Thyas Künzle und Nathalie Roth, beide von der Fachstelle Rindvieh am LZSG Flawil, führten Ende Februar einen Kurstag «Kälberhaltung für Bäuerinnen» mit Theorie- und Praxisteil durch. Ein Dutzend Ostschweizer Bäuerinnen nutzte den Tageskurs und die Gelegenheit, Massnahmen zu diskutieren, wie man mit weniger Mühe gesündere Kälber erreicht, die sich als ausgewachsene Kühe langlebig und produktiv zeigen.

Gesunde Kälber werden gesunde Kühe

Kälbergesundheitsdienst Gesündere Kälber dank Projekt «KGD-Tränker» Monday, 13. December 2021 Eingangs stand die optimale Geburtsvorbereitung der Kuh im Fokus. Empfehlenswert sind mindestens 10 m2 Platz pro Kuh in einer grosszügig eingestreuten Abkalbebox. Wichtig ist der Sichtkontakt: Übersicht im Liegen und im Stehen bringt Ruhe für den Geburtsverlauf und die Erstversorgung von Kuh und Kalb. Die Kälbergesundheit beginnt im Mutterleib. Diese wird durch unterschiedlichste Faktoren wie eine angepasste Fütterung der Galtkuh und eine optimale Körperkondition des Muttertieres stark beeinflusst. Die Hygiene rund um die Geburt ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für einen optimalen Start. 

Nathalie Roth sagte, dass Kälber, die eine Schwergeburt erleiden, in der ersten Laktation bis zu 700 kg Milch weniger geben. Nach der Geburt entwickelt das Kalb die beste Lungenentfaltung in stabiler Brustlage. Die Sauerstoffversorgung des Kalbes wird durch Lecken des Muttertieres angeregt. Die Bäuerin kann dies positiv beeinflussen durch kräftiges Reiben des Brustkorbes mit Stroh. Lebensschwache Kälber können mit einem Kaltwasser-Guss und/oder Beatmung mit dem Kälberretter unterstützt werden.

Beobachten ist das A und O nach der Geburt

Abo Lehrling der Woche Den Kälbern das Trinken beibringen Thursday, 14. October 2021 Nach der Erstversorgung sollte das Kalb in einen sauberen Bereich gebracht werden. Nathalie Roth zeigte eine Starterbox im Nahrungsaufnahmebereich der Kuh als sauberes Behältnis. Dabei liegt das Kalb in einem geschützten Rahmen auf sauberem Heu. Die Erstversorgung von Kuh und Kalb gelingt, wenn den Aspekten Melken, Eingeben, Versorgung mit Mineralstoffen und Kolostrum die nötige Beachtung geschenkt wird.

Um den Blick der Bäuerinnen dafür zu schärfen, ob sich ein Kalb in einem guten Gesundheitszustand befindet oder ob eine Beeinträchtigung vorhanden ist, zeigte Roth Fotos von Kälbern in unterschiedlichem Gesundheitszustand. Sie gab zu bedenken, dass es beim Kalb insgesamt 18 mögliche Eintrittspforten für unterschiedliche Erreger am Körper gibt.

Beurteilung sollte im liegenden Zustand erfolgen

Aufschluss über den Gesundheitszustand geben auch die Stellung der Ohren sowie ein «vifes» Verhalten, wenn man sich der Box nähert, und ein sauberes Fell. Der Bauch sollte entspannt und gefüllt wirken. Ein aufgezogener Bauch sei ein Zeichen von Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall.

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Es gilt zu bedenken, dass die Kälber während der meisten Zeit des Tages liegen und somit eine Beurteilung im liegenden Zustand erfolgen muss. Jeder Durchfall bedeutet, dass das Tier während einer Woche keine Zunahmen erreicht und vorgeschwächt für weitere Erkrankungen ist. Die Folgen von Durchfall für die Entwicklung sind:

  • Tiefere Tageszunahmen
  • geschwächtes Immunsystem
  • höheres Erstkalbealter
  • tiefere Milchleistung in der 1. Laktation

Biestmilch: So viel, so schnell und so lange wie möglich

Thyas Künzle leitete sein Referat mit der Frage nach den Erwartungen, welche Bäuerinnen an ein Kalb haben, ein. Ziele sind in jedem Fall gesunde Kälber, hohe Tageszunahmen und später eine gesunde, leistungsfähige Kuh. Zunächst gelte es, sich zu vergegenwärtigen, dass ein Kalb zum Zeitpunkt der Geburt noch kein Wiederkäuer ist. Jedes Kalb muss nach der Geburt rasch mit Biestmilch versorgt werden. Sie hilft, ein Immunsystem aufzubauen. Bei der Biestmilchversorgung gilt: So viel, so schnell und so lange als möglich.

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Tipps für die Berufskolleginnen

Fränzi Süess, Bäuerin aus Andwil im Kanton St.Gallen, auf deren Betrieb der Praxisteil stattfand, berichtete, dass sie bis zu vier Liter Biestmilch in den ersten sechs Stunden gibt. Sie ist verantwortlich für rund 45 Kälber in unterschiedlichen Gruppen. Künzle sagte, dass es vorkomme, dass die Milchaufnahme beim ersten Tränken erschwert ist. Dann empfehle sich das Drenchen. Dieses soll ausschliesslich mit einem weichen, flexiblen Drencher erfolgen.

Süess gab ihren Berufskolleginnen folgende Tipps:

  • Ad-libitum-Tränke in den ersten Wochen.
  • Kälbersignale beobachten.
  • bei Auffälligkeiten Temperatur messen, Ausscheidung kontrollieren.
  • Behandlungsliste führen.
  • Bei ersten Anzeichen von Durchfall Elektrolyte/Bicarbonat verabreichen, zusätzlich zur Milchtränke.
  • Pro Kalb immer denselben Tränkekübel verwenden.
  • Nuggi, bei dem das Kalb viel Widerstand hat.
  • Boxen/Iglus mindestens nach einem Wechsel ausmisten und waschen.

Eine tiefe, trockene Einstreu, frisches Wasser und Heu und ein gutes Stallklima sind die günstigsten und effektivsten Massnahmen für ein gesundes Kalb.

Wer seine Tiere liebt, der wiegt

Das Gewicht des Jungviehs wird regelmässig überprüft, um Wachstumseinbussen zu erkennen und entsprechend zu handeln. Meilensteine der Jungviehaufzucht für grossrahmige Milchviehrassen sind:
- Bei der Geburt: 45 kg
- Nach 50 Tagen: 90 kg
- Mit 4 Monaten: 140 kg
- Mit 60 Monaten: 230 kg
- Mit 12 Monaten: 360 kg
- Bei der Besamung (15-17 Monate): 420 kg
- Bei der 1. Abkalbung: 630 kg