Kälber werden das ganze Jahr über aufgezogen. Im Winter allerdings stellen sich besondere Herausforderungen, um die Tiere vor Krankheiten wie etwa der Kälberpneumonie zu schützen: «Bei tieferen Temperaturen ist der Energiebedarf höher, was eine besonders gute Isolation erfordert», stellt Christian Manser vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) fest. «Dazu braucht es in erster Linie ein trockenes und sauberes Fell.»
Nach der Geburt schnell trocknen
Christian Manser empfiehlt daher grundsätzlich, den Boden im Kälberstall tief einzustreuen und vernässte Liegeflächen zu vermeiden. Besonders empfindlich sind Frischgeborene. Weist deren Fell durch Schleim und Kot entstandene Verklebungen auf, sollten diese möglichst bald herausgebürstet werden. Idealerweise wird das Fell der Neugeborenen schnell getrocknet. Dies kann mit Stroh, einem Handtuch oder gleich mit einem Haarföhn erfolgen.
Für die Kleinen hat sich zudem das Tragen einer Kälberdecke bewährt. «Manche brauchen es bis zum Alter von drei Wochen, andere auch länger», sagt Manser. «Allerdings ist darauf zu achten, dass die Decken mit der Zeit nicht zu eng werden und die Tiere darunter nicht schwitzen.» Auch sollten Jungtiere nicht bei Regen im Auslauf stehen, weil nasse Haare schnell zu Erkältungen führen. Ausserdem kann es hilfreich sein, den Kälbern ab der zweiten Lebenswoche Liegeboxen anzubieten und Gruppen mit ähnlich grossen Tieren zu bilden, um Schwächere vor Stress zu bewahren und die Liegeflächen leichter trocken zu halten.
Ein gutes Stallklima ist wichtig
Gute Luft ist ebenfalls ein wichtiger Punkt: «Grundsätzlich gilt, dass ein trockenes, kaltes Stallklima besser ist als feuchtwarme Luft, die mit Ammoniak durchsetzt ist», so Christian Manser. «Dies auch im Hinblick darauf, dass Ammoniak viel zu aggressiv ist für Kälberlungen.» Bewährt habe sich aus diesem Grund eine Haltung im sauberen, gut eingestreuten Iglu, welches gegen die Windrichtung ausgerichtet ist.
Sind die Kälber drinnen aufgestallt, empfiehlt es sich, für eine gute Luftzirkulation zu sorgen. Entfernt man das zweitunterste Brett des Gatters, kann die Luft auch bodennah zirkulieren, wo die Kälber liegen. Ebenfalls ratsam ist der Einsatz eines Ventilators. Dieser trägt auch im Winter zusätzlich zu einem erhöhten Sauerstoffaustausch bei. Manser rät, es selbst auszuprobieren: «Es kann nicht schaden, sich für zehn Minuten mit der Nase auf Kopfhöhe der liegenden Kälber ins Kälbernest zu legen, um die Luftqualität zu überprüfen und diese anschliessend bei Bedarf zu verbessern.» Ausmisten führt ebenfalls zu besserer Luftqualität.
Die Jungtiere brauchen genügend Flüssigkeit
Um bei kalten Temperaturen den Mehrbedarf an Energie abzudecken, haben Kälber idealerweise Zugang zu einer Ad-libitum-Tränke. Doch auch die Flüssigkeitsaufnahme an sich ist laut dem Fachmann wichtig. Die Schleimhäute der Atemwege und des Verdauungstrakts sollten nicht austrocknen, da sie eine wirksame Feuchtigkeitsbarriere gegen Viren und Bakterien sind. So empfiehlt Christian Manser, die Tiere vorsorglich an besonders kalten Tagen dreimal täglich mit lauwarmem Wasser oder Tee zu versorgen. Lediglich je ein Kessel morgens und abends, mit Abständen von zwölf Stunden, sei dagegen zu wenig. Eiskaltes Wasser wird von Kälbern kaum aufgenommen. «Die Rolle der Vorsorge ist nicht zu unterschätzen», betont Manser. «Es ist einfacher, dem Kalb warmen Tee zu geben, solange es gesund ist, als wenn es bereits erste Symptome zeigt.» Vorausschauend handeln lohne sich auch finanziell. Er macht einen Vergleich: Für den Preis eines Tierarztbesuchs könne man etwa 400 Kilo Stroh kaufen.