Mitte Januar 2022 wurden in Italien (Piemont, Ligurien) Ausbrüche des ASP-Virus (Genotyp 2) entdeckt. Besorgniserregend für die Branche hierzulande: An der Profera-Tagung in Kirchberg SG von Ende Januar im «Toggenburgerhof» standen deshalb die Vorsorgemöglichkeiten und Biosicherheit im Fokus des Referenten David Rossbroich, Geschäftsführer von PigXperts.

Achtung Stiefel

Biosicherheit ist gemäss Definition die Disziplin, die sich mit der sicheren Handhabung und Eindämmung von infektiösen Mikroorganismen und gefährlichem biologischem Material beschäftigt. David Rossbroich veranschaulichte auch visuell, was es zu beachten gilt: So beginnen die präventiven Massnahmen gegen das ASP-Virus bereits bei der Gestaltung der Hygieneschleuse, die nach einem Schwarz-Weiss-Prinzip gekennzeichnet werden sollte. Auch sollen Hinweise auf Hygienemassnahmen am Betrieb aushängen. Dazu gehören Vorgaben wie beispielsweise, dass keine Lebensmittel in den Betrieb genommen werden. Das Bewusstmachen von Laufwegen auf dem Betrieb gehöre dazu. Es stellen sich hier Fragen wie: «Wo kreuze ich mit meinen Stallstiefeln die Fahrtwege von landwirtschaftlichen Fahrzeugen? Wo besteht die Gefahr, einen Erreger mittels Stiefeln zu den Tieren zu bringen? Welche Konsequenzen ziehe ich daraus? Wie kann ich meine Stiefel desinfizieren?».

Ebenfalls zu beachten sei eine sachgemässe Kadaverlagerung und -entsorgung. Man müsse sich bewusst sein, dass Kadaversammelstellen Drehscheiben für Krankheitserreger sind. «Fahren Sie keinesfalls mit Stallkleidern zur Sammelstelle. Transportbehältnisse für Kadaver müssen nach dem Transport gereinigt und desinfiziert werden und gehören nicht in den Tierbereich.»

«Die besten Lösungen zur Verbesserung kommen vom Landwirt selber.»

David Rossbroich, Fachtierarzt für Schweine.

Umdenken gefordert

Schwieriger zu realisieren sei in der Regel eine Umzäunung. Die Umzäunung der Ausläufe am Betrieb wird im Abstand von mindestens einem Meter empfohlen. Maschenweite und Bodenfreiheit sollen so gering sein, dass kein Fuchs hindurchpasst. Der Zaun soll eventuell mit Betonfundament versehen sein. «In Süddeutschland und der Schweiz haben wir kleinere Strukturen, die häufig über Generationen gewachsen sind. Somit sind die Ställe häufig verzweigt. Hier ist es schwieriger, den Tierbestand vor dem Eintrag von Krankheitserregern zu schützen», sagte David Rossbroich. Er brachte Vorschläge zur Verbesserung der Biosicherheit ein. Zu den Empfehlungen gehört etwa die Abdeckung der Ausläufe mit Netzen zum Schutz vor Vögeln sowie die Bekämpfung von Schadnagern in den Stallungen. Eine gute Biosicherheit schränke die meisten Landwirte in ihrer täglichen Arbeit zunächst ein. «Es erscheint vielleicht anfänglich mühsam, sich jedes Mal komplett umzuziehen, bevor der Stall betreten wird. Ausserdem wird man nicht durch Erfolg, wie etwa steigende Leistungszahlen, belohnt.» Man müsse aber die Investition in eine gute Biosicherheit wie eine Versicherung sehen, in die man investiere und hoffe, sie nie zu brauchen.

Fazit: Es sei realistisch, dass Betriebe vor dem Eintrag der ASP geschützt werden. Es drehe sich meist um die gleichen Problemstellen. «Die besten Lösungen zur Verbesserung der Biosicherheit kommen vom Landwirt selber», ist David Rossbroich überzeugt.

Zäune nicht fürs Auge

In der Schlussdiskussion in Kirchberg wurde unter anderem die Frage laut, ob Kadaversammelstellen nicht überwacht werden könnten. Da dieses kantonal geregelt ist, lasse sich dies nicht generell umsetzen. Auch das Thema Umzäunungen warf ungelöste Fragen auf: So würden grossflächige Umzäunungen zu Konflikten in der dicht besiedelten Schweiz führen. Und darüber hinaus gelte es zu bedenken, dass dieses dem Ansinnen der Landwirtschaft nach offenen Stalltüren völlig konträr gegenüberstehe.