf dem Talboden in Arth. 20 ha Naturwiesen und Weiden befinden sich auf dem sechs Kilometer entfernten Bergheimet Rufiberg auf gut 1000 m ü. M. Von Ende April bis Mitte Oktober sind alle Kühe auf dem Rufiberg, wo sie von Werner Kenel senior betreut werden. Ebenfalls zum Betrieb gehören noch 4 ha Land vom Eltern-Heimet von Margrit Kenel im Goldauerberg oben.

Nebst dem Hauptbetriebszweig Milchwirtschaft ist der Direktverkauf im hofeigenen Selbstbedienungsladen bedeutend. Alles Obst aus der rund 70 Aren grossen Anlage und ein Teil der Früchte der rund 180 Hochstammbäume werden so vermarktet. Auch die Eier der 150 Legehennen werden gut nachgefragt. Zudem stehen Most, Dörrfrüchte, Sirup und eine grosse Auswahl an Konfitüren im Angebot. Ergänzt wird das Sortiment mit zugekauften Produkten von Partnerbetrieben. Zusätzlich zum Betriebsleiterpaar arbeiten Werner Kenel senior und ein Lehrling zu 100 Prozent mit. Im Direktverkauf ist eine weitere Person in einem 30-Prozent-Pensum angestellt. Zudem dürfen die Kenels bei Arbeitsspitzen auf die Unterstützung von weiteren Familienmitgliedern zählen.
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