Seit 2008 läuft das Ausrottungsprogramm gegen die Bovine Virusdiarrhoe BVD. Seither konnte die Häufigkeit der Geburten von persistent mit dem BVD-Virus infizierten Rindern (PI-Tiere) gesenkt werden.
Immer noch ein Thema
Doch beim Bauer S. (Name der Redaktion bekannt) ist BVD immer noch ein Thema. Sein Betrieb ist bis auf Weiteres gesperrt. Der Grund: Eines seiner Kälber brachte die Seuche vom Tierspital nach Hause in seinen Stall. Nachdem in seiner Tankmilch im April 2018 Antikörper festgestellt wurde, mussten alle seine zirka 55 Tiere auf BVD untersucht werden. Und sein Betrieb wurde daraufhin teilgesperrt. "Ich kann nicht verstehen, wie so etwas in einem Tierspital passieren kann", sagt Bauer S. nachdenklich. Auf Anfrage äusserten sich die Nutztierklinik und der Veterinärdienst des Kantons Bern wie folgt: "Seit März 2017 werden die Tierhalter bei jeder Tierannahme im Tierspital gefragt, ob spezielle Risikofaktoren (BVD-Fälle auf dem Betrieb, Teilnahme an Viehschauen oder Ausstellungen usw.) vorliegen." Sei dies der Fall, werde das Tier direkt abgesondert, bis das Resultat der Untersuchung auf BVD-Virus vorliege. Jedes Tier der Rindergattung – auch wenn es nicht besonderen Risikofaktoren ausgesetzt war – werde bei Klinikeintritt getestet. "Die Tierhaltenden werden mündlich und schriftlich zum Vorgehen informiert und bestätigen dies mit einer Unterschrift."
Erneutes Rösslispiel
Die Sache ist für Bauer S. noch nicht ausgestanden. Nachdem die meisten seiner verbringungsgesperrten trächtigen Kühe und Rinder abgekalbt und die neugeborenen Kälber alle ein negatives BVD-Proberesultat aufwiesen, wurden in der Dezember-Tankmilchprobe erneut erhöhte Antikörper festgestellt. Nun ging das Rösslispiel wieder von vorne los und allen Tieren musste wieder Blut entnommen werden. Mit dem Resultat, dass diesmal ein BVD-Viren-Kalb, ein sogenanntes PI-Tier gefunden wurde. Die Mutter dieses Kalbes hatte in der Blutprobe vom April 2018 keine BVD-Antikörper, deshalb musste das Kalb nicht getestet werden. In der Dezember-2018-Blutprobe war die Kuh dann Antikörper-positiv - ein Schock! Bauer S. geht davon aus, dass die Kuh schon im April BVD- Antikörper-Trägerin war. Dies kann nur ein Probenfehler oder eine Verwechslung sein. Für den Landwirt ist dies ein grosses Fragezeichen.
Angst und Verlust
Der Wunsch von Bauer S. ist nur, dass die Sperrung seines Betriebs Ende Juli endlich aufgehoben werden kann. Denn nicht nur die Angst, sondern auch der finanzielle Verlust sei auf die Dauer sehr belastend. Enttäuscht ist Bauer S. vom Tierspital, welches sich bis anhin nie bei ihm persönlich meldete. Auch die Frage der Entschädigung ist zum heutigen Zeitpunkt noch offen. Diesbezüglich teilt das Tierspital mit: "Tierverluste infolge einer BVD-Infektion werden vom zuständigen Veterinärdienst entschädigt." Und über das Restrisiko einer Infektion trotz rigorosem Überwachungskonzept werde bei Ankunft der Tiere informiert.